Jetzt ist es wieder so weit: El Clásico, das Spiel aller Fussballspiele wird weltweit eine dreistellige Millionenzahl an Zuschauern begeistern. Real Madrid oder Barcelona – wer hat am 10. Dezember im Estadio Bernabeu die Nase vorn? Uhupardo und Canguratoncita werden sich nicht einig.
Uhupardo sagt:
Das neue Selbstbewusstsein strotzt durch die Mauern des Bernabéu – aber sie irren sich trotzdem. Am 10. Dezember gegen Mitternacht wird plötzliche Selbsterkenntnis durch die weissen Trikots wabern und José Mourinho die nächste abstruse Verschwörungstheorie bemühen müssen.
Inklusive des berüchtigten “Trivote” werden sieben weisse Verteidiger auf dem Feld stehen, äusserlich ruhig und innerlich schlotternd vor der unbegrenzten Kombinationsfähigkeit Barcelonas. Einen muss man dabei von vornherein abziehen: Marcelo ist eher “public risk” als Verteidiger. Damit ist der ängstliche Blick der Innenverteidiger bereits nach links abonniert. Vorsicht, freilaufender Marcelo! Das gibt viel Platz in der Mitte.
Zwei, die die gut geölte Maschine Barcelonas freiwillig nicht behindern werden, findet man weiter vorne. Cristiano Ronaldo wird sich mit Anwesenheitspflicht begnügen und mit zwei Freistössen in die Mauer, wie das in grossen Spielen so üblich ist. Da Kaká nicht rechtzeitig fit wird, dürfte Özil in der Startelf stehen. Das deutschtürkische Sensibelchen, wird auf dem langen Weg zum Mann sein Motto pflegen: “Also, wenn ihr mir keinen Platz lasst, ihr Bösen, hab ich heute überhaupt keine Lust auf Fussball.”
Nun braucht es nur noch ein bisschen Mannschaftspsychologie, um die geballte Inkontinenz namens Pepe dem Schiedsrichter zu empfehlen, dann ist der Fisch bereits vom Tisch: 8 gegen 11 praktisch. Den Rest erledigen 70 Prozent Ballbesitz und ein paar geniale Messi-Einlagen fast von alleine. Wer weiss, vielleicht wird sogar David Villa in einem vibrierenden Cläsico endlich mal wach. Nötig ist es nicht.
Real Madrid zu schlagen, macht nur im Bernabéu wirklich Spass. Wenn das Madrider Operettenpublikum schon nicht singt und klatscht, soll es wenigstengs genug Gelegenheit zum Pfeifen haben.
Canguratoncita sagt:
El Clásico, Real Madrid trifft auf das aktuelle Mass aller Dinge im Fußball und angesichts dessen bedarf es keiner großen Überlegung, wer als klarer Favorit in die Partie geht. Doch Busquets und die anderen katalanischen Staatsschauspieler werden diesmal ihr ganzes Können aufbieten müssen, um alle Nachteile durch die üblichen Rasen-Pirouetten aufwiegen zu können.
Madrid liegt mittlerweile sechs Zähler vor Barça, hat in der Königsklasse eine Weste weisser als die eigenen Trikots und kann in Mourinhos zweitem Jahr auf der Trainerbank eine deutliche Steigerung im Hinblick auf geschlossene Mannschaftsleistung und Zusammenspiel der einzelnen Star-Akteure verbuchen. Daneben ist man im Moment das effektivste Team in La Liga, wie die Torschuss-Tor Ratio beweist. Und all das – hier liegt ein wichtiger Unterschied – mit spektakulärem und hochunterhaltsamen Fußball im Gegensatz zum Unterhaltungswert der gut geölten grauen Nähmaschine Barcelonas.
Barça dagegen hat vor kurzem eine ganz neue Seite an sich entdeckt: die Auswärtsschwäche. So versagten wiederholt die bisher so hochgepriesenen Stilmittel wie Ballbesitz und Pass-Stafetten im zweistelligen Bereich, was einen ratlosen Ausdruck auf den Gesichtern der Barça-Spieler hinterlässt. Ganz schlimm wurde das katalanische Selbstverständnis gebeutelt, als bekannt wurde, dass Messi Elfmeter verschiessen kann. Guardiola routiert im doppelten Sinne: Wir haben schon ein stabileres und selbstsicheres Barcelona im Vorfeld eines Clásicos erlebt. Zweifel essen Seele auf!
Aber auch ohne Mithilfe des Gegners können die Blancos mit viel Selbstbewusstsein um die eigenen Stärken in das Clásico gehen: Pepe und Ramos bilden seit Wochen das beste Innenverteidiger-Duo der Liga. Neuzugang Fabio „Pferdelunge“ Coentrao wird all die Löcher stopfen, die ein plötzlich zum Offensiv-Crack mutierter Marcelo hinterlässt. Alonsos 40-Meter-Pässe auf den Punkt waren nie besser. Di María, Cristiano Ronaldo und Özil haben zuletzt mehrmals bewiesen, dass sie die Meister der spektakulären Hochgeschwindigkeits-Konter sind und sowohl Benzema als auch Pipita sind just in time in bester Torlaune und treffen aus dem Stand und aus allen Lagen.
Die letzten Clásicos verliefen nicht zu Gunsten Madrids. Man kann Mourinho vorwerfen, dass er taktische Fehler gemacht hat. Eines kann man ihm jedoch nicht vorwerfen: dass er denselben zweimal macht. Nach Schlusspfiff wird Pep Guardiola die Einsicht laut wiederholen müssen, die ihn schon neulich überkommen hatte: Mourinho ist eben doch der Beste. Das wird er auch in Bezug auf Real Madrid einsehen müssen.
Ganz klar: Dieses Jahr ist wieder Real an der Reihe. Wie man es sehen möchte, aber es hat auch sein Gutes, wenn die Dominanz von Barcelona ein Ende findet. Nicht nur in der Primera sondern auch die Champions League schreit nach einem neuen Sieger…