Spitzensteuersatz? – Das ist doch gar nicht das Thema!

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Ein Gastkommentar von Blend

Jetzt kocht sie wieder die Diskussion über den Spitzensteuersatz, den die Grünen auf 49 Prozent setzen wollen. Worüber soll da diskutiert werden, bitte? Ob jemand, der mehr als 80.000 Euro im Jahr verdient, für diese zwölf Monate 100 Euro Steuern mehr bezahlen kanndarfsollmuss? Darüber wollt ihr mit mir reden? Seid ihr bescheuert oder was? Hier krebsen so viele Leute am Existenzminimum herum und die Debatte soll sich darum drehen, ob alle Beträge, die jemand über 80.000 Euro hinaus (also nur das, was darüber liegt!) verdient, in den Spitzensteuersatz fallen dürfen?

Manchmal glaube ich, einige Leute haben den Schuss nicht gehört. Christian Lindner, der Vorzeige-Pennäler von der FDP zum Beispiel, wenn er davon schwadroniert, die Steuerpläne würden „heftig in der Mitte der Gesellschaft einschlagen“. Soll doch mal den Finger hochnehmen, wer von den Lesern hier in die fatale Lage käme, seine Einkünfte oberhalb 80.000 Euro höher zu versteuern. Mitte der Gesellschaft – dass ich nicht lache! Ein glatter Schlag ins Gesicht für die Millionen mit HartzIV, Zeitarbeiter, Aufstocker, Mini-Jobber und den Rest der Mitte der Gesellschaft, die jeden Tag breiter wird. Abgesehen davon: Heute beginnt der Spitzensteuersatz bei 53.000 Euro, nicht bei 80.000. Und der Spitzensteuersatz lag zu Helmut Kohls Zeiten bei 53 Prozent.

Komplett affige Diskussion also, an der man sich ausser mit einem verächtlichen Abwinken gar nicht beteiligen muss. Schon aus dem wichtigsten aller Gründe: Es ist einfach die komplett falsche Diskussion von Beginn an! Sie wird nur deswegen geführt, weil man denen mit dem Lohnzettel so leicht in die Tasche greifen kann. Ob da jemand im Jahr 100 oder auch 250 Euro mehr zahlen darf bei solchen Einkünften, ist doch eine lächerliche Debatte. Natürlich kann er und wird es kaum merken. Doch darum geht es gar nicht, weil zwei andere Punkte viel wichtiger sind.

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Punkt 1
Was ist denn mit Google, Starbucks & friends? Die Konzerne zahlen für ihre Milliardengewinne ausserhalb der USA so gut wie gar keine Steuern: Google in Deutschland zum Beispiel gerade einmal 1,8 Prozent! 90 Prozent aller DAX-Unternehmen und 94 Prozent aller IBEX-Unternehmen (Spanien) haben Konten in Steuerparadiesen wie Cayman oder British Virgin Islands. Darüber muss man nicht diskutieren oder was? Oder darüber, dass Kapitaleinkünfte (das Geld, das arbeitet, Sie wissen schon) wesentlich niedriger versteuert werden als Einkünfte aus Arbeit: auch alles kein Thema oder wie? – Aber nein, es ist einfacher, denen mit dem – wenn auch fetten – Lohnzettel an die Karre zu fahren als den Konzernen oder den Geldsäcken endlich vor die Kniescheibe zu treten. Der Weg des geringsten Widerstandes, um die Einnahmen zu erhöhen. Womit wir auch schon beim zweiten Punkt wären:

Punkt 2
Der Staat braucht mehr Geld! Dieser Satz reicht? Nein, er reicht zumindest mir nicht! Denn mehr noch als über Mehreinnahmen würde ich gern darüber reden, wofür das Geld ausgegeben wird! Der Grund ist ganz einfach: Ich glaube euch eure „Schulen, Kitas und Strassenreparaturen“ nicht. Und das Mantra „endlich Schuldenabbau, weil unsere Kinder bla …“ aus Erfahrung schon lange nicht mehr! Bevor also überhaupt von Steuererhöhungen die Rede ist – in einer Situation derzeit zumindest in Deutschland noch sprudelnder Steuereinnahmen -, will ich wissen, wofür denn die Mehreinnahmen ausgegeben werden sollen. Und das hätte ich dann gern schriftlich, denn sonst gehen die zusätzlichen Milliarden in die Banken“rettung“, Waffenkäufe und andere Unsäglichkeiten statt in Kitas, Bildung und Strassenreparaturen.

