Jedenfalls glauben das viele nicht-Spanier. Völliger Unsinn natürlich! Es gibt eine Unzahl herrlicher Weissweise in diesem Land und sie werden mit grösstem Vergnügen vergurgelt. Deswegen heute ein paar Tipps dazu, damit Sie beim nächsten Spanien-Urlaub oder per Internet-Bestellung in die richtige Kiste greifen.
Erinnern Sie sich noch an die Einleitung unsere vorigen Artikels „Als wäre das alles: Mal wieder einen guten Rioja trinken“? Die lautete so und gilt uneingeschränkt auch hier:
Hören Sie jetzt genau zu! Wissen Sie, wie viele Kriterien es gibt für “guten Wein”? Ein einziges, genau eins! Egal, wo der Wein herkommt. Egal, was die Flasche kostet. Egal welcher Jahrgang, welche Rebsorte; egal, was sonst auf dem Etikett stehen mag und was Uhupardo dazu meint – nur wenn er Ihnen schmeckt ist es ein guter Wein. Nur dann und sonst nicht! Das ist das einzige Beurteilungskriterium. Punkt.
Man kann unmöglich alle guten Weissweine Spaniens oder auch nur deren Anbaugebiete in einem einzigen Artikel erwähnen, deswegen beschränken wir uns im Folgenden auf eine rein subjektive Auswahl, die zwangsweise zu einer Reise durchs ganze Land wird. Die beginnt im Anbaugebiet Rueda (Castilla-León), von wo viele der besten weissen Tröpfchen kommen. Der „Blume Verdejo“ ist ein sehr fruchtiger, trockener und bezahlbarer Wein. Kein Star in der Szene, aber mit seinem intensiven Geschmack nach Zitrusfrüchten sehr beliebt und seinen Preis immer wert. Der Sauvignon blanc aus derselben Bodega ist ebenfalls empfehlenswert. Ebenfalls aus Rueda kommt der „Naia“, der 93 von 100 Punkten im Guía Penin erhielt und um die 10 Euro kostet.
Erwähnen müssen wir unbedingt den „Milmanda“, wenn die grosse und bekannte Bodega Torres, von der wir generell nicht begeistert sind, schon einmal einen wirklich aussergewöhnlichen Wein produziert. Dieser Chardonnay ist tatsächlich bemerkenswert, kommt aus Conca de Barberà (Katalonien), hat allerdings auch seinen Preis. Das perfekte Gleichgewicht zwischen Säure und Alkohol; der Geschmack nach Melone und Pfirsich mit einer Zimtnote, ein echter Hammer! Auch der „Fransola“ von Torres ist zu unbedingt empfehlen.
Richtig begeistert sind wir von den vielen hervorragenden Albariños, die alle aus Galizien kommen. Das ist Spaniens uralte, weisse Rebsorte, die auch in Portugal für den Vinho Verde benutzt wird. Zu Fisch und Meeresfrüchten gibt es einfach nichts Besseres als die Weine aus dem Anbaugebiet Rías Baixas! Es ist sehr schwierig, jetzt einen Namen zu nennen, zu viele herrliche Albariños stehen zur Verfügung. Wir schwören auf den „Gran Bazán Contrapunto“ oder den „Gran Bazán Ambar“, die Sie ganz sicher nicht enttäuschen werden! Auch der leicht grüne „Martín Codax“ ist eine sofortige Bestellung wert. Aber wie gesagt: Gute Albariños gibt es viele (und praktisch keine schlechten!), da fällt die Auswahl schwer.
