Ältere Menschen sollten sich beeilen zu sterben

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Wenn die Gesellschaft immer älter wird und die Gesundheitskosten explodieren, sollten sich ältere Menschen beeilen zu sterben. Diese intelligente und nachhaltige Lösung für das Loch in der Staatskasse hat jetzt der japanische Finanzminister vorgestellt. Taro Aso heisst der Mann und ist 72 Jahre alt. Mehr als ein Viertel der Bewohner Japans sind älter als 60 Jahre. In 50 Jahren werden es 40 Prozent sein.

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Taro Aso nimmt kein Blatt vor den Mund. In einer Sitzung des nationalen Gesundheits-Kommittes, in der es um Wiederbelebungsmassnahmen und um Behandlungen zur Verlängerung des Lebens ging, redete der Finaznminister Klartext: „Sie sehen sich verpflichtet zu leben, wenn sie lieber sterben wollen. Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich morgens aufstehe und weiss, dass emien Behandlung von der Regierung bezahlt wird.“ Deswegen sollten sich ältere Menschen „beeilen zu sterben“, um die Finanzprobleme der öffentlichen Kassen zu lindern.

Der Minister ist für solche Äusserungen bekannt. Vor einem Wirtschaftsforum hatte er vor nicht allzu langer Zeit gesagt: „Ich sehe ständig 67- und 68-Jährige, die dauernd zum Arzt laufen. Warum muss ich für Leute zahlen, die nur essen und trinken und keinerlei Sport machen? Ich laufe jeden Tag und andere Dinge, aber ich zahle weit mehr Steuern.“ – Aso ist einer der dienstältesten Politiker und sehr wohlhabend. Diesmal allerdings machte ihm die öffentliche Reaktion wohl deutlich, dass er es übertrieben hatte. Er habe ja nur über seine „persönlichen Präferenzen gesprochen“, beeilte er sich gegenüber Journalisten zu versichern, es sei wichtig, „dass man seine letzten Tage in Frieden verbringen kann“.

Diesmal können wir den Ratschlag nicht vermeiden: Taro Aso möge bitte mit gutem Beispiel voran gehen – so bald wie möglich!

Passt gut dazu:

24 Kommentare zu “Ältere Menschen sollten sich beeilen zu sterben

  1. Hessenhenker sagt:

    Ich kenne die Gesetzeslage in Japan nicht, u.U. darf man sich dort ja öffentlich hängen lassen?
    Dann kann ich ihm helfen.
    Kostet allerdings ordentlich, ich will ja nicht von Henker IV leben und dem Staat auf der leeren Tasche liegen.

    • sunnyromy sagt:

      bitte? man kann sich öffentlich hängen lasssen?! (also- zb wenn man zuviel schlechtes gewissen hat, dass die regierung einem die behandlung bezahlt^^?!

      • Hessenhenker sagt:

        Also zum Beispiel, wenn man mit gutem Beispiel vorangehen will, als Finanzminister, um die öffentlichen Kassen um das Ministergehalt zu schonen.

        • Ramón Rodríguez sagt:

          Klar, macht euch nur darüber lustig. Könnte man ja auch, wenn man davon ausgeht, dass da irgendein Drecksack in Japan gerade mal ausgetickt ist oder versehentlich die falsche Sorte Sushi durch die Nase ziehen wollte. Aber so ist es eben nicht. Solche und ähnliche messages neoliberaler A..geigen häufen sich mehr und mehr und zeigen, dass alles, alles, alles, nur noch in Geld bewertet wird. Sarkasmus verhilft solchen nicht tolerierbaren Sätzen nur zu gesellschaftlicher Anerkennung und macht sie „normal“! Würde ich mir überlegen.

          • Hessenhenker sagt:

            Also, ich bin nicht lustig.
            Nicht mehr, seit mir zum Hitlergeburtstag das Haus angezündet worden ist und die Versicherung statt mich den Aufsichtsrat Fritze Bierdeckel fürstlich bezahlt hat.
            Seitdem muß ich jeden Auftrag annehmen.
            Sollten die Allierten also demnächst in Mecklenburg die Invasion starten und Angela Merkel nach acht Wochen aus ihrem Erdloch ziehen, selbstverständlich nehme ich den Auftrag an.
            Ich muß doch meine kranke Verlobte in der dritten Welt unterstützen, sonst kann sie sich die Beerdigung nicht leisten.