Die nächste Steuer(erhöhung) kommt bestimmt. Seit Jahrzehnten wird über Einnahmen und Mehreinnahmen geredet. Es wird Zeit, dass sich die Diskussion auf den Verwendungszweck dieser Gelder verlagert und die Volksvertreter dazu gezwungen werden, genauestens darüber Rechenschaft abzulegen! Denn Sie wissen ja: Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger – Volksvertreter verkaufen …

32 Kommentare zu “Spitzensteuersatz? – Das ist doch gar nicht das Thema!

  1. smash2102 sagt:

    wunderschön und passend geschrieben ,danke 🙂 ,ich wünsche trotzdem ein schönes Wochenende .

  2. Häschen sagt:

    Ich war mal bei einem EDV Projekt das kostete XX-Millionen. ein Teil eines XXX-Mio Projekts. Gleichzeitig wurde die Förderung für den Schichtbus gestrichen …

    – Soll doch mal den Finger hochnehmen, wer von den Lesern hier in die fatale Lage käme, seine
    – Einkünfte oberhalb 80.000 Euro höher zu versteuern.

    Ich heb mal ein Ohr für die Vergangenheit.

    Der Spitzensteuersatz ist eine Randdiskussion. Selbst die Progression macht nicht mehr viel aus – betrachtet man den Betrag der für die Arbeit muss aufgewendet werden. Im Sinne von was kann der Mensch im vernünftigen Maß, sagen wir mal bis 60 Stunden pro Woche schaffen.

    Warum braucht der Staat mehr Geld, da er immer mehr zum BIP beiträgt. Das ist eine bedenkliche Entwicklung… Die Amis plärren bei 40%, in Mitteleuropa sind wir über 50. Mit Bezug aufs Wachstum sind die Verteilungsmechanismen an sich absurd. Ein Beamter dürfte noch nicht mal ein Sparbuch haben, denn er/sie zieht an sich aus dem Kreislauf über den er/sie finanziert wird Liquidität für die Umverteilung raus. Solange in Summe der Produktivitätszugewinn hoch bleibt geht die Umverteilung ganz gut – wehe sie schaffen weniger. Das ist eine Todesspirale. Der Staat gräbt der reinen Realwirtschaft immer weiter den Boden ab. Hört sich seltsam an ist aber klar – Steuererhebung über natürliche Personen. Damit macht es einen massiven Unterschied wieviele wo zur Verfügung stehen, gilt aber für die Apotheke genaus, das Straßenbauunternehmen, usw…

    Verhandelt der Staat hart, dann kann das was bringen.Aber auch hier – ein Geschäft bei dem nix bleibt ist kein Geschäft. Aber keine Sorge, Staatsaufträge werden nachgebessert, wenn die Konkurrenz aus dem Mittelstand mal verdrängt ist bei der Angebotslegung. Facility Managment – mir war nie klar warum das ein Geschäft sein soll – naja bis ich eine Video sah warum, wieso und für wen…
    http://www.youtube.com/watch?v=0yiZieN0mYI (KenFM im Gespräch mit: Dr. Werner Rügemer (Teil 1) und Teil 2 ist auch interessant.

    Staatl garantierte Geschäfte mit überteuertem Preis – das nennt man ein Geschäft… und das muss jemand bezahlen.

    Spitzensteuersatzdiskussion ist ein typisches Instrument dem Mittelstand in seiner Ebene zu halten – Orientierung am ‚besser’verdienenden Nachbarn und ihnen weiter einredet, wenn ihr blah, blah, blah dann könnt ihr mal reich werden. LOL. Der Mittelstand ist wirklich die einzige Krähenart die sich gegenseitig das Auge aushackt – während Einkommensbasis netto ständig schrumpft.

