7 Armstrong-Titel gehen jetzt an welche anderen Doping-Sünder?

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Nun feiern sie wieder! Endlich hat man ihn überführt, diesen schlimmen Betrüger! „Lance Armstrong hat keinen Platz im Radsport“, unterstreicht Verbandsboss Pat McQuaid am Montag, „so etwas darf nie wieder passieren.“ – Und die „Welt“ titelt „Der gefallene Supermann“, der „Tagesspiegel“ konstatiert den „Gipfel aller Dopingskandale“, der Stern sieht den Absturz „From Hero to Zero“ … und das „Hamburger Abendblatt“ treibt die Perversion auf die Spitze: „Profitiert nun Ullrich?“ – Hurra, der böse Doping-Sünder ist überführt, jetzt wird alles besser. Aber was ist denn wirklich passiert?

Lance Armstrong wurden soeben alle sieben Titel der Tour de Farce aberkannt. Nun überlegt man, welche sieben anderen Doping-Sünder statt dessen zu Siegern erklärt werden sollen; unter ihnen Jan Ullrich, der sich seit Jahren wie eine Schlange windet, um nicht ebenfalls offiziell als Spritzen-Junkie gebrandmarkt werden zu können. Oder glaubt jemand im Ernst, dass es ohne Doping möglich war (und ist!), bei der alljährlichen Frankreich-Rundfahrt unter die ersten 20 (wahrscheinlich eher 100) zu kommen, wenn man auf Doping verzichtet? Natürlich nicht! Solange so hohe Siegprämien und so viel Prestige im Spiel sind, wird sich daran auch nichts ändern.

Armstrong zu überführen, hat nichts mit einem „Sieg“ gegen irgendetwas zu tun, nicht im Geringsten. Profi-Radfahrer werden sich dadurch nicht einmal abschrecken lassen. Jeder von ihnen kalkuliert im Stillen ein, dass er irgendwann einmal erwischt werden kann. Bis dahin ist man am besten so erfolgreich wie möglich und verdient so viel wie möglich. Kommt dann später eine Sperre, hat man eben Pech gehabt und ist hoffentlich schon reich. In diesem Zusammenhang kann es nur gut sein, wenn man dem Zuschauer vorgaukelt, heute sei ein fieser Doping-Sünder bestraft worden, weil alle anderen damit indirekt reingewaschen werden. Bis zum nächsten Skandal …

Insofern ist der US-Amerikaner zwar nun entzaubert und überführt, im Grunde aber ist das ein ausgesprochener Pyrrhus-Sieg. Entweder gibt man Doping für Profi-Radsportler ganz frei und findet sich damit ab, dass da radelnde Chemie-Cocktails irrsinnige Steigungen hoch hetzen – was der Zuschauer zwar sehen aber nicht wissen will -, oder man findet eine Basis, Doping in genau definierten Grenzen zu legalisieren. Viele Mittel, die Sportler nicht einwerfen dürfen, darf jeder andere Bürger ungestraft nehmen. Wenn man diese Art der Sondergesetzgebung eliminiert und eine neue Basis genau definiert, ist dem Gleichheitsgrundsatz viel eher Genüge getan und der Schwarzmarkt der „Mittelchen“ ausgebremst.

43 Kommentare zu “7 Armstrong-Titel gehen jetzt an welche anderen Doping-Sünder?

  1. almabu sagt:

    Der angerichtete Schaden für den Rad-„Sport“ ist immens! Ich selbst und viele meiner Freunde haben vor Jahren regelmäßig „die Tour“ geguckt. Von denen guckt inzwischen kein Einziger mehr! Auch jegliche Werbung rund um den Radsport ist praktisch verlorenes Geld…
    Meiner Meinung nach ist es unmöglich nachträglich Sieger „nachrücken“ zu lassen, die ja wie zum Beispiel Jan Ullrich, auch nicht nur Quellwasser genossen haben.
    Im Profisport, wo es um sehr viel Geld geht, wird man immer Mittel und Wege finden sich den entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Das gilt auch für Leichtathletik und… den Fußball?

    • Uhupardo sagt:

      Es ist einfach ärgerlich, schade und schlicht zum Kotzen. Was haben wir Miguel Induráin gefeiert, uns darüber gefreut, dass die Tour de France die sommerliche Fussballpause gut ausfüllte, wie spannend war die Vuelta España in jedem Jahr … alles vorbei. Übrig blieb nur noch Tour de Farce.

