Wenn Sie ein hässliches Stück Pressfleisch mit Semmelbröseln in Ihren Toaster stecken, ist Ihnen nicht mehr zu helfen sollten Sie tatsächlich nicht im Ernst auf die Idee kommen, so etwas „Schnitzel“ zu nennen! Würden Sie auch nicht tun, stimmt´s? – Warum reden Sie dann immer noch von „Staatsschuldenkrise“? Was hier abläuft, ist eine Bankschuldenkrise, keine Staatsschuldenkrise … es wird dringend Zeit, dass dieser Terminus aus der Diskussion verschwindet. Die spanischen Banken werden jetzt auf den Prüfstand gestellt, nachdem das Land vor der Bankschuldenkrise (!) der Musterschüler Europas war.
Die deutsche Unternehmensberatung Roland Berger und die US-Firma Wyman wurden heute ausgesucht, um den Zustand der spanischen Banken zu untersuchen. Bis Ende Juni haben sie Zeit, der Madrider Regierung ihren Bericht vorzulegen, wie Wirtschaftsminister Luis de Guindos in der spanischen Hauptstadt verkündete. Damit soll das „Vertrauen der Märkte“ (Regengott, sie wissen schon!) wieder hergestellt werden. Das Ergebnis lesen Sie hier und heute bereits exklusiv vorab: Sollte die Expertise ergeben, dass es den spanischen Banken recht gut geht, werden „die Märkte“ ihr nicht glauben. Wenn die Analyse dagegen sagt, dass die Banken marode sind, wird es ihnen danach noch viel schlechter gehen als am Tag zuvor.
Roland Berger tönt seit Jahren davon, eine europäische Ratingagentur gründen zu wollen. Die sollte spätestens in diesem Sommer an den Start gehen, aber auch das hat sich schon wieder in Schall und Rauch aufgelöst.
Wyman sind die „Experten“, die eine irische Bank als „beispielhaft“ einstuften, bevor diese verstaatlicht werden musste. Roland Berger ist derjenige, der es trotz vollmundiger Ansagen seit Jahren nicht schafft, den US-Ratingagenturen eine entsprechende europäische Institution gegenüber zu stellen.
Spanien geht es schlecht – so wie es Spanien vor der Bankschuldenkrise hervorragend ging! In allen Kommentaren wurde das iberische Land bis 2007 geradezu als wirtschaftlicher Musterschüler Europas beschrieben. Die Regierung hatte es geschafft, die Schattenwirtschaft an die Oberfläche zu ziehen (also zu versteuern), die Zahlen waren glänzend – trotz oder wegen des Euro, ganz wie Sie wollen. Danach mussten die Folgen der Zockermilliarden bewältigt werden, die Banken weltweit an den Spieltischen des Kasino-Kapitalismus verjubelt hatten.
Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos traut den Banken des Landes nicht und lässt sie „von unabhängigen Experten“ analysieren. Er kennt sich da aus und weiss, wovon er redet: De Guindos war bei Lehman Brothers zuständiger Direktor für Spanien und Portugal, als die Zockerbude zusammenbrach.
Das Ergebnis ist eine konservative Regierung, die nicht weiter weiss. Mariano Rajoy, der es jetzt endlich geschafft hat, mit seiner Mentorin Angela Merkel aufs Foto zu kommen, nachdem er ihr wochenlang auf Knien hinterher schlich (Spanien ist soeben zum Wachstumsgipfel in Rom eingeladen worden), versicherte gestern zum schwampfzichsten Mal, sein Land habe doch jetzt wirklich alles getan, was man tun kann – nun müsse die EU aber bitte helfen. Hilfe natürlich, die ohne Brüsseler Intervention durch die Troika auskommt, denn das fürchtet Rajoy mehr als die Bayern die Engländer in einem Champions-Finale.
Die Voraussage ist einfach: Roland Berger und Wyman werden zu dem Ergebnis kommen, dass man den spanischen Banken unbedingt mit einer dreistelligen Milliardensumme helfen muss, um „das Vertrauen der Märkte“ zurück zu gewinnen. Die spanischen Banker erweitern dafür vorsichtshalber schon einmal ihre Tresore. Zahlen werden ganz am Ende die Steuerzahler dafür, besonders die deutschen. Das unterscheidet sich nicht wesentlich vom Thema Griechenland, wo Deutschland bereits jetzt 80 Milliarden im (Banken)Gulli auf Nimmerwiedersehen verschwinden liess. Auch in Spanien dürfte das nicht viel anders aussehen. Ist allerdings auch nicht mehr als recht und billig, wenn Deutschlands beliebsteste Kanzlerin der Nachkriegszeit federführend dafür verantwortlich ist, dass Europas Völker kaputt gespart werden, während die Banken unendlich viel Geld zu 1% Zinsen von der EZB in den Rachen geworfen bekommen.