  3. krisenfrei sagt:

    Hallo Blend,

    wenn ich Ihrem Gastkommentar noch Punkt 3 hinzufügen darf.
    Deuschland hat im Jahr 2012 ca. 190 Mrd. Euro an Subventionen schlichtweg verschleudert. Ein großer Teil davon ging an die Lobby.
    Die dummdreisten Grünen (die gefährlichste Partei im Bundestag, s. Zitat unten) wollen mit ihrem Steuerprogramm ca. 30 Mrd. Euro mehr einnehmen. Geradezu ein lächerlicher Betrag im Gegensatz zu den unnützen Subventionen, an denen sie aber nicht rütteln wollen. Ergo, die Grünen sind ebenso wie Schwarz/Rot/Gelb eine pure Lobby-Partei.

    Ergebnis: Würden die Parteien alle lobbyfreundlichen Subventionen streichen, könnten die Steuern sogar gesenkt werden. Geht aber leider nicht, denn noch mehr Steuern werden benötigt, um die Schuldzinsen, die immer mehr werden, zu bezahlen.
    Das Argument der Polit-Darsteller, wenn wir die (Groß)Unternehmen zu hoch besteuern, gehen Arbeistplätze verloren, ist die größte Lüge, die immer gerne verbreitet wird, um den Leuten Angst einzujagen.
    In dieser Woche noch sagte Schäuble: „Wir stehen deutlich besser da als vor drei Jahren“.
    Genau das Gegenteil ist der Fall. Vor allen Wahlen wird gelogen was das Zeug hält – quasi immer!

    Und nun noch das Zitat, das ich oben angesprochen habe:

    „Deutschland verschwindet jeden Tag immer mehr, und das finde ich einfach großartig.“ (Jürgen Trittin)

    Von einem großartigen A….loch und Bilderberger kann man auch nichts anderes erwarten!

    • Völlig richtig, dass derartige Subventionen gestrichen gehören. Auch sollten große internationale Unternehmen endlich mal Steuern in Deutschland zahlen.
      Kritik an den Plänen der Grünen kann man deswegen gerne äußern, allerdings machen Sie sich die Substanz Ihrer eigenen Kritik madig, indem Sie sie mit so albernen Totschlag-Argumenten wie „Bilderberger“ und „Trittin will Deutschland abschaffen“ garnieren. Ebenso wie Sie, hat auch schon die NPD dieses Zitat völlig aus dem Kontext gerissen und benutzt, um gegen die Grünen bzw. Trittin zu schiessen.

      • krisenfrei sagt:

        Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn Sie meine Kritik an die Grünen als “ albernen Totschlag-Argumenten“ bezeichnen und somit möglicherweise als Verschwörungsgeschwafel deuten.
        Was allerdings die NPD anbetrifft, so möchte ich mich in diesem Kontext dazu nicht äußern, und schon gar nicht öffentlich. Bitte haben Sie Verständnis dafür.

        Zu den Grünen:
        Diese Partei hatte sich damals als klare Anti-Kriegs-Partei erklärt. Und dieser „Bilderberger“ Joschka Fischer, ja ich betone gerne den Begriff „Bilderberger“, hatte als Außenminister nichts anderes im Sinn, als den NATO-Einsatz im Kosovo zuzustimmen.
        In dem Interview, das der uhupardo mit mir im Sommer letzten Jahres geführt hat, habe ich gesagt: „Kriege sind das größte Verbrechen an der Menschheit. Nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt Kriege.“

        Und wo sind die Grünen heute? Was unternehmen sie gegen den Afghanistan-Einsatz? Nichts!
        Diese Partei ist machtbesessen und ihre ehemaligen Ziele bleiben dabei auf der Strecke – koste es, was es wolle! Die Rot/Grüne Regierung hat mit H4 (ich schreibe das Gesetz bewusst nicht aus, weil es nach einem Verbrecher benannt wurde) sehr viele Menschen in Deutschland verarmt. Auf 400 Euro-Jobs und den restlichen Mist von Sklavenarbeit will in gar nicht näher eingehen.

        Falls Ihnen der Begriff „Bilderberger“ stört, sollten Sie sich vielleicht mal näher damit beschäftigen. Auf meiner Web-Seite http://krisenfrei.de/bilderberger.html
        finden Sie etliche Links dazu.

        Wenn Sie das alles als Verschwörungstheorie abtun, ist das auch okay.
        Dennoch vielen Dank für Ihren kritischen Kommentar.