      Das alles ist schlimm genug. Noch schlimmer ist aber diese eklige Heuchelei „Wir bestrafen jetzt den Obersünder Armstrong und retten damit den Radsport“. Irgendwie ist es wie in der Politik. Selbst die konfusesten, skurrilsten und widersinnigsten Entscheidungen werden getroffen, nur mit einem einzigen Ziel: Nicht ein komplett marodes System öffentlich in Frage stellen und ändern zu müssen!

      • almabu sagt:

        Es ist genau, wie du sagst, zum Kotzen!

      • El Bernabeu sagt:

        Und trotzdem ist es richtig, daß Armstrong nachträglich überführt wurde.
        Mich freut das Urteil.
        Der angebliche Übermensch, der hoch zu Ross immer den Saubermann vorgab und jedem mit Prozessklagen drohte, der ihm ans Bein pinkelte, hat es nicht anders verdient.
        Gewiss, die anderen haben auch gedopt, aber Armstrong hat Doping in Perfektion auf höchstem Niveau betrieben, an dieses „Level“ kam niemand anders ran.
        Insofern waren die Tour-Siege unverdient und folgerichtig mußten sie aberkannt werden.

        • Uhupardo sagt:

          „Insofern waren die Tour-Siege unverdient und folgerichtig mußten sie aberkannt werden.“

          So unverdient wie die davor und die ab jetzt nachfolgenden. Was für ein grandioser Sieg der Gerechtigkeit.

          • El Bernabeu sagt:

            Scheinbar viele Armstrong-Fans hier, wenn man seine Tour-Siege weiterhin schönredet.
            Nur weils die anderen auch getan haben (Doping) ist Armstrong für euch jetzt freigesprochen?
            Komische Logik.

            • Uhupardo sagt:

              „Scheinbar viele Armstrong-Fans hier, wenn man seine Tour-Siege weiterhin schönredet.“

              Gemeint haben Sie nicht „scheinbar“ sondern „anscheinend“ (das eine ist das Gegenteil vom anderen).
              Was Sie da sagen, steht allerdings weder im Artikel, noch in anderen Beiträgen (wenn man von einem Bonsta-Satz vielleicht absieht). Gesagt wurde, dass diese Verurteilung rein gar nichts regelt = null Prozent.

              • El Bernabeu sagt:

                „Gesagt wurde, dass diese Verurteilung rein gar nichts regelt = null Prozent.“

                Und trotzdem war Armstrongs Verurteilung und Titelaberkennung meiner Meinung nach richtig.
                Oder sehen sie das anders?
                Ich vermisse in ihrem Beitrag auch nur den Hauch einer Kritik an Armstrong.

                • Uhupardo sagt:

                  „Und trotzdem war Armstrongs Verurteilung und Titelaberkennung meiner Meinung nach richtig.
                  Oder sehen sie das anders?“

                  Ihr Satz ist unvollständig. Vielleicht vervollständigen Sie ihn einfach, dann fällt Ihnen bestimmt selbst etwas auf: „Und trotzdem war Armstrongs Verurteilung und Titelaberkennung meiner Meinung nach richtig, um folgendes zu erreichen …“

                • El Bernabeu sagt:

                  ok, sie würden also den schlimmsten Doper aller Zeiten lieber laufen lassen.
                  So deute ich ihre Reaktion.
                  Würde dadurch irgendwetwas besser werden?

                • Uhupardo sagt:

                  Sie hätten Ihren Satz vervollständigen sollen. Fiel Ihnen offensichtlich zu schwer.

                  Was möchten Sie denn gerne? Sie möchten sich gerne moralisch entrüsten, richtig? Dann nur zu. Ist Ihr Recht, Ihre Privatsache und verlangt keine Antwort.

                  Oder vervollständigen Sie den Satz, wenn Sie tatsächlich ein wie auch immer geartetes sachliches Anliegen haben.

                • El Bernabeu sagt:

                  Ob sich durch Armstrongs Verurteilung etwas im Radsport ändert, weiß ich nicht. Vielleicht haben sie recht und es ändert sich rein gar nichts.
                  Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun.
                  Armstrongs Vergehen ist das Eine. Die Zukunft des Radsport ist das Andere.
                  Wenn ein Krimineller von der Polizei überführt wird, bekommt er folgerichtig die entsprechende Strafe. Leuchtet wohl jedem ein.
                  Oder sollte er, ihrer Meinung nach, laufengelassen werden, weil ja genug andere Kriminelle frei rumlaufen?

                • Uhupardo sagt:

                  Schauen Sie, es ist doch so einfach, darauf zu antworten. Nehmen Sie ein kleines Märchen als Beispiel:

                  El Bernabeu lebte in einem kleinen Dorf. Ausser ihm gab es noch 149 andere Bewohner. Alles war ruhig und friedlich, die 150 Bewohner zogen bei fast allem an einem Strang und halfen sich gegenseitig. Ihren Lebensunterhalt bezogen sie daraus, dass jeder der Dorfbewohner in der Umgebung täglich eine Bank überfiel.

