Man kann bei der Auswahl seines TV-Modells gar nicht vorsichtig genug sein. Diese Geräte sind teuflisch. Je nach technischer Beschaffenheit strahlen sie zum Beispiel Fussballspiele in ganz verschiedener Weise aus und sorgen für Verwirrung. Voodoo pur! Während einige Fernseher gestern „Real Madrid in einem überlegenen Spiel“ zeigten beim Gewinn des Superüberflüssig-Cups, strahlten andere Modelle eine Partie aus, in der zehn Mann in der zweiten Halbzeit elf Gegner an die Wand spielten. Entsprechend waren danach die Kommentare – jeder ein unschuldiges Opferlamm seines TV-Gerätes.
Wer keine Glotze brauchte, sah den schicksalhaften Glücksausgleich, um es pathetisch auszudrücken. Hatte sich Real Madrid beim Hinspiel im Camp Nou freuen (und bei Valdés bedanken) können, keine fünf Tore eingeschenkt zu bekommen, hätte der FC Barcelona im Rückspiel bereits zur Halbzeit mit fünf Treffern zurückliegen können, schrammte knapp an einem echten Debakel vorbei – und durfte sich nun seinerseits bei Victor Valdés bedanken, der eine Riesenpartie ablieferte, dass dem nicht so war. Real Madrid spielte Traumfussball und hätte die Partie beim Gang in die Kabine längst entschieden haben müssen.
Danach folgten gleichzeitig zwei Dinge. Erstens der unbedingte Wille des FC Barcelona, dieses Spiel auch mit zehn Mann (Adriano war mit berechtigter roter Karte längst draussen) nicht aufzugeben. Und zweitens stellte ein in Führung liegendes Real Madrid wieder einmal das Fussballspielen ein und lauerte auf den Konter. Im heimischen Stadion und gegen zehn Mann. Das Ergebnis war die zweite Fussballdemonstration des Abends. Hatte Madrid die erste Halbzeit nach Belieben dominiert und schonungslos die Schwachstellen der katalanischen Abwehr offen gelegt, war es jetzt der zahlenmässig unterlegene Gegner, der daraus eine deutliche Überlegenheit machte und die Hauptstädter den Abpfiff herbei sehnen liess.
Am Ende hatte Real Madrid den Superüberflüssig-Cup gewonnen, Barcelona nicht; niemand hatte niemandem den Finger ins Auge gesteckt, es gab keine hässlichen Fouls, eine mehr als akzeptable Schiedsrichterleistung, keine schauspielerischen Schmerzrollen auf dem Rasen und sogar so etwas wie Harmonie nach einem Clásico. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Es gab auch keine Mannschaft, die, wie im vergangenen Jahr, eilig in der Kabine verschwand, um die Trophäen-Übergabe nicht mit ansehen zu müssen. Die Katalanen blieben auf dem Rasen des Bernabéu. Dafür bedankte sich Madrids Kapitän Casillas später ausdrücklich – und dürfte sich mit dem fairen Kommentar zu einer fairen Geste einmal mehr nicht bei jedem beliebt gemacht haben.
Vor allem nicht bei seinem Trainer, der die eilige Flucht vom Spielfeld im vergangenen Jahr angeordnet hatte. Das wird dem Torwart im Augenblick vermutlich aber ziemlich egal sein, denn schon am Montag, nach dem Getafe-Spiel, hatte er José Mourinho unverblümt die Meinung gesagt, wie „El País“ publizierte und damit die nächste „Maulwurf“-Suche auslöste. „Ihr seid hochmütig!“, hatte Mourinho seine Gardinenpredigt am Montag nach dem verlorenen Liga-Spiel begonnen, nachdem er in der Pressekonferenz am Vortag die Mannschaft scharf angegriffen hatte. Doch Iker Casillas und Sergio Ramos hatten keinerlei Lust, sich weitere Vorwürfe des Trainers anzuhören.
„Der Erste, der Selbstkritik üben sollte, auf und neben dem Platz, bist du“, zeigte er Mourinho die Grenzen auf, „hoffentlich ist es das letzte Mal, dass du uns öffentlich kritisierst!“ – Sergio Ramos legte nach: „Das war mein Fehler beim Tor von Valera! Manchmal macht man Fehler auf dem Platz, und ich hatte das Pech, dass meiner zum Gegentor führte. Aber am Donnerstag in Barcelona, beim Tor von Pedro, gab es Defensivfehler und du hast korrekterweise den Linienrichter ins Visier genommen statt den Mitspieler (Red.: Coentrao) zu beschuldigen. Warum also hängst du mich hin? Warum verteidigst du einige und die anderen beschuldigst du immer öffentlich.“ – Mourinho beschränkte sich auf die Entgegnung: „Coentrao hat eine perfekte Partie abgeliefert.“
Ob sich der Unmut und die Reibereien nun mit dem Gewinn des Superüberflüssig-Cups erledigt haben, wird man am Wochenende sehen, wenn das nächste Liga-Spiel gegen Granada ansteht, das, nach schlechtem Start, nur ein Motto kennen darf: Entweder gewinnen oder drei Punkte. In Barcelona wurde der Supercup nach der Niederlage zur unwichtigsten Partie aller unwichtigen Partien herunter gespielt. Damit konnte nun wirklich niemand rechnen.