          • Taro Aso kann man sicher getrost als neoliberalen Drecksack bezeichnen. Allerdings ist die Idee an sich in Japan nicht mal was komplett Neues. In grauer Vorzeit war es dort in armen ländlichen Gemeinschaften zT durchaus üblich, dass alte Menschen, selbst wenn sie noch einigermassen gesund waren, in einem bestimmtem Alter zum Sterben an einen Ort außerhalb des Dorfes gebracht wurden. Nur produktive Mitglieder hatten in der Gemeinschaft eine Daseinsberechtigung. Wer mag kann sich das Elend in Form eines japanischen Filmes mal ansehen:
            http://www.arte.tv/de/die-ballade-von-narayama/506184,CmC=512270.html
            Hinzu kam, dass in der japanischen Kultur eher die Gemeinschaft über das Individuum gestellt wurde, und noch bis heute wird, während man vom Einzelnen eine gewisse Opferbereitschaft verlangt. Ich bin kein Experte für japanische Kultur und ihre Werte, aber traue mich zu behaupten, dass unser westlicher Individualismus dort weit weniger zu finden ist. Darauf kann Aso aufbauen und so überhaupt erst solche Sätze laut aussprechen.

            Jetzt kommt allerdings der entscheidende Unterschied: in den mittelalterlichen Dorfgemeinschaften am Land waren alle Mitglieder gleich arm, das Leben karg und ein ständiger Überlebenskampf. Das heutige Japan ist eine reiche Industrienation und leidet, wie so viele andere auch, an einer schlechten Verteilung des Wohlstandes, weshalb man trotz dieses Exkurses dann doch wieder „Skandal!“ schreien muss.

            • Uhupardo sagt:

              Warten wir ab bis nicht-japanische Politiker sich trauen, genau diesen Diskurs öffentlich zu übernehmen, denn, wie im Video gesagt wird, das nachträglich unter dem Artikel eingefügt wurde: Wer nicht konsumiert, ist menschlicher Abfall.

            • re56nates sagt:

              Bei Indianern war es wohl auch so. Wenn die Alten schwach wurden, dann lies man sie in Höhlen zurück! In Japan gibt es wohl kein Ehrenamt, denn bei uns rackern sich täglich Unmengen älterer Menschen für Gottes Lohn ab. Ohne Ehrenamt würde alles zusammenbrechen! Sollange der ältere Mensch sich wichtig fühlt, wird er alles daran setzen, weiter zu leben und das ist gut so, denn was wäre Deutschland ohne diese wirlich wichtige Stütze der älteren Generation!

              • Bei Indianern war es wohl auch so. Wenn die Alten schwach wurden, dann lies man sie in Höhlen zurück!
                Das ist ein diffamierendes und unwahres Gerücht, das die Ureinwohner Amerikas als Barbaren darstellen soll. Die Alten waren in den Stämmen hoch angesehen, sie waren die Rats-Männer und weisen Frauen im Stamm und sie übernahmen die Erziehung der Kinder. Sie waren die Geschichten-Erzähler, die Bewaherer und Weitergeber der Geschichte, Tradition und Mythen des Stammes.

                Die Alten legten sich jedoch selbst zum Sterben nieder, begleitet von einem jungen Menschen, wenn sie genug gelebt hatten. Sie waren nämlich dazu in der Lage, wenn ihre Zeit gekommen war.
                Aber nicht einen Moment früher! Hatten sie nämlich noch nicht genug gelebt, klappte das auch mit dem Sterben nicht – und der oder die Alte ging in die Gemeinschaft zurück.

  2. fischi sagt:

    Was in 50 Jahren ist, weiss bestimmt keiner und der bei seinem Alter wird es wohl auch nicht erfahren.
    Ist schon erschreckend, was man so aus Japan hört.
    Der eine will die Alten abschaffen, der nächste ruft zum Krieg gegen China.
    Und aus ihrem Atomproblem sind sie auch nicht schlau geworden.
    In der DDR habe ich über Japan gelernt, dass es ein zwar kapitalistischer aber ein sehr fortschrittlicher Staat ist.
    War auch mehr Schein als Sein.

  3. Wer nicht konsumiert, ist menschlicher Abfall. Du trägst nichts mehr zu unserem System bei.

    Da habe ich auf STOP gedrückt.

    Das ist die Definition von kapitalistischem Menschenverständnis.

    • Bunny sagt:

      Willkommen in der Mülltonne. Ist ganz gemütlich hier und warm ist es es hier genauso. Mich fasziniert die Betrachtungsweise – der Mensch ist krank da er in den Kaufwahn getrieben wird. Wir sind ja weit davon entfernt Produkte über ‚Werbung‘ angepriesen zu bekommen.

      Oder in einer Diskussion über Burnout – Eine Psychologin sprach: ‚Wir müssen die Menschen bei den wachsenden Herausforderungen betreuen und begleiten‘ – keiner sagt, ‚Holla was ist da los‘. Durchaus verständlich. Der fruchtbare Boden für Konsumwahn wird hier gepflügt und die Marketing/Vertriebspropaganda streute den Samen in der Vergangenheit. Heute spart man sich den Umweg eine Entscheidung wachsen zu lassen.

      Das Hirn des Konsumenten wir auf den mm getimed. Sobald jemand GEOLocation Daten abschickt kommt die ‚Werbung‘ auf den Device. Es gibt einen guten Grund warum es einen Atlantik gibt und einen noch besseren für den Pazifik.