                  Die perfekte Harmonie des Dorfes dauerte Jahre lang. Das änderte sich erst dann, als El Bernabeu verhaftet und zu lebenslangem Gefängnis verurteilt wurde. Die Anklage lautete: Bankraub. Alle anderen Dorfbewoner fanden das richtig, zeigten deutliche moralische Entrüstung und meinten, „wenn ein Krimineller von der Polizei überführt wird, bekommt er folgerichtig die entsprechende Strafe. Leuchtet wohl jedem ein.“

                  Ausser El Bernabeu … der schrie ganz laut und sah das unverständlicherweise ganz anders, fühlte sich „sehr ungerecht behandelt“.

                  El Bernabeu sass nun im Gefängnis, alles war geregelt und alle anderen Bewohner raubten in Ruhe jeden Tag weiter Banken aus.

            • El Bernabeu sagt:

              Aber genau so ist es.
              Man kann nur den überführen, der sich auch erwischen läßt.
              Und Armstrong ist nun wahrlich nicht der Erste (und nicht der Letzte) der erwischt wurde.

              • Uhupardo sagt:

                Na fein, Ihre moralische Entrüstung heisst „überführt wird, wer sich erwischen lässt“ und Sie freuen sich drüber. Das ist Ihr persönliches Ding und braucht keine Stellungnahme.

                Mit „die Gesellschaft weiterbringen“ (oder in diesem Fall den Radsport) hat Ihr Standpunkt absolut nichts zu tun. Darum sollte es aber genau gehen.

            • Bonsta sagt:

              Also „Fan“ bin ich nun wirklich nicht von ihm, aber ich habe kein Problem auch heute noch seine Leistung (ganz ohne Anführungsstriche) anzuerkennen.

              Das Thema ist jedoch ein völlig anderes, denn dieses Urteil dient nur dazu, den Sport reinzuwaschen und so zu tun, als wäre das die Verfehlung einzelner weniger gewesen. Das war es aber nicht! Gerade im Radsport wurde in tatsächlich beispielloser Weise systematisch gedopt. Jeder wusste das! Angefangen bei den Organisatoren, zu den Teamchefs und Teamärzten, bis hin zu den Sponsoren, denen das solange egal war, wie es keine schlechte Publicity gab. Die Sportler waren eher Opfer dieses Systems als Täter, denn wer das Spiel nicht mitmachte, hatte keine Chance den Anforderungen gerecht zu werden. Meißtens hieß es: Entweder du lässt dir „helfen“ oder am Jahresende endet auch dein Vertrag. In dieser Situation befindet man sich als junger ambitionierter Radsportler, und nur die wenigsten haben in diesem Alter den Charakter zu sagen „Nein!“ und den Sport an den Nagel zu hängen.

              Aber es gab natürlich durchaus solche Leute. Denen hat auch ein Armstrong geschadet. Armstrong ist Opfer und Täter zugleich, denn er wollte eben nicht seinen Sport aufgeben, sondern hat das Spiel mitgespielt. Wer mitspielt macht sich Schuldig. Das Problem dabei ist, und hier wird es ein Gerechtigkeitsproblem, dass nur er auf der Anklagebank sitzt und dazu dienen soll, dass der Rest sich reinwaschen kann. Wenn es Verantwortliche gibt, sind andere sehr viel mehr schudig. Und eben genau deshalb bezeichne ich dieses Urteil als lächerlich.

              Wer sich von den Zuschauern nun irgendwie betrogen fühlt, den kann ich zwar irgendwo verstehen, nur wundert mich dann doch ein wenig die Blauäugigkeit. Aber vermutlich ist das eher so: Man will den Sport sehen, aber man will nicht wahrhaben, dass das ein schmutziges Geschäft ist. Leute wie Armstrong konfrontieren einen dann mit der Wahrheit, aber was nicht sein darf, das nicht sein kann. Also wird zur Inquisition aufgerufen, ein Opfer zur Schlachtbank geführt, damit man sich wieder in Ruhe und ungestört seinen Illusionen hingeben kann. Dieses gesellschaftliche Bedürfnis bedient das Urteil durchaus, aber es macht es nicht gerechter…

  2. flurdab sagt:

    Natürlich ist das eine Farce.
    Und ob nun nur der Radsport vom Doping betroffen ist wage ich zu bezweifeln.
    Das Doping ist doch mittlerweile im Breitensport sowie dem normalem Leben angekommen.
    Angeblich nehmen Gymniasasten und Studenten Ritalin zur Leistungssteigerung ein.
    Der Mensch reicht in seinem natürlichen Leistungsprofil einfach nicht mehr für unsere schöne neue Welt.