        Mit freundlichen Grüßen

        • Ok, Sie mögen die Grünen nicht. Das sei Ihnen gegönnt, denn Sie können es ja auch gut begründen.
          Darum ging es mir aber gar nicht. Ich will diese Partei gar nicht verteidigen. Mir ging es lediglich um eine Stilfrage. Ich dachte, dass hätte ich in meinem Kommentar klar getrennt.

          Danke, für den Link, aber Informationen zu den Bilderbergern habe ich selbst schon genug gelesen. Links zum Kopp Verlag, klicke ich übrigens grundsätzlich nicht an.

          Ja, es ist skandalös, dass sich die sogenannten Eliten dieser Welt bei diesem Konferenzen unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur großen Lagebesprechung treffen, aber auch in den Verhandlungszimmern von Brüssel wird im Geheimen gesprochen und man weiss ebenso wie bei den Bilderberger-Treffen nur wer dabei war und am Ende werden dann irgendwelche Absichten verkündet, wobei man den Bürgern auch immer nur die Hälfte sagt. Von der stillen, täglichen Arbeit der Lobbyisten ganz zu schweigen. Im streng demokratischen Sinne, ist Brüssel bzw Berlin auch nicht seriöser, da brauche ich mich gar nicht mehr über Bilderberger aufzuregen. Deswegen halte ich Trittin wegen seiner Teilnahme für keinen Deut unseriöser oder seriöser als jeden anderen deutschen Spitzen- oder Europapolitiker.

          Übrigens: Wenn Sie sich nicht zur NPD äußern möchten, dann lassen Sie es einfach komplett, denn irgendwelche Andeutungen zu machen bringt keinerlei Argumente auf den Tisch. Mit diesem Hinsweis wollte ich Sie übrigens nicht ins rechte Lager stecken, lediglich darauf hinweisen, dass die NPD mit dem selben rhetorischen/argumentativen Diffamierungsmaneuver gegen Trittin arbeitet, wenn auch in eine andere Richtung.

  4. Stardust sagt:

    Mit dieser Spitzensteuersatz Dsikussion werden hoffentlich immer mehr Leistungsträger diesem elenden Staat den Rücken kehren.

    Das Neidvolk lässt sich mit solchen Parolen sehr gut einfangen, da es ja von den unzähligen Transfers des Staates profitiert. Irgendwo im Internet gab es mal einen Artikel „25% arbeiten und schaffen Werte. Der Rest saugt an der Staatszitze“.

    Eins sollten sich aber die Massen vor Augen halten. Wenn in Deutschland nur noch Transferempfänger und Migranten vorhanden sind….. Wer soll dann die Party bezahlen?

    Teile und Herrsche funktioniert hier mal wieder perfekt.

    Die wahren Ursachen werden schön ausgeblendet und vom normalen Volk aufgrund mangelnder bzw aberzogener Intelligenz erst gar nicht hinterfragt. Dass das Großkapital, die Banken und Konzerne hier im Land seit Jahren immer wieder Rekordgewinne einfahren trotz angeblicher Wirtschaftskriese, und anstatt Steuern zu Zahlen eher Subventionen in Milliardenhöhe erhalten, ist den wenigsten bewusst.

    Der kleine Frisör Meyer um die Ecke zählt mehr Gewerbesteuer als Daimler in Stuttgart. Das ist das wahre Problem.

    Eine Lösung können wir erreichen, wenn der gutverdienende Ingenieur und der Aufstocker zusammen gegen unsere Machthaber auf die Strasse geht, anstatt aufeinander loszugehen.

    Wir sind das Volk und von uns geht die wahre Macht aus.

    In diesem Sinne….
    Stardust

    • Uhupardo sagt:

      „Mit dieser Spitzensteuersatz Dsikussion werden hoffentlich immer mehr Leistungsträger diesem elenden Staat den Rücken kehren.“

      Sie müssen keine Sorge haben: Altenpfleger, Reinungskräfte und all die anderen Leistungsträger, die im Baumarkt und an der Kasse im Supermarkt arbeiten, bleiben da. Diejenigen, die gehen, sind keine.

      • Stardust sagt:

        Stimmt. Als Krankenpfleger verdient man in anderen Ländern deutlich mehr als im Niedriglohnland Deutschland, wo man kaum vom Gehalt leben kann. In den USA geht eine Registers Nurse nie unter 80 – 100k nach Hause.

