Repsol-YPF: Madrid ist sauer auf Hillary Clinton

Der spanische Aussenminister drückt es gepflegt aus, man sieht ihm aber an, wie angefressen er wirklich ist: „Die Antwort von Hillary Clinton ist nicht so enthusiastisch ausgefallen, wie ich mir das gewünscht hätte“, brummelt er in die Mikrofone der Journalisten in Madrid. José Manuel García-Margallo sollte allerdings auch keine harsche Reaktion der US-Administration auf die Verstaatlichung der Repsol-Tochter YPF in Argentinien erwartet haben. Zu schwer wiegen die Geschäftsinteressen der USA in dem südamerikanischen Land, als dass man es sich in Washington gleich mit Señora Kirchner in Buenos Aires verscherzen will. „Mit der Zeit“ werde die US-amerikanische Regierung hoffentlich einsehen, dass „Spanien ein privilegierter Partner“ sei, äussert der Aussenminister seine etwas vage Hoffnung.

Deutlich mehr gefällt ihm die Haltung der EU zur Sache: Heute morgen war das Gipfeltreffen mit der argentinischen Regierung in Brüssel abgesagt worden, das nächste Woche hätte stattfinden sollen; ausserdem wurde das Thema der Verstaatlichung von YPF auf die Tagesordnung von Straßburg gesetzt: „Wir haben wichtige Stellungnahmen aus mehreren europäischen Ländern erhalten. Die aus Grossbritannien soll auch bald eintreffen“, erklärte der Aussenminister mit viel Schwafeldioxid in der Wortwahl, das immer zum Einsatz kommt, wenn harte Fakten fehlen, „die Antworten unserer Partner sind mutig, wie man sie eben einem verlässlichen und realistischen Partner wie der Regierung Rajoy gibt“.

Man habe sehr wohl von den Verstaatlichungsplänen der argentinischen Regierung gewusst, berichtet José Manuel García-Margallo, und sie bei zwei Gelegenheiten ausbremsen können: zuerst am 1. März und dann bei den Feiern zum 30. Jahrestag des Falkland-Krieges. Kirchner habe diese Entscheidung getroffen wegen der schlechten Wirtschaftslage Argentiniens, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Der spanische Aussenminister kam gerade von einem Treffen mit dem argentischen Botschafter in Madrid, Carlos Bettini, der keinerlei Kommentar hatte beim Verlassen des Ministeriums.

Den hatte allerdings García-Margallo: „Die argentinische Regierung hat sich damit aber so richtig ins Knie geschossen! Was mir am meisten Sorgen dabei macht, ist die Tatsache, dass damit die guten Beziehungen, die wir über so lange Zeit zu Buenos Aires hatten, entweder erledigt sind oder doch mindestens sehr stark in Mitleidenschaft gezogen werden.“ – Wie denn das Treffen mit dem argentinischen Botschafter gewesen sei, wollten die Pressevertreter wissen. „Sehr gut, sehr gut“, antwortete der spanische Aussenminister und ging.

Darauf kann sich jetzt jeder selbst seinen Reim machen.

10 Kommentare zu “Repsol-YPF: Madrid ist sauer auf Hillary Clinton

  1. almabu sagt:

    Ist denn etwas dran, an den argentinischen Vorwürfen REPSOL bzw. YPF hätten nichts, oder zu wenig getan in Argentinien und durch diese Unterlassungen zu dem Energie-Importbedarf von 10 Milliarden in 2011 beigetragen?

    • uhupardo sagt:

      Wie in einem Ehestreit: Beide haben ein bisschen recht und vor allem beide schuld. Natürlich hat Repsol so viel Gewinn wie möglich gemacht, ohne grosse Investitionen zu tätigen, die Kirchner verlangte. Die Aktionäre von Repsol wollten eben einsacken und nicht investieren.

  2. fischi sagt:

    Die Clinton lacht sich doch ins Fäustchen.
    Wenn das Öl erstmal in Argentinischer Hand ist dann ist es auch bald in amerikanischer.
    Das müßte doch zu machen sein.

    • Das waren auch meine Gedanken, fischi.

      Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass Europa ab dem Sommer ein Öl-Embargo gegen den Iran angekündigt hat, dass Ahmadinedshad beantwortet hat, indem er die Öllieferungen SOFORT einstellen wollte und dafür das Öl nach Indien und China liefern wollte – bezahlt in deren Landeswährung und nicht in US-Dollar, was natürlich auch ein Affront gegen die USA ist, die ja Iran mit Dollar und Embargo erpressen wollen. Ich weiß nicht, ob er das tatsächlich gemacht hat, es gab seitdem keine Informationen mehr dazu.

      Hat er das gemacht, fehlt nun nicht nur den Spaniern ’ne Menge Öl…

  3. […] in Buenos Aires wie der Teufel das Weihwasser. Deswegen mag es sein, dass es in dieser Sache bei den grossen Drohgebärden bleibt, die allen erlauben, am Ende das Gesicht zu wahren. Bewerten: Share […]

  4. Aya sagt:

    Ja, das Öl fehlt und schon gibts bei Reuters die nächste interessante Meldung:
    http://www.reuters.com/article/2012/04/18/us-eu-spain-idUSBRE83H07620120418

    Unter Vorbehalt zu lesen, versteht sich ja schon fast von selbst heute.Sollte das allerdings wahr sein, hat die Angemerkelte ein Argument mehr um den ESM durchzudrücken und Deutschland den finanziellen Genickschuss zu verpassen.Auch gehen Gerüchte um, der ESM sei bereits beschlossene Sache….*schockschwerenot*

    Noch dreister find ich allerdings das hier:
    http://www.welt.de/finanzen/article106184970/Soros-will-Deutschland-als-Geldgeber-fuer-ganz-Europa.html

    Kein Wunder, das es den Deutschen Theatern so schlecht geht.Wir sitzen ja schon drin und brauchen gar nicht mehr hinzugehen.

  5. almabu sagt:

    Eine ganz neue Wendung gibt folgende Meldung der FTD der Angelegenheit REPSOL/Kirchner:

    „…Die Verstaatlichung der argentinischen Repsol-Tochter YPF ist offenbar eine Reaktion auf Geheimgespräche zwischen Repsol und einem chinesischen Konzern. Mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten der Financial Times, Argentiniens Regierungschefin Cristina Fernandez de Kirchner habe mit ihrer Ankündigung Verhandlungen torpediert, die Repsol mit Sinopec geführt habe…“

    Unterstellen wir mal, die Meldung stimmt, dann wäre auch klar, warum Clinton sich nicht für Spanien „überschlägt“, wenn dieses den „Erzfeind“ China nach Südamerika holen will!

    • uhupardo sagt:

      Ich hatte es gelesen und halte es bisher für eine ganz fette Ente.

      • almabu sagt:

        „…Esto significa atraer inversión exterior, que compense el desequilibrio de la balanza de pagos, pero que asegure recursos para la explotación de las reservas del país, incluidas las recién descubiertas de Vaca Muerta.
        Los principales candidatos son multinacionales chinas o norteamericanas, tal vez británicas si puenteasen el problema de las Malvinas. Repsol podría haber buscado a uno de esos socios, pero es razonable pensar que Fernández haya preferido anticiparse y embolsarse los beneficios de una reventa a costa de las acciones de la empresa española…“ (LA VANGUARDIA).

        Und da sind sie wieder, die Chinesen! Der Artikel unterstellt sogar „sehr indirekt“, Obama könnte vorab von Kirchners Entscheidung gewusst haben…

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