    • almabu sagt:

      Das Problem ist eigentlich ein moralisches: Der dopende Sportler, der ritalinschluckende Schüler, der dissertationsbetrügende Doktorand, sie alle versuchen sich durch einen wissentlich begangenen Verstoss gegen die Spielregeln der Gesellschaft und der Natur einen Vorteil zu verschaffen, sie betrügen! Dagegen kann man eigentlich nur mit Erziehung angehen, aber viele von uns müssten sich in diesem Fall zuerst an die eigene Nase fassen…

      • Uhupardo sagt:

        powell

        Es war dieses Ereignis, ab dem sich nach meiner Ansicht die Welt wahrnehmbar zu verändern begann: Colin Powell präsentiert im UNO-Sicherheitsrat die „Beweise“ für die irakischen Massenvernichtungswaffen. Danach erfolgt der Überfall auf das Land. Bis heute wurde für diese Lüge und die nachfolgende Aktion niemand zur Rechenschaft gezogen. Fazit: Alles ist erlaubt!

        Natürlich gab es auch vorher Doping; Leute, die Dissertationen getürkt haben und viele andere Verstösse gegen gesellschaftliche Grundlagen. Dennoch, so glaube ich, sind seit Powells Auftritt viele weitere Grenzen gefallen. Die „Ära der Beliebigkeit“ begann: Wer durchkommt, egal wie, hat Recht.

        • Bonsta sagt:

          Ich denke, was alambu beschreibt, ist der Leistungsdruck einer Gesellschaft, der viele nicht standhalten und meinen, es so probieren zu müssen. Wir leben halt in einer Gesellschaft, in der der Schein mehr zählt, als das Sein. Das ist eine logische Konsequenz daraus.

          Die Lüge eines Collin Powell, aber vor allem die Reaktionen darauf, sind ein Beleg unter vielen, wie weit der Werteverfall in der Gesellschaft vorangeschritten ist. Es gab immer auch solche Dinge, aber sie führten früher noch zu heftigen Reaktionen, zu Empörung und zu Konsequenzen. Das gibt es heute praktisch nicht mehr. Und wenn, dann nur medial angeheizte und gelenkte Empörung in belanglosen Bahnen.

          Vielleicht ist das ja das Endresultat eines schleichendes Prozesses des moralischen Verfalls. Ich weiß es nicht, denn grundsätzlich poliert jeder ab und an ganz gerne seinen Lebenslauf ein wenig auf. Ich weiß nicht, ob Ritalin und Powell wirklich das Selbe sind, oder ob das überhaupt in einer Liga spielt.

          • Uhupardo sagt:

            „Es gab immer auch solche Dinge, aber sie führten früher noch zu heftigen Reaktionen, zu Empörung und zu Konsequenzen. Das gibt es heute praktisch nicht mehr.“

            Richtig! DAS ist der wahre Unterschied in der „Ära der Beliebigkeit“.

        • almabu sagt:

          Für mich war das auch ein einschneidender Moment. Ich frage mich bis heute, ob Powell selbst das Zeug geglaubt hat? Er ist jedenfalls seitdem vollkommen aus der Öffentlichkeit verschwunden…

  3. Guanche sagt:

    Wohl wahr…..
    „Irgendwie ist es wie in der Politik. Selbst die konfusesten, skurrilsten und widersinnigsten Entscheidungen werden getroffen, nur mit einem einzigen Ziel: Nicht ein komplett marodes System öffentlich in Frage stellen und ändern zu müssen“!

    Genau so sieht es aus, dem gibt`s nichts mehr hinzu zu fügen !

    MfG

  4. Bonsta sagt:

    Ihr solltet nicht den Fehler machen und Rad“sport“ in Gänsefüsschen schreiben. Es war Sport und das bleibt es auch. Ein knallharter und für die wenigsten Profis wirklich ein großes Geschäft. Armstrong machte das, was alle machten; offiziell inoffiziel. Der Unterschied zu anderen war, er gewann! Seine Titel abzuerkennen, ist lächerlich. Wie lächerlich, hatte auch schon Ulrich seinerzeit zwischen den Zeilen verlauten lassen. Für mich bleibt sein Erfolg so oder so. Und wer heute keinen Radsport mehr schauen kann, sollte sich dringend von der Illusion befreien, dass es in anderen Sportarten, fast völlig egal welcher, anders zuginge oder je anders zugegangen wäre. Auch im Fussball nicht.

