Manchester United: Frisches Geld für die Glazers durch Börsengang New York

 

Noch gibt es kein genaues Datum und auch der Preis der Aktie ist noch nicht klar – doch Manchester United wird bald an der New Yorker Börse versuchen, ungefähr 100 Millionen Dollar einzusammeln. Ein entsprechendes Projekt wurde am Dienstag der Börse vorgelegt. Börsengänge in Singapur oder Hongkong hatten in vergangenen Jahr nicht funktiniert. Danach gab es Gerüchte, der Scheich von Katar wolle den Club kaufen.

Den New Yorker Börsengang kann man kompliziert erklären oder ganz einfach. Einfach geht so: Die US-Familie Malcolm Glazer kaufte den Club – damals in London börsennotiert – im Jahre 2005 für 790 Millionen Pfund. Das Geld für die Übernahme bürdete man sofort dem Verein als Schulden auf und bekam das Prestige-Objekt Manchester United also quasi gratis auf diese Art.

Heute hat der Club immer noch knapp 700 Millionen Schulden. Die Glazers ziehen mit schöner Regelmässigkeit Geld heraus für ihre privaten Belange. 2011 machte United einen Umsatz von 331 Millionen Pfund bei 13 Millionen Gewinn (sagt deren Buchhaltung). Im Vorjahr hatte der Club Verluste ausgewiesen, obwohl eingegangene Millionensumen (z.B. Transfer CR7) nicht einmal annähernd wieder in die Mannschaft investiert worden waren und Trainer Alex Fergusons Budget auch heute weiter auf Sparflamme gekocht wird.
Die Manutd.-Fans sind geradezu niedlich: Einerseits agitieren sie mit Recht gegen Malcolm Glazer und dessen Familie, die den Verein aussaugen; andererseits schmähen sie den „bösen Scheich des Nachbarn“, der viel Geld in den Verein steckt statt die Kasse zu plündern.

Ergo braucht es jetzt frisches Geld, deswegen der Börsengang in New York. Potentiellen Käufern der Aktie kann man schon vorher einen irreparablen Dachschaden attestieren. Der ist auch bei vielen United-Fans zu diagnostizieren, die den Nachbar-Verein Manchester City ständig verachtungsvoll als neureichen Scheich-Club schmähen. Denn zwischen dem Scheich Glazer von Manchester United und dem Scheich von Manchester City gibt es nur einen nennenswerten Unterschied: Der Scheich von ManCity steckt viel Geld in den Club – US-Scheich Glazer nimmt bei United viel Geld aus der Vereinskasse.

Damit erledigen sich auch die albernen Diskussionen über den „Traditionsclub Manchester United“, den die Rangliste des amerikanischen Magazins „Forbes“ kurioserweise weiter als wertvollsten Fußballverein der Welt führt. Schall und Rauch und nichts weiter! Richtig ist, dass „der Retortenclub ManCity“ aus Fansicht den guten Scheich hat, United einen mehr als schädlichen für den Verein. Dann lieber den guten!

12 Kommentare zu “Manchester United: Frisches Geld für die Glazers durch Börsengang New York

  1. almabu sagt:

    Die Manus haben gute und böse Scheichs, die Bayern haben jetzt bad, bad, Sommer-Time;-)

  2. almabu sagt:

    Wo sammer denn da, wenn döi Önglända, Sommer Sammer und net Summer schroibn?
    Do wiast jo ganz narrisch?

  3. Czerulf sagt:

    Private equity buyouts (vorsicht neu-deutsch) strangulieren langsam aber sicher die Realwirtschaft (ManU sehen wir hier mal als Unterhaltungsbetrieb). Solche Übernahmen passieren millionenfach und sind auch Folge zu billigen Geldes. Da wären wir wieder bei Greenspan und den Banken. Guter Artikel uhupardo!

    • uhupardo sagt:

      Gracias, Czerulf. Was dieser Artikel wirklich zeigt, ist doch dies:

      Die Glazers kaufen eine Firma mittels Schulden, die sie dieser bis dahin gesunden Firma aufbürden und ziehen ihren Lebensunterhalt immer weiter genau daraus, indem sie die Firma mit einem weiteren Börsengang melken.

      Ergo: Die Glazers sind schlau und machen innerhalb unserer Werteordnung alles richtig. Beschwerde überflüssig.

      • Czerulf sagt:

        Auf Beschwerden folgen eventuell die nötigen Korrekturen. Deshalb am Ball bleiben und Druck erhöhen! P.S. Nachträgliche Glückwünsche zum EM-Titel.

        • uhupardo sagt:

          Danke für die Glückwünsche!

          Aber „beschweren“? Wer sollte sich denn beschweren? Die Fans von United halten sich immer noch für „die Guten von Traditionsclub“, während ihr Eigentümer den Verein skelettiert und in Filets verfrühstückt. Sie sind also überaus zufrieden. Und mehr als das: Sie geisseln gleichzeitig ManCity, einen Verein, der angeblich den Fussball kaputtmacht, obwohl dort jemand (aus welchen Motiven auch immer) viel Geld ausgibt, um eine tolle Mannschaft und eine vorbildliche Infrastruktur zu schaffen, dem Verein also nützt statt zu schaden wie bei United.

          Wer also sollte sich beschweren? 😉

          • Czerulf sagt:

            Ich hatte den Post als Kritk am Finanzkapitalismus gelesen. Das es tatsächlich ’nur‘ um die schönste Nebensache der Welt geht, habe ich dabei glatt ausgeblendet. Und ja, Geld schießt doch Tore, viel Geld schießt viele Tore, kein Geld..usw.

            Und noch eine Weisheit zum Schluss: der Fussball ist der Spiegel unserer Gesellschaft. Womit ich dann wieder die Kurve bekommen hätte. 😉

  4. catalanfutbol sagt:

    Reblogged this on catalanfutbol.

  5. […] Wenn man die letzten offiziellen Zahlen (2011) zugrunde legt, werden nur 216 der Einnahmen von 479 Millionen (45%) für die Begleichung der Kosten (inkl. Spielergehälter, Steuern usw.) aufgewendet. Das erlaubt es Real Madrid, wenn es denn erforderlich wäre, für die Summe von jährlich 263 Millionen nach Herzenslust einkaufen zu gehen. Den zweiten Platz in der Financial Fair Play belegt Manchester United. Die Ausgaben der Engländer verbrauchen 46% der 367 Millionen, die sie einnehmen. Pure Theorie natürlich, weil hinlänglich bekannt ist, wie die Glazer-Familie, Eigentümer des Vereins, mit der Club-Kasse umzugehen pflegen. […]

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