Europa wird kaputt gespart, von Merkels Gnaden!

Die Bevölkerungen in Griechenland, Italien, Irland und Portugal werden ausgequetscht wie eine Zitrone. Alles ganz im Sinne der „alternativlosen Sparmassnahmen“. Spanien hat ebenfalls gerade das erste 15-Milliarden-Sparpaket geschnürt. Angela Merkel betrachtet die Entwicklungen selbstzufrieden – und vergisst dabei gern, wie Deutschland das Geld mit vollen Händen ausgab, um die Finanzkrise 2008 zu überwinden.

Deutschland ist nicht etwa ein Land im Zentrum von Europa. Es ist das Zentrum Europas, jedenfalls in den Augen der Bundesregierung. Die Wirtschaftslokomotive. Der Staat, um den sich gefälligst alles zu drehen hat. Rundherum nur Faulpelze und Versager, die mit Geld nicht umgehen können und den ganzen Tag in der Hängematte liegen, wie die Kanzlerin den Südländern höchstpersönlich bescheinigte.

Gut, dass damit jetzt Schluss ist und „in Europa wieder Deutsch gesprochen wird“, wie Volker Kauder (CDU) zufrieden feststellte. Von den Faulpelzen und Schuldenmachern werden nun aus Berlin „endlich Disziplin“ und „alternativlose Sparanstrengungen“ gefordert.

 

Die Musterschüler lassen sich nicht zweimal bitten. Die Portugiesen müssen sich seit dem 1. Januar zweimal überlegen, ob sie wirklich krank sein dürfen. Musste die Bevölkerung schon bisher besonders hohe Zuzahlungen leisten, haben sie sich jetzt mehr als verdoppelt. Jeder Besuch in der Notaufnahme von Krankenhäusern kostet nun mindestens 20 Euro (vorher 9,60) und sogar 50 Euro, wenn eine klinische Untersuchung notwendig wird. Bei einem Mindestlohn von 485 Euro sind das zehn Prozent vom Einkommen. Für Arztbesuche gilt dasselbe: Mehr als verdoppelte Kosten.

Sondersteuern auf Strom, Gas, Alkohol und Tabak, Mautgebühren werden eingeführt, die verringerten Mehrwertsteuersätze fallen weg. Alles Massnahmen, die diejenigen treffen, die schon bisher kaum bis zum Monatsende kamen. Die Arbeitslosigkeit steigt, denn viele Firmen hatten nur darauf gewartet, langjährige Mitarbeiter billiger loszuwerden: Die Abfindung wurde von 30 Tagen pro gearbeitetem Jahr auf 8 bzw. 12 Tage herabgesetzt.

 

In Spanien wurden der Mindestlohn und die Beamtenbezüge eingefroren, die öffentlichen Ausgaben um 8,9 Milliarden herunter gefahren. Die Lohnsteuer (IRPF) wurde erhöht. Schon im ersten Trimester werden, so die Ankündigung, weitere und noch drastischere Sparmassnahmen folgen.

Der irische Finanzminister Michael Noonan stellte soeben den siebten Sparhaushalt in Folge vor. 20,8 Milliarden Euro hat Irland bereits in den vergangenen Jahren gespart. 2012 sollen noch einmal 3,8 Milliarden Euro dazukommen. Insgesamt entsprechen die Einschnitte damit rund 15,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Von Griechenland oder Italien soll hier erst gar nicht die Rede sein, weil es den Artikel sprengen würde. In Rom haben die drakonischen Sparpakete sogar einer Ministerin die Tränen in die Augen getrieben bei der Verkündung des Sparpakets. Dort wie in Griechenland und in Spanien haben Banker und Finanzhaie die wirtschaftlichen Regierungszügel in die Hand genommen, weil Politiker ihrer eigenen Hilflosigkeit nicht mehr Herr wurden.

Und Deutschland? Das Zentrum des europäischen Universums schaut zufrieden zu, wie Europa kaputt gespart wird. Dabei wird vollkommen vergessen, wie denn Deutschland aus der Finanzkrise 2008 gebracht wurde. Da wurde hemmungslos Geld ausgegeben für Abwrackprämie, staatlich subventionierte Kurzarbeit und ein ganzes Bündel anderer Massnahmen. Keine Rede von Gürtel enger schnallen, weit weg von „rigorosem Sparen“, genau das Gegenteil war der Fall! Weil man wusste: Der Staat muss in guten Zeiten sparen, in Krisenzeiten muss er Geld ausgeben. Das wurde 2008 konsequent umgesetzt.