    Die Idee mit der Dopingfreigabe für bestimmte Mittel höre ich nicht zum ersten Mal. Anfangs lehnte ich das ab. Heute sehe ich das im Prinzip genauso, wie im Artikel beschrieben. Die Frage muss gestattet sein, ab wann denn eigentlich Doping anfängt? Ich meine, Maradonna wurde zu seiner definitiv letzten WM wegen Kokain gesperrt. Ich kenne keinen Fan des Fussballs, der ihn nicht trotzdem spielen gelassen hätte.

    Eines muss man noch einschränken. Doping hat nicht wirklich was mit Geld zu tun. Doping gibt es auch im Amateur- und sogar Freizeitsport massenweise. Und da rede ich bei weitem nicht nur von den Muckibuden. Und ich gebe ehrlich zu, als leidenschaftlicher Freizeit-Rennradfahrer, hat es durchaus seinen Reiz, mal auszuprobieren, welche Leistungssprünge mit dem Mittelchen EPO zu machen sind. EPO ist im Gegensatz zu anderen Substanzen relativ ungefährlich, bei gleichzeitigem enormen Leistungszuwachs. Sowas macht mich einfach neugierig. Ich verdiene damit weder Geld, noch will ich mich igrendwo messen, oder beweisen wie super ich bin. Ich mache das für mich, weil es mir Spass macht. Thats it! Sport macht vielen einfach spass, auch wenn sie nie auch nur den Hauch einer Chance haben, jemals in die Nähe der Spitzensportler zu gelangen, selbst mit dem gesamten Medizinkoffer in der Hand nicht. Man will für sich selbst sehen, wie weit man kommt. Ich denke, das ist der Hauptantrieb für die meisten, nicht die Kohle oder der Ruhm. Oder warum gibt es nach wie vor jede Menge weißer 100 Meter Sprinter? Wer hätte denn aus irgendeinem anderen Grund noch Lust, mit einem Usain Bolt um die Wette zu laufen?

  5. fischi sagt:

    Eine Zeit lang habe ich auch kein Radsportrennen im Fernsehen verpasst.
    Die Sieger wurden doch immer mehr zu Kampfmaschinen.
    Das Doping hat dem Radsport bestimmt sehr geschadet.
    Die Radsportverbände haben bei dem Thema auch total versagt.
    Alle haben es doch aber schon lange gewußt, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht.
    Und die Journalisten haben sich auch nicht mit Ruhm bekleckert.
    Ob die alleinige Bestrafung von Amstrong den Radsport in ein besseres Licht rückt, bezweifele ich.
    Vielleicht würde es helfen, die lebenslange Strafe schon für Erstsünder anzuwenden.
    Oder man gibt es ganz frei , und wenn genug vom Fahrrad gefallen sind, kann ja sein das da ein Umdenken bei den Fahrern einsetzt.

    • Uhupardo sagt:

      Nicht Sperren helfen (egal wie lange, wenn man schon reich ist) sondern, wenn überhaupt (!), dann nur Geldstrafen: „Zahlen Sie das Doppelte dessen zurück, was Sie unter Einsatz von Doping eingenommen haben.“

      • fischi sagt:

        Ja, für die wenigen Fahrer die damit wirklich reich geworden sind ist das bestimmt die richtige Strafe.
        Blos bisher gab es 2Jahre Sperre und dann haben sie weitergemacht.
        Irgendwie war mir nach dem Tod Pantanis immer mehr die Lust auf Radsport genommen.

  6. Don Furioso sagt:

    Wo viel Geld im Spiel ist, werden Anreize für riskantes Verhalten gesetzt. Zudem leben wir in einem System, in dem der Zweck die Mittel heiligt. Veilleicht war das schon immer so, mit dem einzigen Unterschied, dass heute darüber geredet wird. Ein Trostpflaster, vielleicht. Last, but not least, vergöttert unsere Gesellschaft den Supermenschen, zulasten des Durchschnittsmenschen, zulasten von Menschen, die das Wohl der Gemeinschaft ebenfalls im Blickfeld haben. Insofern ist Armstrong das perfekte Produkt dieses Systems. Mir graut immer mehr vor dieser Hollywood-Propaganda, in der jeder Mann Muskeln aus Stahl haben muss, in der Helden ganz im Stil Leni-Riefenstahls posieren. Der Langen Rede kurzer Sinn: Armstrong musste herhalten, um das System zu schützen. Dennoch hat es mich ein bissl gefreut, vorallem wegen der Einschüchterungen seiner Teamkollegen. Aber vielleicht ist das auch nur Propaganda, damit der Spießbürger – und das schließe ich mich ausdrücklich mit ein – sich zufrieden in seinen Sessel zurücklehnen kann, auf seinen verschwundenen Bauchnabel blickend. 🙂

