Enzensbergers Europa-Quiz: Alternativlos oder was?

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Wenn Hans Magnus Enzensberger den Mund aufmacht, kommen seine Aussagen punktgenau, ob man damit einverstanden ist oder nicht. So ist z.B. sein „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ (1970) ist bis heute ein intellektueller Meilenstein. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller ist leidenschaftlicher Europäer und kritisiert die Entwicklungen in der EU nicht etwa trotzdem- sondern eben genau deswegen.

Er beschreibt die Europäische Union als Konstruktion von oben und bemängelt ein Fehlen des demokratischen Elements. In einem Gespräch mit dem liberalen Debattenmagazin Schweizer Monat spricht er von einem „Geburtsfehler der Institution“: „Von Anfang an stand hier der technokratische Aspekt im Vordergrund: Politik hinter verschlossenen Türen. Geheimniskrämerei. Kabinettspolitik.“ – In einem „Europa-Quiz“, das von der FAZ veröffentlicht wurde, hat Enzensberger jetzt 40 kritische Fragen zur politischen Union des Kontinents  formuliert, die es zu beantworten gilt. Hier die ersten 10:

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Worum handelt es sich, wenn eine intelligente Frau in hoher Position behauptet: „Wenn der Euro scheitert, scheitert Europa“?

1. Um eine Drohung?

2. Um eine Schutzbehauptung?

3. Oder nur um eine Dummheit?

4. Haben Sie den Eindruck, dass unser Kontinent nach wie vor existiert, obwohl im Lauf der letzten zweitausend Jahre das Talent, der Denar, der Gulden, die Lira, das Lepton und die Reichsmark untergegangen sind?

5. Wissen Sie, wer das Stummelwort Euro erfunden hat, das vor dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts niemand in den Mund genommen hat?

6. Sind Sie in der Lage, Akronyme wie EZB, EFSF, ESM, EBA und IMF zu entziffern?

7. Vermuten Sie, dass die meisten europäischen Länder seit geraumer Zeit nicht mehr von demokratisch legitimierten Instanzen, sondern von diesen Abkürzungen regiert werden?

8. Haben Sie diese Einrichtungen gewählt?

9. Werden sie im Grundgesetz oder in einer anderen europäischen Verfassung erwähnt?

10. Ist Ihnen in den letzten Jahren mitgeteilt worden, dass die Entscheidungen dieser Institutionen „alternativlos“ sind?

Die restlichen sehr lohnenswerten 30 Fragen finden Sie hier.

7 Kommentare zu “Enzensbergers Europa-Quiz: Alternativlos oder was?

  1. […] 40 kritische Fragen zur politischen Union. https://uhupardo.wordpress.com/2012/12/25/enzensbergers-europa-quiz-alternativlos-oder-was/#more-4783 […]

  2. Allant sagt:


    Sehenswertes Video, das aufzeigt, dass es Alternativen gibt.

    Meines Erachtens dient diese dumme Äusserung „alternativlos“, der Errichtung einer Blockade,
    damit das Volk nicht erkennt, dass das derzeitige System wirklich alternativlos ist.
    Derzeit befinden sich aussergewöhnlich dumme Menschen in Regierungen und Führungsspitzen, die sich für Geld verkauft haben und mitgeholfen haben, so ein selbstzerstörerisches System aufzubauen, denen jedes Rechtsbewusstsein abhanden kam oder nie eines hatten, und die glauben dass andere genau so blöd sind wie sie.
    Wird das Gegenteil bewiesen, so wird auf primitivste Art und Weise vorgegangen, wie folgendes Video zeigt, und warum alles so alternativlos erscheint

    http://www.alpenparlament.tv/playlist/609-fuersorglicher-freiheitsentzug-fuer-systemkritische-buerger

  3. Kalle Bunker sagt:

    Geht es um eine Währung, eine Vereinigung von Nationen oder um Kontrolle über Menschen auf diesem Kontinent? Enzensbergers Alternativlosigkeit verkörpert den fortschreitenden Zerfall menschlicher Freiheit. Selten zeigt sich die umfassende Doktrin der Backstage-Regierenden so deutlich wie jetzt. Ein Virus, dem auch Enzensberger unterliegt. Wir sollten der Medienblindheit ein Ende bereiten und endlich anfangen selbst zu denken. Oder sind wir hoffnungslos dekadent?

  4. Also Enzensberger schätze ich völlig anders ein. Wie kann er begeisterter Europäer sein, wenn er solche Fragen zu stellen hat? WIR – die EXTREMISTEN-Linke – waren aus genau diesen Gründen gegen die EU, als all die Herren – wie Enzensberger auch – eifrig dafür waren. Damals sind denen komischerweise diese Fragen nicht eingefallen.
    Außerdem ist die 4. Frage extrem schlecht formuliert – man versteht nicht einmal, wen er eigentlich anspricht. Ist er im Zwiegspräch mit der ‚intelligenten Frau‘ Merkel? Und in der 10. Fragen heißt es nicht „in den letzten Jahren“ (der Weltuntergang ist bekanntlich nicht eingetreten, Herr Enzensberger), sondern „in den vergangenen Jahren“. Deitsch ist sich schwärre Sprach.

  5. fischi sagt:

    Für mich ist die EU Utopie ein Abklatsch des RGW..
    Bloß früher waren die Russen die Führer und jetzt die Deutschen.
    Der Tag ist nicht mehr weit bis es die ersten Volksaufstände geben wird.
    Mal sehen wie die EU dann reagiert.
    Ich kann mich noch gut erinnern wie die Russen für den Prager Frühling gehaßt wurden.
    Ich sehe die EU als Zwangsvereinigung für vieles was nicht zusammenpasst und gehört.
    Und wer die Vereinigten Staaten nachbilden will sollte sich mal den Ausgangspunkt ansehen.
    Alt gewachsene Nationalstaaten kann man nicht mit einer Bevölkerung aus Glücksrittern, Schurken und Ultrareligiösen vergleichen.

  6. fakeraol sagt:

    Ich kann da keine besondere Intelligenz erkennen. Wenn sich der Mann auf die EU bezieht, frage ich mich, wo er den „demokratischen“ Unterschied zu den einzelnen Staaten sieht. WENN die „demokratisch“ wären, hätte garkeine undemokratische Überstruktur entstehen können.

    Er „bemängelt ein Fehlen des demokratischen Elements“ ???
    So so, es gibt also ein „demokratisches Element“ in der „Demokratie“?
    So als Zuckerl auf der Torte?
    „Politik hinter verschlossenen Türen. Geheimniskrämerei. Kabinettspolitik.“ ?
    Da brauche ich doch nicht bis Brüssel gucken, 10 km Luftline bis zum Reichstag reichen völlig.

    Wie wäre es damit, das „demokratische Element“ als das ZENTRALE Element, als Herz und seele des gesamten Systems einzufordern?

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