 

Gilt natürlich nur für Deutschland, die Achse der Wichtigen! Die ganzen europäischen Satelliten drumherum muss man dazu zwingen, ihre Bevölkerung zu verelenden, um „Schulden abzubauen“ – deren Rate ist in Deutschland deutlich höher als in Spanien, aber wer will das wissen? Erst viel später, wenn in Berlin die Erleuchtung einschlägt, dass deutsche Exporte nicht mehr stattfinden, weil niemand mehr Geld hat, in Deutschland zu bestellen, dann vielleicht wird irgendwem auffallen, dass deutsche Exportweltmeister-Erfolge immer schon die Schulden der anderen waren.

Das allerdings dauert noch ein Weilchen. Bis dahin werden die Portugiesen, Spanier, Italiener, Griechen oder Iren noch sehr viel leiden müssen, weil ihre Regierungen mittels Kadavergehorsam den Weisungen einer Angela Merkel folgen, die selbst aber hemmungslos Geld ausgeben und weitere Schulden machen konnte, als es darum ging, die deutsche Karre aus dem Dreck zu ziehen. Investitionen in Infrastruktur wären auch jetzt dringend nötig in Europa, doch das sieht und fordert höchstens die Opposition.

 

Deutschland hatte gerade begonnen, alte Antipathien in Europa abzubauen und zu einem „normalen“ Land zu werden. Die sogenannte Euro-Krise wird diesen Trend ins Gegenteil verkehren.

Wer in der ganzen Sache Recht hat?Nur Heiner Geissler!

23 Kommentare zu “Europa wird kaputt gespart, von Merkels Gnaden!

  1. malocher sagt:

    Ziel ist es von Merkel und Schäuble die Staaten mittels Sparzwang
    dazu zu zwingen in den nächsten Jahren ihre Souveränität aufzugeben
    um sich endgültig in die EU- Diktatur zu begeben.

    • uhupardo sagt:

      Zwei Möglichkeiten.

      Möglichkeit 1
      Merkel und Schäuble wissen genau was sie tun, wollen Nationalstaaten unter die „EU-Diktatur“ zwingen, ihrer Lobby die Taschen füllen oder was auch immer.

      Möglichkeit 2
      Merkel und Schäuble glauben selbst fest daran, dass sie offenherzig und ehrlich alles tun, um den Euro und Europa zu retten.

      Die Entscheidung, welche dieser beiden Möglichkeiten schlimmer ist, fällt verdammt nicht leicht.

      • donfurioso sagt:

        Lange glaubte ich an Moeglichkeit 2 – in der Tat schlimm genug! Mehr und mehr glaube ich an Moeglichkeit 1 – weil diese Entwicklung zur Politik im Namen einer kleinen Lobby im Trend liegt. Wie anders ist der permanete Rettungsschirm zu erklaeren, der nichts anderes ist als ein Hedgefond, der niemandem Rechenschaft schuldig ist und die dummen Buerger in die Armut zwingt.

      • Jesuit sagt:

        Welche der beiden Möglichkeiten angepeilt wird, läßt sich leicht aus folgendem Zitat ableiten:

        >>> … There is a limited transition period where we have to manage the nervousness on the markets,” Mr. Schäuble said. “If it is clear that by the end of 2012 or the middle of 2013 that we have all the ingredients for new, strengthened and deepened political structures together, I think that will work.”

        He sees the turmoil as not an obstacle but a necessity. “We can only achieve a political union if we have a crisis,” Mr. Schäuble said. <<<

        Dr. jur. Wolfgang Schäuble in der New York Times am 18.11.2011

        Noch mal zum Mitschreiben:

        "Wir können eine politische Union nur erreichen, wenn wir eine Krise haben."

        Quelle:
        https://www.nytimes.com/2011/11/19/world/europe/for-wolfgang-schauble-seeing-opportunity-in-europes-crisis.html?_r=3&pagewanted=2

  2. ichbindaswortistich sagt:

    Inoffiziell haben längst alle Parlamente ihre Souveränität aufgegeben. Es geht nun nur mehr darum, dies auch offiziell zu verewigen. In keinem Parlament werden irgend bedeutende Entscheidungen getroffen. Diese fällt man in kleinen Gremien, deren Mitglieder sich insonderheit aus führenden Wirtschaftsunternehmen rekrutieren, um die Interessen der Reichen gewahrt und gefördert zu wissen. Im Parlament werden diese Beschlüsse dann nur noch abgenickt.