    • Uhupardo sagt:

      „Armstrong musste herhalten, um das System zu schützen.“

      Eben. Klappt doch auch perfekt, wie man sieht. Der Verbandsfuzzi bedauerte heute, dass man nicht gut aufgepasst habe, heute sei so etwas aber schon lange nicht mehr möglich; das Publikum darf sich moralisch entrüsten, äussert sich zufrieden über die Verurteilung und alles ist in Ordnung.

  7. tfl sagt:

    Volker Pispers hat das seinerzeit schön formuliert: Sollen sie doch nehmen was sie wollen. Solange sie es aufs Trikot schreiben weis man wenigstens, was funktioniert und was nicht – oder so ähnlich 😉

  8. Man braucht sich nicht auf den Radsport festlegen. Was von den Sportlern verlangt wird, nämlich „immer höher, weiter, schneller“ zu sein, als alle anderen auf der Welt, kann nur zu solchen Auswüchsen führen!

    Und den perfekten Betrügern gebühren dann auch noch Ruhm, Ehre und sehr viel Geld.

    Mit solchen sportlichen Ereignissen wird aber viel Geld verdient. Da geht es niemals ehrlich zu!
    Vor vielen Jahren, als es noch die hässlich aussehenden „Frauen“ aus dem Ostblock gab, die wie Männer aussahen, die jedoch grosse Erfolge hatten, ……….. da sagte ein heute noch amtierender Politiker: „Ischt doch net so schlimm, wenn die Frauen eine tiefere Stimme bekommen und sich rasieren müssen.“

    Selbst angesehene Typen der Sportverbände waren von diesen Aussichten nicht so abgeneigt. Aber das besagt doch alles! –

    „Ihr könnt ja mitmachen, aber wir wissen von nichts, wenn wir bloss auch Medaillen bekommen!“

    Es kam zu einem Wettbewerb: „Wer betrügt am besten?“ – Als es dann zur Wiedervereinigung kam, hatten die ehem. DDR-Sportler wohl noch ihren Vorteil, was man dann versuchte, zu korrigieren.

    Na klar ist das schön anzusehen, wenn ein Sportler solche extremen Rekorde sichtbar macht. Und doch muss man sich mittlerweile fragen: „Haben die Glück, dass sie nicht genau überprüft werden oder sind es die finanziellen Vorteile der jeweiligen Regionen, die die Überprüfer blind werden lassen?“ –

    Man müsste sich auch fragen, ob man mit den Kontrollen oder Nichtkontrollen den späteren Sieger bestimmt? – Könnte doch auch sein, dass die Sportler das zuvor wissen, ob sie dran sind?

    Wo das Kapital die ganzen Abläufe bestimmt, muss man alles berücksichtigen!

    Vor Jahren, bei einer Schwimm – WM, sagte der Moderator einer Sportsendung, die Rekorde anzweifelnd, dass man ihm geraten hätte, nicht über das Doping Thema zu berichten. – Das würde Unruhe bei den Sportlern verursachen!! – Gerade beim Schwimmen wären die Zeiten so knapp beieinander, dass einer, der einen so überragenden Sieg zeigte, auch beim Doping ankäme.

  9. […] hatten das Thema erst gestern in den Kommentaren zu Lance Armstrong:  Spätestens seit Colin Powells Vortrag vor dem UN-Sicherheitsrat, mit dem er die Existenz […]

  10. […] Meinung zum Thema Armstrong: Titel gehen jetzt an welche anderen Doping-Sünder? von […]

  11. Uhupardo sagt:

    http://www.spiegel.de/sport/sonst/tour-de-france-2013-streckenplan-veroeffentlicht-a-863130.html

    „Es soll das ganz große Spektakel werden: Für die 100. Ausgabe im kommenden Jahr präsentierten die Organisatoren der Tour de France einen anspruchsvollen Kurs. Die Tour vom 29. Juni bis 21. Juli 2013 startet zum ersten Mal auf Korsika. Dabei findet im Gegensatz zur Tour 2012 kein Prolog, sondern eine 200 Kilometer lange Flachetappe von Porto-Vecchio nach Bastia statt. Zudem müssen die Fahrer zweimal an einem Tag den legendären Anstieg L’Alpe d’Huez mit seinen 21 Serpentinen nehmen.“

    Keiner Tipp an die Leser: Versuchen Sie mal, auch nur einmal den Alpe d´Huez mit dem Auto hoch zu fahren, ohne dass der Kühler kocht.