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* Jetzt habt ihr es wirklich übertrieben, Hurensöhne!
Hmm, ich hoffe mal, daß das Verhältnis zwischen Mourinho und Casillas/Ramos nicht noch zu einer Belastung des Teams wird.
Das gestrige Spiel, sollte die Wogen hoffentlich wieder geglättet haben.
Das man auch gegen 10 Barcaspieler nicht automatisch dominiert, sollte auch klar sein, dafür sind sie technisch und taktisch einfach zu stark.
Insgesamt hätte man aber bei dieser Überzahl noch souveräner den Ball laufen lassen sollen. Phasenweise gelang das ganz gut, manchmal aber auch nicht. Denke mal das Ballbesitzverhältnis war bei 50:50, was schon sehr gut gegen Barca ist.
Wir haben gestern insgesamt ein gutes Spiel gezeigt (erste Hälfte sehr gut, zweite Hälfte bedingt gut), aber kein überragendes.
Barca war gestern relativ passiv und nicht so spielfreudig wie mans sonst gewohnt ist.
So wie sie gestern gespielt haben, machen sie mir keine Angst mehr.
Und wir haben den Komplex endgültig abgelegt und wissen jetzt, daß wir sie sowohl zu Hause als auch auswärts besiegen können.
War ein schöner Classico mit versöhnlichen Szenen am Ende und einem fairen Verlierer.
Sie müssen dieselbe TV-Marke zu Hause haben …
Die gleiche wie Ihre, oder?
Und welche TV-Marke zeigte das haushochüberlegene Barca?
„Und welche TV-Marke zeigte das haushochüberlegene Barca?“
Das ist eine kleine Firma, die Geräte nur für die „Sport“-Redaktion und Haushalte in Katalonien herstellt. Kennen Sie eh nicht, gelangt nicht in den Export.
Els „Volksempfänger“ (en alemany, ‚receptor del poble‘) és un model d’aparell de ràdio desenvolupat per a la transmissió dels jocs del Barca!
Also Spanisch oder Deutsch. Vietnamesisch, Kisuaheli und so´n Zeug spricht doch hier keiner.
Die waren geistig abwesend, hatten andere Dinge im Kopf, überlegten ob sie nicht vielleicht besser für 40 Mio Schmerzensgeld zum FC Bayern hätten wechseln sollen!
Muss man auch verstehen oder nicht? Wer für gute Mittelklasse-Spieler 40 Kilo (aus der Portokasse) zahlt, was muss der erst für richtige Cracks auszugeben bereit sein? Vaya …
Mit Geld allein wird Hoeness international nichts reissen! Es gibt keine vergleichbare Jugendausbildung, Schulung und Spielphilosophie beim FCB.
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Dass das Rückspiel der Supercopa ein wenig verunglückt ist, brauche ich aus Barça-Sicht nicht zu sagen. Aber mich nervt der Valdes-Fehler! So eine Aktion muss einfach funktionieren oder man lässt sie! Aber das war ja nichts Halbes und nichts Ganzes. Er hat weder den Ball kontrolliert, noch verloren. Der Keeper hat ihn di Maria geradezu in den Lauf gerumpelt. Einfach genial aus Real Madrid’s Sicht!
Damit der Rest des Teams sich nicht hinter dem Torwart verstecken braucht, hat Mascherano kurz vorm 0:1, im Rückspiel, auch einmal voll neben sich gestanden – und Piqué sah beim Ronaldo-Trick vor dem 0:2 auch nicht wirklich gut aus.
Zum Glück ging es in dem Spiel „nur“ um die Supercopa. Alles andere wäre fatal gewesen! Den Titel hätte ich aber gerne in Barcelona gesehen.
„Aber mich nervt der Valdes-Fehler! So eine Aktion muss einfach funktionieren oder man lässt sie! Aber das war ja nichts Halbes und nichts Ganzes. Er hat weder den Ball kontrolliert, noch verloren. Der Keeper hat ihn di Maria geradezu in den Lauf gerumpelt.“
Vaya, war ein Fehler, na schön, auch gerne ein fetter. Aber wer hat denn ganz allein dafür gesorgt, dass Barcelona gestern in der ersten Halbzeit nicht 5:0 hinten lag?
Natürlich hast du Recht, aber ich verliere ein Spiel lieber verdient mit 0:5 als ein Spiel, wo man kurz vorm 4:1 steht, durch einen Patzer mit einem 3:2 zu „verlieren“.
Aber: Der Valdes-Faux-pas soll die Leistung von Real Madrid nicht schmälern. Die Madrider-Jungs haben den Pott verdient gewonnen.
Es waren 2 gute und spannende Spiele. Und: In der 2. Halbzeit vom Rückspiel hätte noch alles passieren können.
Gut, kann man natürlich so sehen. Ich habe mich eher gewundert, was Valdés, den ich noch nie für den absoluten Crack gehalten habe, gestern alles verhindert hat. Das war eine echte Weltklasse-Leistung. Anyway, Supersobra hat sich erledigt, steht im richtigen Trophäen-Schrank – jetzt kann man sich endlich Wichtigerem zuwenden.
Lange keinen Clasico so sehr genossen, wie das gestrige Copa del Rey-Rückspiel.
Verdienter 3:1-Sieg für Madrid.
Oder hat die katalanische Presse wieder ein anderes Spiel gesehen?