    Unterdes entspricht es dem konservativ-neoliberalen Zeitgeist, die übrigen EU-Länder gleichsam in die Knie zu sparen: Auf Teufel komm raus alles mitnehmen, was drin ist, und nach uns die Sintflut! Im Kapitalismus geht es eben nicht um das Wohl aller, sondern um alles Wohl einiger weniger. Und wer kennt nicht das alte Sprichwort: Wer hat, dem wird gegeben! … oder so …

  3. birkental sagt:

    Wollen wir zulassen, dass Europa nur über das Geld geeint wird? Dann wird auch nur das Geld regieren.
    Es liegt an jedem von uns, die Idee der europäischen Gemeinschaft mitzudenken. Blogs wie dieser zumindest legen einen Stein. Fundament oder Wurfgeschoss?

  4. donfurioso sagt:

    Leider befindet sich Deutschland im Auge eines Orkans. Die Buerger schlafen, denken – was gehen mich die Spanier an, solange es mir gutgeht! Nur: Unser Wohlstand haengt von Export ab. Wer denkt, China werde alles richten, wird sich demnaechst verwundert die Augenreiben. Bitte anschnallen, wir stehen vor einer harten Landung!

    • uhupardo sagt:

      Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen, donfurioso. Deutschland wird bald merken, dass das Zentrum eben in der Mitte liegt – vollkommen abhängig von allem, was darum herum liegt. Ob das die deutsche „wir sind wir“-Arroganz zu verringern in der Lage ist, wage ich zu bezweifeln, die scheint komplett resistent gegen jeden denkbaren Einfluss. Doch irgendwann – wenn es genug Geld und Image gekostet hat, könnten wenigstens die anmassenden Töne von Dur auf Moll wechseln. Das wäre ein Anfang.

  5. anonym sagt:

    Der Artikel ist lächerlich :
    Man kann sich NICHT kaputtsparen sondern nur „kaputtverschulden“ .

    • uhupardo sagt:

      Nur eine starke Vokabel und einen platten Spruch, aber immerhin etwas gesagt, wenn schon Inhaltlich nichts vorhanden ist? Auch so etwas hat hier Platz, herzlich willkommen.

    • ziesel sagt:

      DAMIT IST ALLES GESAGT:

      WELCHE NAIVEN GEISTER GLAUBEN DENN; DASS MAN WEITER MIT
      KONSUM AUF PUMP WIEDER AUF DIE BEINE KOMMT ??
      Alles muss erarbeitet werden, wird wohl leicht vergessen.

      Niemand hat die Pigs im Rahmen der billigen Eurozinsen gezwungen,
      sich über ihre Verhältnisse extrem zu verschulden.

      Was ist das hier eigentlich für ein lächerliches linkes Blättchen ???
      DIESES ANSPRUCHSDENKEN IST SCHON MEHR ALS PERVERS.

  6. Hallo,
    bei uns in DE gibt es auch genügend Leute, die in die Armut gezwängt wurden, alleine durch den Verlust eines Arbeitsplatzes und dann durch die Hartz4-Gnade.
    Trotzdem ist es für mich nicht einzusehen, dass jetzt rings um uns herum die Völker in solche Notlagen geraten, die normalerweise nicht zumutbar sind.

    Mir ist das Schicksal meiner Mitmenschen nicht egal, welcher Nationalität sie auch immer sind. Ich führe mir immer vor Augen, welche Bedeutung die Aussage unserer Oberwichtigen hat, wenn sie Staaten lobt, die ihr Volk in den Untergang treibt, zugunsten einer Finanzwirtschaft.

    Was ist das ekelhaft, ein Volkssparen anzuordnen, womit man Hunger und Elend durch europäische Lande treibt!

    Alle paar Tage lauern neue Horrormeldungen auf uns und ein Ende dieser Schreckensherrschaft ist noch lange nicht in Sicht! – Es scheinen erst die Anfänge zu sein.

    Man kann nur empfehlen, dass wir uns nicht durch Sprachschwierigkeiten davon abhalten lassen, alle aufeinander zuzugehen und Verständnis füreinander aufzubringen.
    Kümmert Euch nicht um die Verbreitung von Staatspropaganda. Was da verkündet wird, ist nicht die Volksmeinung.

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