Für den aus unserer Sicht wirklichen Star der spanischen Weissweine müssen wir zum Schluss eine weite Reise machen: auf die Kanarischen Inseln! Lanzarote ist ein echtes Kleinod für Wein-Kenner. Die kleine Lava-Insel mit der ewigen Sonne hat es gut! Die Trauben in den kleinen Kesseln (Zocos) der weltweit einmaligen Weinregion La Geria saugen das Sonnenlicht geradezu auf. Die Mauern schützen gegen den ewigen Nordost-Passat. Die Arbeit der Winzer zwischen den Zocos ist unendlich mühsam. Wegen der ständigen Trockenheit brauchen die Reben viel Platz. Nur etwa 500 Reben gibt es hier pro Hektar, woanders in Spanien sind es gewöhnlich 3.000 bis 5.000. Tiefwurzeln gibt es nicht. Jede Rebe verstreut ihre Wurzeln weiträumig an der Oberfläche, um ja keinen Tropfen Wasser zu verpassen.
Die Schicht schwarze Lava-Asche (Picón) über dem Mutterboden ist porös und hygroskopisch, sie fängt die Nachtfeuchte auf und gibt sie an die Pflanzen weiter. Der Picón wurde von den langandauernsten Vulkanausbrüchen der Welt (1730 – 1736 ohne Unterlass) auf dieser Gegend verteilt. Hier also, in dieser skurrilen Mondlandschaft, wächst die Malvasía-Traube, aus der der „Bermejo“ gemacht wird. Für uns zweifelsfrei der beste Weissweins Spaniens (mindestens Spaniens!). In der originellen Fasche mit dem Ausguss-Schnabel wird er jedes Jahr sogar auf den Kanaren zum Jagdobjekt: „Wo gibt es noch Bermejo?“ – Die Kapazitäten des Weinguts sind begrenzt, in den Export gelangt kaum etwas. Vielleicht können Sie hier ein paar Flaschen schnappen, wenn Sie Glück haben: Klick. Aber selbst wenn sie keinen Bermejo erwischen sollten – alle Weissweine (und nur die weissen!) aus den knapp 20 Bodegas der Insel Lanzarote sind echte Highlights, Sie können nichts falsch machen.
So, das war´s für heute! Hoffentlich konnten wir Ihnen den einen oder anderen Tipp geben und Sie beschliessen, einmal eine spanische Abwechslung zwischen die durchaus guten deutschen oder österreichischen Weissweine zu stellen. Wir würden uns darüber freuen – so wie wir uns sehr über den regen Zuspruch zum vorigen Weinartikel sehr gefreut haben, den wir so nicht erwartet hatten. ¡Muchas gracias y Salud!
hallo uhupardo,
super information! auch ich bin ein weissweitrinker aus leidenschaft.darf ich bitte auch diesen artikel in meiner zeitung (fast) unverändert veröffentlichen? claro mit quellenangabe!
was du vergessen hast, und das ist wirklich schade, es gibt auch auf gran canaria ganz hervorragende weissweine mit „denominacion de origin“! hergestellt aus autoktonen trauben. ein fruchtiger wein mit citrus- und limon-aromen mit einer feinen note aprikose. nicht alle jahrgänge sind hervorragend, man muss sich „durchprobieren“. leider sind diese weine nur schwer zu ergattern: vinos heupel und bodega las tirajanas. einen kleinen artikel dazu gibt es unter folgender url: https://dl.dropboxusercontent.com/u/60632571/Weine%20aus%20GC.JPG
liebe grüße aus gran canaria
lothar lenzer – boulevard gran canaria magazin
Sie dürfen das veröffentlichen. Die Weine von Gran Canaria kennen wir zwar, doch nach unserer Ansicht kann ein „Las Tirajanas“ einem „Bermejo“ nicht einmal die Schürsenkel zubinden, lo sentimos mucho. Das gilt generell im Vergleich zwischen Weissweinen von Gran Canaria und Lanzarote übrigens.
Dieser Artikel ist eine teuflische Art der Folter für einen Deutschen, der sich bei nasskalten 10 Grad Celsius überlegt, ob er den Kamin anmachen und einen Roten entkorken soll?
