Lissabons Busfahrer gründen Lebensmittelbank – für sich selbst

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In dem Abstellraum gleich neben der grossen Busgarage in Lissabon liegen Würstchendosen neben den Milch-Bricks. Makkaroni, Bohnen, Kekse, Toilettenpapier, Spülmittel – eine Menge von Produkten für den täglichen Gebrauch finden sich hier. Seit Monaten schon horten und spenden die Bus- und Strassenbahnfahrer der portugiesischen Hauptstadt, aber nicht für irgendeine Armenorganisation oder die Nachbarschaft sondern für sich selbst. Für diejenigen Kollegen, die trotz ihres Vollzeitarbeitsplatzes am Monatsende Hunger leiden.

Mehrfache Gehaltskürzungen haben vor allem die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst in die Misere getrieben. Zusammen mit den Steuererhöhungen und anderen Steichungen und Kürzungen der konservativen Regierung von Pedro Passos Coelho hatdasdafür gesorgt, dass viele Bus- und Strassenbahnfahrer mit dem Entgeld für ihre 40 Wochenarbeitsstunden nicht mehr bis zum Monatsende kommen. Von der Mittelklasse in die Misereklasse in weniger als eineinhalb Jahren. Ein Beispiel dafür ist der 38-jährige Evarista. 2011 hatte er noch 1.100 Euro für seine Vollzeitstelle bekommen, jetzt sind es keine 800 mehr.

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Evarista bedient sich jetzt aus der Lebensmittelbank seiner Kollegen, denn sonst muss er zum Monatsende hungern.

Evarista hat eine sechsjährige Tochter. Die wohnt zusammen mit der Mutter 150 Kilometer entfernt. Er zahlt Alimente, sieht die Kleine alle 14 Tage. „Lieber leide ich Hunger, als dass ich auf diese Fahrt alle zwei Wochen verzichte“, sagt der Busfahrer. Seine Kollegen hatten herausgefunden, dass Evarista am Monatsende tatsächlich hungert und zwangen ihn geradezu dazu, sich aus der Lebensmittelbank zu versorgen. Er selbst war dem Lager aus Scham ferngeblieben. Jetzt holt er sich ab und zu etwas für den täglichen Bedarf, wenn der Monat wieder einmal länger ist als der Lohn. So wie viele andere der 2.000 Beschäftigten.

„Ja, so ist das jetzt bei uns“, erklärt ein Busfahrer, „einige werden per SMS entlassen, andere leiden Hunger, obwohl sie Vollzeit arbeiten! Manchen müssen wir Sachen nach Hause bringen, weil sie sich so schämen, dass sie nicht von selbst herkommen. Wer heute von einer Scheidung betroffen ist oder aus anderen Gründen unvorhergesehene Ausgaben hat, rutscht unweigerlich und sofort in die totale Armut. Nicht wenige unserer Fahrer leiden deswegen inzwischen tatsächlich Hunger, es ist unfassbar.“

Der Verrückte mit dem Fahrrad

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Da steht ein Mann an der Ecke, halb versteckt, verschämt. Dann entschliesst er sich doch, klopft an die Hintertür der Kirche in einem Stadtviertel von Lissabon und bitte um etwas zu essen. Justino Serrano nickt, verschwindet in einem Gang und kommt mit einer Tüte zurück. Hühnersuppe und gekochtes Fleisch in kleinen Plastikbehältern sind darin. Justino, ein alter Haudegen mit mehr als 15 Jahren Erfahrung im verlorenen Krieg gegen die Armut in Lissabon, zuckt mit den Schultern, als wollte er sagen „es ist unglaublich!“, bevor er laut sagt: „Jeden Tag gibt es hier mehr Menschen, die etwas zu essen brauchen und sich schämen, danach zu fragen.“ Justino, klein, rundlich und sehr offen, ist einer der Helfer des Projekts Re-Food, einer der billigsten, einfachsten und effektivsten Formen, gratis-Lebensmittel an diejenigen zu verteilen, die Hunger leiden.

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Die Wahrheit über das Unglück der „Costa Concordia“

Alle Nachrichtensendungen sind voll davon. Beckmann redet darüber, Zeitungen, hunderte Blogs und Illustrierten kennen derzeit kaum ein anderes Thema als den Kreuzfahrtunfall „Costa Concordia“. Am Arbeitsplatz, in der Kneipe, auf Partys, überall wird darüber geredet. Trotzdem sagt Ihnen niemand die Wahrheit darüber, den wirklichen Hintergrund. Hier können Sie die tatsächliche Bedeutung des überdimensionalen Interesses heute erstmals lesen.

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LIDL – Fairness unzureichend

Löhne sogar unterhalb der nationalen Armutsgrenze in Bangladesh zahlt LIDL dort für seine Produkte, wie eine ARD-Dokumentation am Montagabend zeigte. Unterernährte Arbeiterinnen ohne Mundschutz in den Produktionshallen, die mit Vitamintabletten den Hunger bekämpfen sollen. Ansonsten bekam der Discounter im „Markencheck“ ein akzeptables Zeugnis ausgestellt: Die Qualität der Produkte sei „ordentlich“, der Stressfaktor im Laden „erträglich“, der Preisvorteil allerdings „überschätzt“ im Vergleich zu den Konkurrenz-Unternehmen.

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7 Milliarden – die Armen feiern nicht mit

Wissen Sie, wie viele Menschen es auf der Erde gab an dem Tag, als Sie geboren wurden? Finden Sie es heraus und klicken Sie hier!

Im Jahr 1800 lebte eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten.

2 Milliarden – 130 Jahre später; 1930

3 Milliarden – nur 30 Jahre später; 1960

4 Milliarden – 14 Jahre später; 1974

5 Milliarden – 13 Jahre später; 1987

6 Milliarden –  12 Jahre später 1999

7 – Milliarden – heute

Die Menschheit kann sich zwei Dinge nicht länger erlauben: Das immense Wachstum der Bevölkerung … und die ungerechte Verteilung der Lebensmittel auf diesem Planeten; 1,3 Milliarden Tonnen essbare Produkte werden jedes Jahr weggeworfen. Eine Milliarde Menschen hungern. Noch mehr leben ständig hart an der Armutsgrenze.

Es kann sein, dass das derzeitige globale Wirtschaftssystem mittelfristig zusammenbricht. Es wird dringend Zeit darüber nachzudenken, wie das nächste System aussehen muss, um erstens der sozialen Verantwortung gegenüber diesen vielen Menschen gerecht zu werden und zweitens die Spannungen zu vermeiden, die zu immensen Migrationsströmen führen.

Hunger bedeutet früher oder später kriegerische Auseinandersetzungen. Wer hungert, hat nichts zu verlieren. Angesichts dieser Tatsache sind diejenigen, die an den Börsen auf Lebensmittelpreise wetten (Futures) sogar Kriegstreiber.

Ausreichende Ernährung für alle ist das allererste Menschenrecht. Die mexikanische Regierung hat diesen Passus u.a. soeben in die Verfassung des Landes eingefügt. Alle anderen müssen sich ein Beispiel daran nehmen.