  12. Raul sagt:

    Ich behaupte einfach mal, dass über 90% aller Deutschen keine Ahnung haben, was Doping genau im Körper verursacht und welche verschiedenen Arten von Doping es gibt. Wichtig ist nur, dass man bei dem Thema oberflächlich mitreden und seinen Unmut kundtun kann. Dann kommen die so genannten Experten und Professoren zu Wort, es wird in großen Schlagzeilen mit dem Finger gezeigt und jeder hat einfach die Chance auf sein Feindbild zu zeigen.

    Wer dopt ist ein kein Sportler, sondern ein Betrüger !

    Mit Strafen unter lebenslänglicher Sperre oder gar Gefängnis will dann gar nicht erst angefangen werden und überhaupt sind wir alle Vorbilder im Umgang mit der Einnahme von gefährlichen Substanzen.

    Wenn ich dann aber Frau Müller frage, warum sie heute schon wieder 2 Ibuprofen eingeworfen hat und zum Schlafengehen ein Schlafmittel braucht, dann bekomme ich als Antwort, weil es ihr dann einfach besser geht. Dass diese Mittel Sie manipulieren, oberflächlich gesunder machen aber auf Dauer den Magen und andere Organe schädigen, spielt irgendwie keine Rolle.

    Das Herr Müller mit Vorliebe Schweinefleisch ist, welches mit Antibiotika voll gepumpt wurde und er deshalb fast resistent gegen Antibiotikas geworden ist, will man auch nicht wahr haben. So schlimm wird es schon nicht sein ! Genmanipulierte Lebensmittel, Farbstoffe, künstliche Aromen, Antioxidante bis hin zum Nikotin… es wird einfach alles in sich hineingestopft, was schmeckt.

    Familie Müller und eigentlich wir alle hier sind Doper und das im ganz großen Stil. Wir dopen nicht für Geld und Ruhm (na ja vielleicht ein bisschen) Wir dopen, um unser Leben angenehmer zu machen. Und wenn wir Geld fürs Einwerfen von Antibiotikas oder Aspirin oder Nikotin bekommen würden, dann würden wir noch viel leidenschaftlicher dopen.

    Kann man Armstrong oder überhaupt einem Menschen vorwerfen es genauso machen zu wollen, wie wir alle?

  13. mle1 sagt:

    15 Jahre Lance Armstrong Foundation. Fast 500 Millionen Dollar wurden für kranke Menschen gesammelt. Dieser Mann hat den allergrößten Respekt für das verdient, was er mit dem Einsatz für seine Stiftung erreicht hat.

    Zum Sportlichen: Wenn kein Team gedopt hat, hat Armstrong verdient sieben Mal die Tour gewonnen (Armstrong ist während seiner aktiven Zeit nie überführt worden). Wenn alle Teams gedopt haben, hat Armstrong auch verdient die sieben Touren gewonnen, denn er ist der beste unter Gleichen.

    Bliebe der dritte Fall: Armstrong und sein Team haben gedopt und die anderen/ meisten anderen Teams nicht. Wie wahrscheinlich ist so ein Fall? Für mich ist Armstrong das Bauernopfer. Jetzt, wo man in der Szene nicht mehr von ihm profitiert, ist es umso leichter, ihn fallen zu lassen. Er wird fallen gelassen und andere waschen sich rein.

    Während seiner aktiven Zeit wäre das nie passiert, denn er war ja das Zugpferd der Szene, von dem sie wahrscheinlich alle in irgendeiner Form durch eine Riesen-Publicity profitiert haben. Contador hat Recht: Lance Armstrong sollte Respekt entgegengebracht werden, anstatt ihn allein durch die Arena zu schleifen.

    • Hackentrick sagt:

      […] „Armstrong ist während seiner aktiven Zeit nie überführt worden“ […]
      So ganz stimmt das nicht, aber dafür muss man sich schon intensiver mit den Niederungen des Radsports auseinandersetzen: Der ehemalige Radprofi Paul Kimmage, der seit Karriereende als Autor und Journalist die Szene begleitet, hat publiziert, dass Armstrong während der Tour de Suisse 2001 mehrmals prositiv getestet wurde. Aufgrund von Schmiergeldzahlungen an die UCI seien die Testergebnisse jedoch verheimlicht worden. Floayd Landis und Tyler Hamilton bestätigen diese Geschichte, auch Jörg Jaksche hat sich in einem Interview dazu geäussert.

