Mourinho geht, Ancelotti kommt

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In „gegenseitigem Einvernehmen“ wird die Beziehung beendet, versichert Florentino in der Pressekonferenz. Das angebliche Einvernehmen hat mehr ökonomische als sonstige Gründe. Spielt auch keine Rolle mehr am Ende. Mourinho packt die Koffer und allein das zählt jetzt. Einige Leser hatten sich gewundert, warum wir so schweigsam geworden sind und die Berichterstattung über Real Madrid ausblieb. Der Grund ist ganz simpel: Uns fehlte schlicht die Lust dazu. Solange jemand auf der Trainerbank sitzt, den man nicht mal im Albtraum als Nachbarn haben möchte, solange jemand verkorkster Psyche alles tut, um den Madridismo weitmöglichst zu spalten, war Schweigen die für uns beste Alternative.

Heute ist die Lage anders. Der Portugiese verschwindet aus der Stadt, in der er niemals hätte landen dürfen und das Leben geht weiter.  Die Mannschaft wird am Abend ein paar Korken knallen lassen und auch wir köpfen eine besonders gute Flasche Wein, um eine Saison halbwegs zufrieden abzuschliessen. Wenn schon nicht der sportlichen Erfolge wegen, dann doch in der Hoffnung, dass ab Juni wieder halbwegs Ruhe einkehrt im Bernabeu und drumherum. Während in einigen Foren immer noch viele Mourinhinistas feuchte Augen haben und nun hoffentlich schnell die Registrierung im Chelsea-Forum beantragen, bricht unter der übergrossen Mehrzahl von Socios des Clubs Zufriedenheit aus.

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Nun wird Carlo Ancelotti in Zukunft die Geschicke der Mannschaft bestimmen. Florentino Pérez hat das heute nicht bestätigt, weil er es nicht darf, doch die Sache ist seit Monaten klar. Der Präsident, der sich am 16. Juni, sehr wahrscheinlich ohne Gegenkandidaten, wieder zur Wahl stellt, will Ancelotti; der Italiener will zu Real Madrid. Jeder in der spanischen Hauptstadt weiss, wie diese Szene endet, doch vorher muss mit PSG noch ein bisschen über Ablösesummen und ähnliches gepokert werden. Der nächste Trainer wird Carlo Ancelotti, das jedenfalls ist sicher.

Bleibt unser zweiter Punkt aus dem Satz vom vergangenen Januar, der da lautete: „Im Sommer sind nur zwei Dinge wirklich wichtig: Mourinho muss weg und der Vertrag von CR7 muss verlängert werden, alles andere ist vollkommen zweitrangig!“ – Jetzt wird man bald sehen, ob FloPer das zweite As im Ärmel hat und den Superstar, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, zur neuerlichen Unterschrift bewegen kann. Passiert das nicht, ist sogar die Wiederwahl des allmächtigen Florentino Pérez, die bisher von niemandem auch nur in Frage gestellt wird, nicht mehr ganz so selbstverständlich. Cristiano Ronaldo könnte anderenfalls bereits ab Januar mit jedem anderen Club verhandeln und Real Madrid im kommenden Sommer ablösefrei verlassen.

Doch gemach, bis dahin sind es noch ein paar Tage. Bis dahin wird man den Egomanen noch zwei Spiele und ein paar Pressekonferenz-Kommentare lang ertragen müssen. Macht nichts, das Ende ist glücklicherweise nun festgeschrieben. Auf eine neue Etappe, eine spannende Transferzeit, die unendliche-Bale-Saga bis Ende August und eine nächste Saison mit viel mehr innerlicher Ruhe und endlich wieder dem Focus auf den sportlichen Aspekten. Glücklich ist hier heute niemand, aber sehr, sehr erleichtert. ¡Hala Madrid!

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* Florentino Pérez panzert Real Madrid gegen Scheich-Übernahme

11 Kommentare zu “Mourinho geht, Ancelotti kommt

  1. El Bernabeu sagt:

    „Während in einigen Foren immer noch viele Mourinhinistas feuchte Augen haben und nun hoffentlich schnell die Registrierung im Chelsea-Forum beantragen,…“

    ich gehe davon aus, sie meinen das Real Total-Forum, oder?

    Aber warum sie jetzt nochmal gegen Mourinho so nachtreten müssen, versteh ich nicht. Es ist hinlänglich bekannt, daß sie ihn nicht mögen, …man kann es dann auch mal gut sein lassen.

    • Uhupardo sagt:

      Gemeint waren spanische Foren, weil wir deutsche nicht beurteilen können.
      Verstehen müssen Sie das auch nicht. Wäre Mourinho heute mindestens (!) auf so harsche Art von FloPer abgesägt worden wie damals Del Bosque, hätte das unterbleiben können. Da er den Psychopathen allerdings (auch aus pur geschäftlichen Gründen) wesentlich weicher und diplomatischer angefasst hat, muss Klartext sein.

      • El Bernabeu sagt:

        Also im deutschen Real Madrid-Forum (RealTotal) wurde nach der Meinung gefragt, zum Thema Mourinho verlässt Real Madrid.
        Über 2700 Stimmabgaben und ein klares Ergebnis:
        63% Schade, sehr schade! Einen besseren Trainer kann Madrid nicht haben.
        37% Gut, dass er endlich weg ist!