Trotzdem sehr guter, lesenswerter Artikel! Meiner unmaßgeblichen Meinung nach liegt die Dominanz der spanischen Rotweine nicht an etwaigen Mängeln des „Terroirs“, die gibt es nämlich nicht, sondern eher an der (historisch) fehlenden Kühlung? Die Weissen sollten einfach kühler getrunken werden und dies war in weiten Teilen des Landes nicht zu bewerkstelligen. Die zahlreichen Höhen- und Hochlagen mit den damit oft einhergehenden Niederschlägen sind jedoch perfekte Bedingungen für Weissweine.
Das ist vollkommen richtig! In vielen Landesteilen war die Kühlung tatsächlich ein ausschlaggebender Punkt, obwohl es immer perfekte Anbaugebiete gab.
In anderen Teilen des Landes gab es andere Gründe. Zum Beispiel wurden in Galizien (Albariños) schon im 14. Jahrhundert hervorragende Weine produziert und sogar exportiert. Im 19. Jahrhundert sorgte dann die wirtschaftliche Depression dafür, dass viele Weinberge verlassen wuden. Die Arbeiter der galizischen Weinernte wanderten zu grossen Teilen nach Portugal aus und halfen bei der Weinernte von Oporto (Duero). Als Spanien 1986 in die EU eingegliedert wurde, halfen u.a. europäische Strukturfonds, die galizische Weinindustrie erneut zu beleben.
Hm, ich denke, dieses Klischee vom reinroten spanischen Wein kommt ja nicht von ungefähr. Auf dem Jakobsweg hatte ich auch das Gefühl, roter Wein wäre der einzige, der getrunken wird (und hab mich gewundert, warum es vino tinto und nicht vino rojo heißt – naja, mein Spanisch ist leider sehr unterirdisch).
Das ist blöd für mich, denn ich trinke keinen Rotwein, erst recht nicht diesen herben, den man zu den meisten Pilgermenüs dazu bekommt. Alle Mitpilger meinten, Weißwein wäre absolut unüblich.
Erst bei meinem zweiten Jakobsweg und erst in Fisterra habe ich dann auch mal gezielt nach weißen Wein gesucht und ihn auch entdeckt. Der war dann allerdings sehr lecker, wenn ich auch als preisbewusste Pilgerin immer zu den billigsten Sorten tendiert habe.
War trotzdem fein. Dieses Mal weiß ich es dann und freue mich schon darauf, wenn es im Sommer wieder losgeht. Allerdings freue ich mich auf das spanische Essen und vor allem meine geliebten Tapas und Tortillas noch viel mehr…!
„Alle Mitpilger meinten, Weißwein wäre absolut unüblich.“
Das mag ein wenig für den Jakobsweg gelten, aber sonst ganz sicher nicht. Von Touristen abgesehen, die in Spanien tatsächlich beinahe ausschliesslich Rotwein bestellen, wird hier wirklich eine Menge Weisswein getrunken, besonders von Mai bis Oktober und zwar in allen Landesteilen.
(Wir reden jetzt nicht darüber, ob das, was zu den Pilergmenus serviert wird, irgendwas mit Wein zu tun hat …) ;O)
Jop, das war kam teilweise eher wie Essig daher ^^ Aber naja, Alkohol egal in welcher Form und Hauptsache billig ist eine wirkungsvolle Einschlafhilfe, wenn einem alles weh tut ^^
Viva Lanzarote, ein herrlicher Flecken Erde und die kulinarischen Gepflogenheiten einfach lecker! Die Westküste und das Wasser des Atlantiks bei einem temperierten Bier, ein echtes Erlebnis!
[…] In Spanien trinkt man Rotwein (Uhupardo) […]
Hat dies auf campogeno rebloggt.
Eine interessante kulinarische Abschweifung. Gerne öfter! Den Naia trinke ich auch gerne mal. Hier aber nicht so leicht zu kriegen…..und hinfahren kann ich auch nicht so oft. Bodegas Felix Cachazo und Jose Pariente würde ich auch empfehlen, letzteren auch für seinen Sauvignon Blanc. Alles sehr gute Weine zu super Preisen. Selbst in Rioja kriegt man mal den guten weissen z.B. bei Muga, wenn auch nicht ganz so günstig. In Katalonien hab ich jetzt noch sehr angenehme Rosats getrunken.