      Paul Kimmage hat nach Erscheinen des Artikels sofort seinen Job bei der Sunday Times verloren. Der UCI-Präsident Pat McQuaid und sein Vorgänger überziehen den Journalisten mit einem Prozess (Auftakt am 12.12. in der Schweiz), der Kimmage finanziell zu ruinieren droht und über dessen Ausgang man durchaus gespannt sein darf (falls Kimmage bis dahin noch durchhält)!

      Das Problem beim Doping im Sport ist, dass jeder Bescheid weiss, aber alle wegschauen. Funktionäre, Teams, Politik, Medien. Es ist ein Schulterschluss. Erst, wenn es nicht mehr anders geht (siehe Armstrong), kommt die Doppelmoral zum Vorschein und es wird drauflos gedroschen. Schaut Euch an, wie scheinheilig sich Rudolf Scharping (Präsident BDR Bund Deutscher Radfahrer) zur Causa Armstrong geäussert hat. Meine Frage: was hat der BDR zur Aufklärung bei den Vorwürfen des systematischen Dopings beim Team Telekom beigetragen? Gegen die Freiburger Ärzte? Gegen das Leistungszentrum Erfurt?

      Alles Heuchelei. Und wenn dann doch jemand den Mund aufmacht, wird er solange als Nestbeschmutzer diffamiert, bis dann endlich öffentlich die Stimmung umkippt und man eine Sau durch’s Dorf jagen kann…

  14. gold price sagt:

    Die El País titelte am 20. März, das Verfahren sei vorschnell beendet worden. Serrano wurden falsche Handlungsweisen im Fall Fuentes unterstellt. Die im Jahr 2006 angeordneten Abhörungen und Hausdurchsuchungen seien nur mit dem Verdacht auf Straftaten zu rechtfertigen gewesen, was der jetzigen Einstellung des Strafverfahrens widerspräche und so eine unrechtmäßige Beschränkung der Bürgerrechte bedeutet hätte. Da Eigenblutdoping in der Weise, wie von Fuentes praktiziert, kaum nachzuweisen sei, vermutete die El País die Verwechslung der injizierten Blutbeutel von Santiago Pérez und Tyler Hamilton , die im Jahr 2004 des Dopings überführt worden waren. Ebenso sei der positive Test von Roberto Heras ein Hinweis auf verunreinigtes Eigenblut. In beiden Fällen wären die gesundheitlichen Risiken hoch genug für eine Verurteilung im Sinne der Anklage. Die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) bat um Einsicht in die Ermittlungsberichte, um selbst in der Affäre ermitteln zu können.

  15. Claudia Lindner sagt:

    Ich habe mir diesen Artikel und die ganzen Kommentare dazu durchgelesen. Fakt ist für mich nach der Armstrong-Sache, es wurde nur endlich offiziell, was alle schon lange wussten: Dass Armstrong – offiziell Super-Saubermann – professionell dopt und betrügt. Die Beweise waren immer da, sie wurden nur ignoriert, jahrzehntelang, vor allem von der UCI. Insofern ist Amstrong jetzt ein Bauernopfer dieses Systems. Aber nur insofern, denn er hat dieses jahrelang perfekt genutzt, manipuliert, um zu betrügen zu können. Er ist kein armes Opfer,genauso wenig wie Ulrich und was weiß ich wie die alle heißen, denen in den letzten Jahren die TdF-Titel aberkannt wurden oder die Zweiten und Dritten, denen wahrscheinlich in den nächsten Jahren die Titel aberkannt werden…irgendwann ist dann der 50. der offizielle Tour-Titel-Inhaber – und vielleicht ist das dann ja wieder halbwegs echt, denn vllt kann man ohne Doping nur 50. oder 100. bei der Tour werden, wenn alle vor dir dopen.
    Den Radsport (und welche anderen noch?) kann man vergessen, ist nicht mehr als die jährliche Leistungsschau der Pharmaindustrie. Da hier ja fleißig in den gesamtgesellschaftlichen Kontext eingeordnet wurde, will ich da auch nicht faul sein:
    Es ist im Radsport nicht anders als überall um uns herum auf der Welt. Es wird gelogen, manipuliert, geheuchelt, Propaganda betrieben, um Geld, Geld, Geld, Profit, Profit und noch mehr Profit zu machen.

    • Uhupardo sagt:

      Dabei wäre das doch so einfach zu regeln. Alle Fahrer der Tour de France bekommen die Möglichkeit, auf den Trikots Werbung für die Medikamente anzubringen, die sie jeweils eingeworfen haben. So kann man im Ziel gleich sehen, was wirkt und was nicht. Effektivere Werbung gibt es doch gar nicht.

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