      Das was heute läuft ist die pure Materialismus Propaganda. Die ist bestimmt nicht jedem Kapitalisten recht, den meisten wohl. In dem Sinne stimmt Abfall – Mülltonne ist übertrieben, Altstoffsammelzentrum passt besser. Zum alten Eisen gehörte man auch in der Vergangenheit, aber in die Mülltonne wohl nicht. Das ist wahr

    • Herr Neumann sagt:

      Das nennt die Frau im Hosenanzug „Marktkonforme Demokratie“, ein fürwahr intelligenter Begriff mit dem sich nahezu alles rechtfertigen läßt.
      Warum sollen Erwerbslose vom „Staat“ finanziert werden? Läßt sich beliebig fortsetzen, dass ganze.

  4. wolfswurt sagt:

    Die Aussage „Wer nicht konsumiert ist krank“ stellt die Begrifflichkeit krank-gesund auf den Kopf.

    Ursache dieser Verdrehung ist genau jene krankhafte Verhaltensweise das Konsumieren zum Selbstzweck erhebt.
    Erkrankter Geist kann nur erkranktes Gedankengut hervorbringen.

    Kranke Zustände, ob im Geist oder Körper, werden später oder früher durch Beseitigung der Träger bereinigt.

  5. Ekki sagt:

    „Ich würde mich schlecht fühlen, wenn ich morgens aufstehe und weiss, dass meine Behandlung von der Regierung bezahlt wird.“

    Man ersetze „Behandlung“ durch „Tätigkeit“. Dann sehe man sich die Leistungen der japanischen Politiker-Klasse an: Totschweigen von Fukushima (tausende von Quadratkilometern in Zentral(!)-Japan unbewohnbar, ist noch lange nicht ausgestanden), lauter werdendes Säbelrasseln mit China (Diaoyu Inseln, ist noch lange nicht ausgestanden), die höchste Staatsverschuldung aller Industrienationen (240%, ist noch lange nicht ausgestanden).

    Anschließend soll er ein ehrliches Fazit ziehen und die Medizin schlucken, die er alten Menschen verschreiben möchte.

    Vielleicht gestalten nachfolgend moralisch nicht so abgehalfterte Politiker eine Gesellschaft, in der man gerne alt wird und auch ehrenvoll alt werden kann.

  6. dank sagt:

    Aber aber, wer wird denn den Rohstoff verschwenden?
    Soylent Green is people!
    Wäre doch viel effizienter, oder nicht?
    Der Weg ist nicht mehr weit…

  7. holzbock sagt:

    Wir brauchen gar nicht nach Japan zu schauen, unsere Politiker können solche Sprüche auch sehr gut. 2003 hat der CDU-Politiker und Chef der Jungen Union Philipp Missfelder angeregt Zahnprothesen und künstliche Hüftgelenke für Senioren ab 85 Jahren nicht mehr zu bezahlen. Ihm wird fälschlicherweise auch der Begriff „sozialverträgliches Frühableben“ zugeschrieben.
    Der Gesundheitsökonom Friedrich Breyer plädierte im selben Jahr dafür, keine Herzoperationen für Menschen ab 75 Jahren zu bezahlen.
    Und zu „Sozialverträgliches Frühableben“ finden wir bei Wikipedia folgenden Eintrag:
    „Sozialverträgliches Frühableben war das Unwort des Jahres 1998 in Deutschland. Es spielt darauf an, dass ein Mensch mit Erreichen des Rentenalters volkswirtschaftlich mehr Kosten verursacht, als Nutzen bringt.
    Bekannt wurde der Begriff dadurch, dass ihn Ärztekammerpräsident Karsten Vilmar in einem Radiointerview mit dem NDR verwendete. Das Thema war die Gesundheitspolitik der rot-grünen Bundesregierung, die geplant hatte, die Ärztehonorare zu begrenzen. Vilmar sagte wörtlich: „Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob die Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“ Auf die Nachfrage, ob die Pläne der Regierung zu einem früheren Tod von Patienten führen würde, meinte Vilmar: „Wird die Reform so fortgesetzt, dann wird das zwangsläufig die Folge sein.“ “
    Soweit Wiki. Solche Zustände herrschen, wo Gesundheit eine Ware ist. Aber das Programm „sozialverträgliches Frühableben“ läuft erfolgreich. In der TAZ war am 13.12.2011 zu lesen: „Wer wenig verdient ist früher tot“. Die Deutschen werden immer älter. Mit einer Ausnahme: Die Lebenserwartung von Niedriglohnempfängern sank in den letzten zehn Jahren um zwei, im Osten sogar um vier Jahre. Das geht aus Daten zur Rentenversicherung hervor, die die Bundesregierung auf eine große Anfrage der Linksfraktion herausgegeben hat.

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