Entonces buho: gerne mal wieder was für Magen und Geist
von Januar bis Dezember 🙂 trinke ich gerne den frischen Rueda Verdejo und auch den galizischen Albariño. Mag auch durchaus von Torres den Viña Sol…. Also, ich trinke praktisch täglich Wein zum Essen und deshalb nur ausnahmsweise mal was „Besonderes“.
Rotweine, die ich persönlich gar nicht so schätze, sind Riojas…., die, die ich mir leisten kann, haben für meinen Geschmack zu viel Säure. Da nehme ich lieber einen unschuldigen Navarra Wein, kann ich nix falsch machen, oder einen aus den Rias baixas und Ribera de Duero.
Ich lebe schon viele Jahrzehnte auf Mallorca und kann mich nicht durchringen, teure mallorquinische Weine als non plus ultra deklarieren zu müssen. Auf Lanzarote war ich noch nie… Ich kaufe auch keine kalifornischen, afrikanischen oder chilenischen Weine, geschweige denn, deutsche Weine. Ich mag die spanischen!
Was ich allerdings nie verstehen werde (und auch nicht will), ist, weshalb ein Wein nach Melone, Pfirsich, Zimt, Apfel, oder sonst einem Obst schmecken muss: für mich muss ein Wein nach einer Traubensorte schmecken y nada más…., porque tanto misterio….
Da sind wir doch ganz schön einig so generell – und das, ohne es zu müssen. 🙂 Bis auf den Viña Sol, aber na schön …
Beim Thema, warum ein Wein nach was auch immer schmecken soll/muss, ist das eine etwas zwiespältige Angelegenheit. Zu 75% geben wir Ihnen recht. Diese künstlich aufgeblasene Verbaldröselei, welche Geschmacksnuancen angeblich alle in diesem Glas sein sollen, ist schon oft nervig. Jeder versucht noch einen oben drauf zu setzen und am Ende schmeckt es nach „geschwefeltem Heidelbeerkänguruhdung nach der ersten Herbstfeuchte“. Schrecklich!
Zu 25% allerdings braucht es manchmal irgendwelche Vergleiche, wenn man einem anderen Weinliebhaber zum Beispiel erklären möchte, was der eigene Tipp für Besonderheiten aufweist. Ohne irgendeine Beschreibung kommt man dann nicht aus. Aber wer es überzieht, wirkt eher albern, das ist schon wirklich wahr.
🙂 man könnte ja dem „anderen Weinliebhaber“ einfach sagen: probier doch mal diesen oder jenen und sag mir, wie er Dir schmeckt?
Ich mag gar nicht an meinen Opa denken, der meinte, er müsse durch besonders lautstarkes Geschlürfe, Gezutschle und Geschmatze den Weinkenner raushängen.
Kleine Anekdote: ich bin in der Pfalz aufgewachsen (nicht geboren) , ein schönes Weinanbaugebiet…, da hatte ich nen Freund,,da gingen wir regelmäßig in den „Hahnhof“, um den „Monatswein“ zu kosten. Wenn ich den Wein mochte, sagte ich: „mhhhhh, der ist aber lecker“…, worauf ich sofort gemaßregelt wurde, denn: ein Wein ist nicht „lecker“…, sondern würzig, blumig, fruchtig, mit Bouquet etc., bla bla…..
Man kann sich denken, dass der Freund längst ad acta gelegt wurde, aber der „leckere“ Wein nicht… 😉
Wie gesagt, überzogene Verbaldekoration, die den Experten raushängen soll, empfinden wir auch als überflüssig und eher peinlich. Solange es aber die Verständigung zwischen Sender und Empfänger erleichtert (würzig, blumig, fruchtig, trocken), ist es einfach eine Art Kommunikationsmittel. Aber „lecker“ muss mindestens erlaubt sein – auch wenn es nur auf der Skala persönlichen Geschmacks ein Werturteil abgibt und nicht beschreiben kann.