        In Deutschland wird dann noch den Leuten, die zu den verhassten Besserverdienern gehören sowieso schon über 50% der hart verdienten Kröten vom Staat geraubt, nur um in dubiosen Quellen zu verschwinden.

        Deswegen habe ich ja in meinem Text auch gesagt, dass sich der Besserverdiener und der Hatz 4er zusammen gegen den Staat erheben muss, um einen Wandel herbei zu führen. Wenn man etwas nachdenkt, dann wurde Hartz 4 erschaffen, um ein schönes Druckmittel gegenüber allen Menschen zu haben, die noch ein Erwerbseinkommen haben. Und diese meinte ich mit Leistungsträgern. Für mich ist ein Leistungsträger jeder, der etwas herstellt, veredelt, oder sonst wie einen Mehrwert produziert.

        Nicht zu den Leistungsträgern gehört für mich der gemeine Politiker, ein Großteil der Beamten, und alle die über Spekulation in großem Stil ein Einkommen ohne Leistung haben. Hierbei muss man Ruheständler ausklammern, die von den Zinsen ihrer Rücklagen ihre normale Rente finanzieren.

        Also… Lieber Uhupardo…. Die alten Parolen des Klassenkampfes ziehen heute nicht mehr. Das System ist viel komplexer. Und im Kommunismus wurden die Menschen auch nur verarscht und ausgebeutet. Den Politikern und Funktionären ging es dort auch immer sehr gut.

        In diesem Sinne….
        Stardust

        • Uhupardo sagt:

          „Für mich ist ein Leistungsträger jeder, der etwas herstellt, veredelt, oder sonst wie einen Mehrwert produziert. „

          Dann wäre das geklärt, sogar im Einvernehmen. Deswegen hätten Sie sich den „Klassenkampf“-Quatsch getrost sparen können, aber sei´s drum, nicht so wichtig …

        • jigga sagt:

          Das System ist komplexer?
          Klassenkampf zieht nicht mehr?
          Entschuldigung, aber da haben Sie sich mal wieder schön veräppeln lassen. Wenn Sie mal allen unnötigen Firlefanz weglassen und sich den Grundmechanismus des Systems anschauen werden sie feststellen, dass es nur 2 Sorten von Menschen gibt. Jene, die aus nicht-realen Werten (Geld) einen immer weiter ansteigenden Anspruch gegenüber der Allgemeinheit haben, und solche, die diese Ansprüche erfüllen (müssen?). Die Entstehungsweise von Geld heutzutage beruht genau auf diesem Prinzip. Und wieviele Lebensbereiche kennen Sie noch, die ohne Geld funktionieren? Und gibt es irgendeinen Ansatz wie Sie dem Geld entkommen können? Solange Sie nicht als Einsiedler von den Früchten des Waldes leben befinden Sie sich immer in diesem System.
          Immer wenn jemand sagt, der Klassenkampf sei vorbei muss ich an 2 Sätze denken:

          1. „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“
          2. „Der größte Trick des Teufels ist es, den Menschen einzureden, daß es ihn gar nicht gibt.“

        • Stardust sagt

          „Die alten Parolen des Klassenkampfes ziehen heute nicht mehr.“

          „Nicht zu den Leistungsträgern gehört für mich der gemeine Politiker, ein Großteil der Beamten, und alle die über Spekulation in großem Stil ein Einkommen ohne Leistung haben“
          —————————————————–
          Dass nenne ich einen Widerspruch Stardust.
          Das ist Klassenkampf pur was Sie postulieren.
          So habe ich den Klassenkampf bei M/E gelernt.

