Gestern beim Spiegel-Live-Ticker zum Spiel Portugal – Niederlande angesichts eines möglichen Ausscheidens der deutschen Nationalmannschaft: „Schlechte Nachrichten. Tor für Portugal. Und als wären das nicht schlechte Nachrichten genug – der Torschütze heisst Cristiano Ronaldo.“ – Zwei Tore, zwei Pfostenschüsse, etliche Vorlagen, mehr als zehn Kilometer Laufwege, ein Torpedo aus 40 Metern, das Stekelenburg gerade noch abklatschen konnte und der Verteidiger Van der Wiel vom amtierenden Vize-Weltmeister, der jetzt ein paar Nächte lang nicht schläft.
„Cristiano erscheint nie in wichtigen Spielen, wenn man ihn wirklich braucht; der perfekte Egoist; glänzt nur gegen schlechte Verteidiger; spielt nie mannschaftsdienlich …“ – da hatten sie ihn schon wieder für tot erklärt nach zwei Spielen, in denen CR7 glanzlos geblieben war. Und dann die Auferstehung desjenigen, der nie aufgibt, mehr fussballerische Qualität in einem Fuss hat als viele Journalisten in allen Artikeln zusammen. Cristiano Ronaldo schnupft die Antipathie wie ein Kokainsüchtiger die weisse Linie, bringt seine Mannschaft mit einer Weltklasseleistung ins Viertelfinale und stopft einmal mehr Mäuler auf seine ureigene Art.
Que la chupen y sigan chupando!
Dass Ronaldo eine fussballerische Qualität hat, die derzeit nur in Messi noch ihresgleichen findet, sollte nicht angezweifelt werden. Der Portugiese hat einen Antritt, den man sonst nur bei den 100-Meter-Läufern findet. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Ronaldo für die 100 Meter bloß 10,2 Sekunden braucht – mit dem Ball. Ein Wahnsinnswert für einen Fussballer! Dass er gegen Spitzenvereine ohne nennenswerte Erfolge bleibt, finde ich nicht. Letzte Saison hat er Real zur Meisterschaft geführt – gegen Barça. Auch mit ManU hat er den einen oder anderen Cup gewonnen – unter anderem die Champions League 2008.
Dass er hingegen ein schwacher Elfmeterschütze ist, dürfte erwiesen sein. Weder im Champions League Finale 2008, noch im Champions League Halbfinale 2012 hat er getroffen. Aber Elfmeter sind ja auch nicht Messi’s Paradedisziplin. Er schoss den Matchball gegen Chelsea kläglich an die Latte.
Bleibt nur noch die Frage, wer Weltfussballer des Jahres 2012 wird. Sollte Ronaldo mit Portugal die Champions League holen, führt am Portugiesen kein Weg vorbei. Konkurrenten sind Messi, der diese Saison titellos abgeschlossen hat und Drogba, der das Champions League Finale im Alleingang entschloss.
Ronaldo ist zweifelsfrei einer der besten Spieler aller Zeiten. Also sollte man ihn nicht ständig in Frage stellen!
„Sollte Ronaldo mit Portugal die Champions League holen, führt am Portugiesen kein Weg vorbei…“
Ist diese Latte nicht zu hoch gelegt für Ronaldo?
Schon, auch wenn der Gewinn der Europameisterschaft nicht unmöglich ist. Aber sollte Portugal die EM tatsächlich holen, würde CR7 den Ballon d’or mit Sicherheit bekommen.
Seit wann spielen oder gewinnen Nationalmannschaften die Champions League? Das war mein Einwand 😉
Hoppla. Das war ein Denk- und dementsprechend auch Tippfehler. 🙂
Der Präsident des spanischen Tabellenzweiten, Sandro Rosell, kennt sich aus:
„Cristiano ist nicht der zweitbeste Spieler der Welt, er ist der Zwölfte, die ersten Elf sind die Spieler von Barcelona.“
Pure Überheblichkeit. Vollkommen unnötig – gerade nach einer Saison ohne wichtige Titel.
Schon in Ordnung so. Barcelonas Präsident hat mit dem Satz zwar nicht erklären können, wer CR7 ist; aber sehr wohl, wer Sandro Rosell ist.