* Lesen Sie dazu auch:
In einfachen Worten – warum Spaniens Staatsbankrott unausweichlich ist
Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt
Die Europäische Ratingagentur würde eigentlich nur Sinn machen, wenn sie objektiv, aber nach anderen Kriterien wie die US-Agenturen, bewerte würde! Dann müsste nicht der Anbieter eines Finanzproduktes die Agentur beauftragen, bezahlen und damit in einen Interessenkonflikt bzw. in Komplizenschaft mit den Anbietern bringen, sondern der Kunde, der Interessent eines Produktes müsste sie beauftragen, bezahlen und nach seinen Kriterien raten lassen.Gleichzeitig dürfte sie keiner politischen Beinflussung unterliegen und sich nicht als Teil in einem Wirtschaftskrieg verstehen. Man erkennt unschwer, dass dies ein ziemlicher Spagat wäre, aber es sollte durchaus möglich sein… Eher als Roland Berger, sähe ich Bertelsmann dazu in der Lage diese Funktion zu erfüllen, aber das ist nur meine persönliche Meinung…
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Euer so geliebter Rajoy sollte sich von unserer Merkel fern halten.
Kann sein die sucht einen neuen Schoßhund.
„Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!“
*Wir können unsere Klassiker!*
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Spitzenartikel: intelligent, inhaltlich vollständig und mit geilem Speed.
Muchas gracias, das gibt Motivation. 🙂
Hinter jeder privaten Bank stecken eine oder mehrere superreiche Familienclans.
Dort ist das ganze Geld, dass jetzt überall fehlt.
Natürlich liegt das Geld nicht in der Bank sondern ist in Sicherheit gebracht worden (Cayman Inseln, Guersey,…) und in Sachwerte, Landbesitz und Firmenbeteiligungen angelegt.
Solange die Politik nicht das Kernproblem angeht kann es keine Rettung geben!
Warum nur kommt niemand auf die Idee zu fragen „Wo ist das Geld?“
Wachstum, Stresstest, europ. Ratingagentur, Eurobonds – Alles dummes Gelaber.
Dabei müssen nur 2 Fragen geklärt werden:
1.) Wo ist das Geld ?
2.) Wie können wir es uns wieder zurückholen ?
Welche Politik soll denn dagegen angehen?
Alle deutschen Parteien haben doch eine neoliberale Ausrichtung und sind Versallen des Kapitals.
Wo das verdammte Geld steckt ist mir scheiß egal, viel wichtiger ist es in einer einer friedlichen Welt zu leben wo alle Menschen nach ihren Idealen und Vorstellungen leben können.
Ich glaube im Kapitalismus auch in der Lightversion wie die Linke es will ist das nicht möglich.
@ Gast44 2.) Wie können wir es uns wieder zurückholen ?
@ fischi …“Wo das verdammte Geld steckt ist mir scheiß egal, viel wichtiger ist es in einer einer friedlichen Welt zu leben wo alle Menschen nach ihren Idealen und Vorstellungen leben können…“
Ich weiss jetzt was Geld ist: Bei einem Besuch in einem Höhlenrestaurant im Barranco de Guayadeque auf Gran Canaria stand ich gut gelaunt plötzlich vor einem überdimensionalen alten Bilderrahmen, so ca. 1,5 qm groß.
Dicht voll mit Papiergeldscheinen aus aller Welt, vom Hunderttausendmarkschein, über 1000 Pesetas, 100000 Yüz Bin, mexikanische, polnische, DDR-Mark – vergangene Währungen. Euro und Dollar hatten auch schon ihren Platz gefunden.
http://img4web.com/view/G46KAF
Das war für mich die eindruckvollste, klarste Antwort auf alle Fragen: Geld hat naturgemäß eine Halbwertzeit, nur der Mensch will es nicht wahrhaben, Wir können uns drehen und wenden wie wir wollen, die nächsten Scheine kommen bestimmt, die Erde dreht sich immer weiter.
Ich musste mir ein Foto machen. Ein Bild sagt mehr als tausend (Politiker)worte. Hängt inzwischen bei mir an der Wand, als Foto der Erkenntnis, Gänsehaut pur.
Carpe diem
[…] Warum Spaniens Staatsbankrott unausweichlich ist * Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt * Staatsschuldenkrise? – Don´t call it Schnitzel, stupid! Bewerten:Share this:TwitterFacebookDiggLinkedInRedditStumbleUponE-MailDruckenGefällt mir:Gefällt […]
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[…] hatten schon mehrfach erklärt, warum der Begriff “Staatsschuldenkrise” mit der Realität nichts zu tun hat; warum es geradezu lächerlich ist, von einer […]