      • Andreas Czarny sagt:

        Wunderbar, sogar Warren Buffet hat gesagt: “I personally think that society is responsible for a very significant percentage of what I have earned. If you stick me down in the middle of Bangladesh or Peru or someplace, you’ll find out how much this talent is going to produce in the wrong kind of soil. I will be struggling 30 years later.”
        „Ich selbst glaube, daß die Gesellschaft für einen sehr erheblichen Prozentsatz von dem, was ich verdient habe verantwortlich ist. Hätten Sie mich in die Mitte von Bangladesch oder Peru oder irgendwo gesetzt, dann würden sie herausfinden, wie viel dieses Talent auf dem falschen Boden zu produzieren vermag. Ich hätte 30 Jahre später noch zu kämpfen. „

  5. fidel sagt:

    Bei durschnittl. 25% Einkommensteuer (Normalmensch), 19% Mehrwertsteuer, 20% GESETZL: Sozialversich., Mineralöl-, Sekt-, Versicherungs-, Kirchen- und was weis ich noch Steuern bleibt etwa 30% vom brutto übrig, mit dem wir uns lebenslang verschulden dürfen.

    Dass der Staat trotz dieser bedingungslosen Zahlungen jedes Jahr bis zu 3% vom BSP, also bis zu 30% seines Haushaltes (BRD!) als Neuverschuldung aufnehmen kann und als sparsam gilt…

    …und nun kommt der Clou, der Steuerzahler meckert und meint die Mittel sollten nicht verschwendet werden!

    Je wer, wenn nicht der Leistungserbringer weis um die beste Verwendung seines Arbeitsertrages?
    Aber solche Freiheit der Gedanken wurde uns schon im platonischen Gesellschaftsvertrag nicht zugetraut, warum denn dann heute?

    Der Spitzensteuersatz ist wirklich kein Thema.

    • Bonsta sagt:

      Ok, davon mal abgesehen, dass Sozialversicherungen keine Steuern sind und dass selbst wenn man das so betrachten würde (was trotzdem völliger Unsinn bleibt) der Staat niemals 70% einbehält – alles das beiseite gelassen, möchte ich dazu eine Frage stellen: Was macht der Staat mit diesen 70%? In ein schwarzes Loch werfen?

      Und eine weitere Frage hätte ich: Was bedeutet „durchschnittlich“? Mittlerweile hat sich ja selbst im Mainstream herumgesprochen, wie durchschnittlich so mancher seine Steuern zahlt….

      • fidel sagt:

        Ok, wir sind alles (ge)freiwillig(t)e Einzahler in die gesetzliche Sozialversicherung. Die Leistungen sind genauso sicher, wie es der Gesetzgeber für nötig hält. Einfluss = 0, genau wie bei den herkömmlichen Steuern auch. Im Übrigen gehört auch der Arbeitgeberanteile zum Lohn, weil wer soll das Geld sonst erarbeiten?
        Und weil unser Staat so gut wirtschaften kann, haben wir nur 80% unserer jährlichen Wirtschaftsleistung (incl. Schwarzarbeit und Prostitution) als Schulden aufgehäuft – ohne Cooperate und private und Zukunftslasten.

        ->Ist natürlich alles Blödsinn, weil das Problem ist, dass die „Hoeneße“ ihre Zinsen nicht versteuert haben…

        • Uhupardo sagt:

          Das „Problem“ sind nicht Hoenesse. Das sind schlicht Kriminelle, da ist weitere Definition überflüssig.

          Das Problem ist ausschliesslich das hier: https://uhupardo.wordpress.com/2012/07/13/wer-ist-schuld-an-der-krise/

        • Bonsta sagt:

          Ich sehe du gibst mir zum Thema Sozialversicherungen recht… Immerhin. Was du jedoch nicht getan hast, ist, meine Frage zu beantworten.

          Nun habe ich aber noch eine weitere Frage. Bei „wem“ haben „wir“ denn 80% unserer jährlichen Wirtschaftsleistung an Schulden angehäuft?

          • fidel sagt:

            Nicht böse Mächte, sondern Pensionskassen/Versicherungen haben per Gesetz sichere dt. Staatsanleihen gekauft, mit deinen Beiträgen (LV, BU, Bausparverträgen etc.) :o)
            Du kannst dich freuen, dass Du deine Wahlgeschenke selbst finanzierst. Deshalb wird man auch dich beteiligen, wenn die Pleite ansteht.
            Natürlich gibt es Leute, die mehr Gewinn herausschlagen konnten, als die Almosen, die dir später zu Teil werden. So ist das immer, wenn man die Verantwortung für sein Leben aus der Hand gibt (Sozialversicherung) – z.B. an den Staat und seine Statthalter ;o)

            Ach und die bösen Reichen sind garantiert nicht in Staatsanleihen investiert – wegen der miesen Verzinsung….