        • Uhupardo sagt:

          So steuert jeder seine Umfragen. Es gibt sie für jeden Geschmack, wie Sie hier sehen (wobei deutsche Abstimmungen eh für nichts sind).
          http://www.marca.com/2013/05/21/futbol/equipos/real_madrid/1369130052.html

          Ist aber auch letztendlich egal. In Madrid stimmt das Bernabeu ab und sonst niemand. Das zumindest hat sich auch unter Mourinho nicht geändert und unter den Socios ist die Sache klar. Damit ist jede Diskussion sowieso überflüssig und die Entscheidung entsprechend gefallen.

          Reden könnte man nur noch – das aber lang und ausgiebig – über die Rolle von Florentino. Alles andere geht jetzt seinen Weg.

  2. fakeraol sagt:

    Ihre Sorgen möchte ich haben, Uhu 😉 🙂

  3. Bruchmüller sagt:

    Nun darf ich aber doch ein bisschen staunen. Wurde mir doch kürzlich beschieden, dass das hier kein Fußballblog sei (und das hatte ich auch nicht angenommen). Eine flapsige Bemerkung, der Busfahrer von Borussia Dortmund sei für 150 Millionen im Angebot, führte zum Missverständnis, und dieser Beitrag ist jetzt die Gelegenheit, das auszuräumen. Denn in Wirklichkeit bin ich seit vielen Jahren ein begeisterter Fan von Fußball-Spanien.

    • Uhupardo sagt:

      „Wurde mir doch kürzlich beschieden, dass das hier kein Fußballblog sei…“

      Nicht ganz. Fussball-Kommentare gerne unter Fussball-Artikeln, nur nicht unter politischen Texten.
      Ihr letzter Satz ist sehr erfreulich zu hören. 🙂

  4. Caligula sagt:

    Ich kann mich ehrlich gesagt mit keiner Mannschaft in Europa mehr identifizieren, weil alle zusammengekaufte Legionärsmannschaften sind. Warum es dennoch „Fans“ gibt beschreiben die renommierten Sportpsychologen Krug und Kühl mit dem Instrument der angelehnten Macht, bei der diese nicht von einem selbst kommt. Die Quelle der Macht sind andere, Parteien, Unternehmen aber auch Fußballklubs. Diesen fühlt man sich zugehörig und indem man sich anlehnt partizipiert man als Teil von ihnen an ihrer Macht, ihrem Ansehen und ihrer Stärke. Die Folge ist ein Gefühl der Macht, der Auserwähltheit, der Unbesiegbarkeit und der Überlegenheit (Krug, Kühl: Macht, Leistung, Freundschaft).

    • Uhupardo sagt:

      „Ich kann mich ehrlich gesagt mit keiner Mannschaft in Europa mehr identifizieren“

      Das kann man auch schon längst nicht mehr oder? „Identifizieren“ vielleicht mit Nelson Mandela – aber mit einem Fussballindustrie-Club? Als Spektakel, als Zirkus kann man es vielleicht betrachten, in jedem Fall als „nur Fussball“. Deswegen kann es trotzdem unterhaltsam sein, die Geschicke eines Vereins zu verfolgen, aber immer mit der kritischen Distanz, die es unbedingt braucht. Die Zeit der „Kumpelvereine“, die vielleicht einen gewissen Identifikationsfaktor boten, ist längst vorbei. Heute sind es Industrie-Unternehmen, die mit aller Macht versuchen, so viele Fan-Herzchen zu sammeln wie es geht und gleichzeitig weitmöglichst zu melken. Wirklich egal, welcher Profi-Club: Für „mein Leben für den Verein“ sollte man sich heute, und schon lange, wahrhaft zu schade sein. Unterhaltung. Nur Fussball, nichts weiter.

    • Georg sagt:

      Was ist mit Athletic Bilbao? Dort spielen nur baskische Spieler und solche, die dort ausgebildet wurden. Oder der SC Freiburg, bekannt für seine tolle Jugendausbildung? Es gibt schon noch ein paar sympathische Vereine, wo das Geld nicht mehr beherrscht, als zwingend notwendig. Vor allem Bilbao ist faszinierend. Da wurde das Geld durch den Verkauf von Martinez damals nicht für teure Stars ausgegeben, trotzdem ein starkes Team.
      Mit solchen (pseudo-)psychologischen Ausagen kann man so ziemlich alles, was Freude spendet, zerstören. Religion (wobei Religion ungleich Religion ist…), Sport…ist nicht jeder zwischenmenschliche Kontakt davon geleitet, im Endeffekt gemeinsam mehr Stärke und Möglichkeiten (sprich Macht) zu haben?
      Wenn ich schon höre, Sportpsychologe…einmal ins Bernabeu gehen reicht auch um zu wissen, die Real-Fans fühlen sich dem Gegner überlegen. Braucht man kein Studium dafür. 😉

      • Uhupardo sagt:

        Ob ein konsequent nationalistischer Ansatz in Bilbao nun wirklich so viel sympathischer ist, darüber müsste man mindestens diskutieren können, Georg.

        Aber ganz davon abgesehen, ist an Ihrem Text nur ein Satz falsch. Dieser hier: „Es gibt schon noch ein paar sympathische Vereine, wo das Geld nicht mehr beherrscht, als zwingend notwendig.“

        Der müsste richtig lauten: Es gibt Vereine, wo das Geld nicht mehr beherrscht, als in der Kasse ist.
        Denn wo wenig ist, muss man mit anderen Pfunden wuchern. Sei es mit Sympathie. Das würde sofort aufhören, wenn der Sponsor X morgen Bilbao oder Freiburg 300 Mio. in die Kasse spült. Dann müssten Sie die Sympathie wieder bei anderen suchen, wo die Kasse nicht so voll ist.

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