      • torheg sagt:

        Richtig, wenn Bankenrettung, EU Gehälter und Prestige Bauwerke mit Schwarzen Löchern zu verstehen sind, haben sie Recht. Das sind nur sehr wenige, aber populäre „schwarze Löcher“.

  6. xybillestoa sagt:

    Das Problem ist: Der Staat braucht mehr und mehr Geld und die Arbeiter, Arbeitslose und Hartz-IV Empfänger haben weniger und weniger Geld. Früher hatte der Staat Autobahnen gratis zur Verfügung gestellt, jetzt verlangt er für PKW eine Vignette und für LKW die LKW-Kilometermaut. Früher hatte der Staat gratis Parkraum zur Verfügung gestellt, jetzt müssen wir dafür zahlen. Früher hat der Staat geachtet, dass Umweltauflagen bei der Industrie eingehalten werden, jetzt verlangt die EU den Kauf von CO² Emissionsrechten (ist ein am Markt gehandeltes Derivat) und noch eine zusätzliche Energieabgabe. Früher hat der Staat dich Festplatten kaufen lassen und trotzdem noch genügend Geld für Kunst und Kultur zur Verfügung gehabt, jetzt kann jeder Käufer eine Festplattenabgabe zahlen. Früher gabs eine Mindestrente von der Mann oder Frau leben konnte, jetzt können viele Frauen davon nicht mehr im Alter davon menschenwürdig leben.

    Früher musste der Staat aber weniger Staatsschulden zurück zahlen, früher waren die Banken gesund und mussten nicht vom Staat mit Bankenhilfsgeldern unterstützt werden, Früher gab es mehr Beschäftigung und keine globalisierte Konkurrenz und die Masse an Beschäftigten konnten die Armen immer mittragen.

    Zuerst muss es mehr anständig entlohnte Arbeit geben und der faire Arbeitgeber darf nicht durch viele neue Abgaben mehr belastet werden.
    Allerdings hat der Staat weder Interesse die mittelständischen Unternehmen noch ihre Arbeiter zu entlasten, weil sonst würde der Staat das machen. Der Staat würde nicht mit Steuergeld das Geld von Großanlegern, die keine Arbeit hier schaffen, auf maroden Banken retten und noch mehr Belastungen den nächsten Generationen durch noch neue Schulden auflasten!

    • jigga sagt:

      Und in die Falle getappt.
      Schöner Beitrag, nur mit einem Satz die komplette Argumentationskette kaputt gemacht. Und gleichzeitig noch eine Verschärfung der aktuellen Zustände gefordert. Ich denke nicht, dass es das war, was Sie beabsichtigt haben oder?

      „Zuerst muss es mehr anständig entlohnte Arbeit geben und der faire Arbeitgeber darf nicht durch viele neue Abgaben mehr belastet werden.“
      Arbeitsplätze gibt es heutzutage nur, wenn Privatleute in diese investieren und eine Rendite erwarten können. (Wieviele Unternehmen kennen Sie, die nicht auf Fremdkapital angewiesen sind?) Ein Arbeitsplatz ist lediglich ein Investitionsgut, welches die Umverteilung von unten nach oben gewährleisten soll. Die Probleme, die sie in Absatz 1 beschreiben, resultieren außschließlich aus der hohen Ungleichverteilung der Vermögen. Die großen Vermögen verstecken sich auf Steuerparadiesen (oder werden auch hier geringer besteuert) und daher müssen die kleinen bis mittleren Vermögen hier die Zeche zahlen. Wenn Sie als Gegenmaßnahme nun „mehr Arbeitsplätze“ fordern, fordern Sie damit auf diese Ungleichheit noch zu verstärken. Die großen Vermögen kommen zurück, werden hier investiert und damit noch größer und verziehen sich dann wieder zurück in ihre Paradiese. Was hier zurückbleibt wird verbrannte Erde sein.

    • Andreas Czarny sagt:

      Das Problem ist: Deutschland wird immer reicher, aber der Staat nutzt nicht seine gesetzgeberische Macht um den Reichtumszuwachs solidarisch auf die ganze Bevölkerung zu verteilen, sondern er schafft stattdessen durch Lohndumping und falsche Steuerpolitik immer mehr Armut. Der Staat muß keine Schulden machen, der Staat muß sicherstellen, daß der Mehrwert aus unserer Volkswirtschaft in Deutschland verwendet wird und nicht ins Ausland als Exportüberschüsse getragen wird. Das wäre die Aufgabe der Politiker aber, Sie merke(l)n es, sie wollen es nicht tun. Nun fallen diese Exportüberschüsse den Europäern als Defizite in ihren Bilanzen vor die Füße, und das ist der Hammer: Nicht der Verursacher der Defizite, Deutschland mit der falschen Wirtschaftspolitik, sondern die verschuldeten Länder werden von den Rating Agenturen bestraft. Dabei sind die Defizite der Spanier die Guthaben den Deutschen, als Kredit weitergegeben. Und wer wird jetzt das falsche Spiel gewinnen? Wenn man die Kredite und Guthaben gegenrechnet, erhält man immer eine NULL. Verrückt, nicht wahr?

  7. Andreas Czarny sagt:

    Nicht die Höhe der Steuersätze ist entscheidend, sondern die Gleichbehandlung aller Einkommensarten: Gewinne, Löhne, Mieten/Pachten und Zinsen. Davon hat sich die Politik in Deutschland weit, sehr weit, entfernt. Und lieber hat man die Bevölkerung mit der Umsatz- und Mehrwertsteuer belastet. Von der Vermögenssteuer hört man auch nichts mehr. Klar, diese Steuer würde besonders die Konzerne treffen, sie können ja nicht gleich mit ihren Fabriken, Lagern und Anlagen abhauen.
    Ob der Staat etwas sinnvolles mit den Einnahmen anstellen würde, das ist andere Frage. Zumindest wären einige Kürzungen nicht sofort fällig, denken Sie an die Schuldenbremse und Fiskalpakt.
    Die Politiker schaffen immer neue Steuerschlupflöcher und dann klagen sie über sinkende Steuereinnahmen:
    Staat entgehen Milliarden durch Dividenden-Tricks

    „Fachleute gingen davon aus, dass dem Fiskus durch das sogenannte „Dividenden-Stripping“ 13 Milliarden Euro allein im Jahr 2008 entgangen seien, berichtete die „Süddeutsche Zeitung““
    „Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums prüfen Finanzämter derzeit mehrere Fälle, in denen Aktien vor dem Stichtag leer verkauft wurden. Tatsächlich geliefert werden sie erst danach. Dann lassen sich beide Vertragspartner von der Bank bescheinigen, die Kapitalertragssteuer auf die Erlöse bezahlt zu haben – doch an den Fiskus abgeführt wurde sie nur einmal.“
    Mit dem Personal ist kein Staat mehr zu managen.

  8. Das Kapital kaum besteuert würde, stimmt doch gar nicht. Die Steuer verteilt sich nur auf verschiedene Stufen, wodurch die eigentliche Steuerbelastung gar nicht auffällt. Kapitalerträge werden auf der Ebene des Unternehmens durch die Körperschaftssteuer und dann nochmal auf der Ebene des Anlegers durch die Abgeltungssteuer belastet. In der Summe kommt man so auch auf gut 40%. Dazu kommt noch die Inflationssteuer, die bei 5% Rendite und 2% Inflation nochmal etwa 40% ausmacht.

    • Andreas Czarny sagt:

      Nicht ob besteuert, sondern in welcher Höhe ist entscheidend.
      „1953 wurden ausgeschüttete Gewinne erstmals niedriger als einbehaltene Gewinne besteuert, da auf Ausschüttungen zusätzlich Einkommensteuer anfiel. Der Steuersatz für ausgeschüttete Gewinne betrug 30 %, für nicht ausgeschüttete Gewinne 60 %. 1958 wurden diese Sätze auf 15 % und 51 % gesenkt.“ Danach kam der Wirtschaftswunder.
      Heute sind es nur noch 15%. Die Gewinne sind explodiert. Und wir haben trotzdem eine lahme Konjunktur.

      • @Andreas Czarny: Es war doch gerade meine Aussage, dass durch die Doppelbesteuerung (eigentlich Dreifachbesteuerung) Kapitaleinkommen tendenziell höher besteuert werden als Arbeitseinkommen.

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