Musterurteil: Gericht beschlagnahmt 9.000 Euro bei Banco Popular

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Rubén und Lourdes können endlich aufatmen! Sie haben den Rechtsstreit gegen ihre Bank gewonnen und das Geld ist wieder da. – „Das war Betrug wie aus dem Bilderbuch“, lässt ihr Anwalt, José Arcos, keinen Zweifel daran, was da passiert war. Man hatte dem jungen Paar ein höchst suspektes Finanzprodukt untergejubelt, als die Hypothek unterschrieben wurde. Nun beschlagnahmte das Gericht den entsprechenden Betrag in der Banco Popular. Rubén und Lourdes können wieder ruhig schlafen.

Sie waren gerade frisch verheiratet, als sie im März 2007 ihre Hypothek unterschrieben. Rubén (25), der Kühltechniker, und seine Frau Lourdes (24), die als Sekretärin arbeitete, nahmen 160.000 Euro auf, um eine Wohnung zu kaufen. Sie hatten keine Ahnung davon, dass man ihnen mit den vielen Unterschriften vor dem Notar auch ein höchst spekulatives „Finanz-Produkt“ unter die Weste jubelte. Doch selbst mit entsprechender Erlärung hätten sie vermutlich nicht verstanden, was ein „Swap“ ist. Das Paar wusste nur, dass es eine Hypothek zeichnete mit einer monatlichen Rate von 700 Euro – und das war alles, was sie wollten.

Ein Jahr später erstarrten die jungen Leute zur Salzsäule, als sie ihren Kontostand überprüften. Neben der Hypothekenrate waren ihnen zusätzliche 4.000 Euro abgezogen worden; alle ihre Ersparnisse in dem Moment. Ein sofortiger Besuch in der Bankfiliale sollte Klarheit bringen. „Ihr könnt tief durchatmen“, erinnert sich Lourdes an den trockenen Kommentar der Bank-Angestellten, „andere Kunden sind damit tief in die roten Zahlen gerutscht!“ – Der „Swap“, den sie gar nicht kannten, hatte zugeschlagen. Gewinner waren nur die Banken. Danach begann der lange Nervenkrieg mit der Justiz: Anwalt, Gericht, Klage … und noch eine Instanz.

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Fünf Jahre später gab es das letztinstanzliche Urteil: Die Bank hatte den „betrügerisch abgebuchten Betrag“ mit Zinsen an die jungen Leute zurückzuzahlen. Punkt! – Doch die Banco Popular dachte gar nicht daran. Das Urteil wurde schlicht ignoriert. Schliesslich sind wir eine Bank und werden das schon noch auf die lange selbige schieben können … doch jetzt ist Schluss! Am 2. Januar platzte dem Richter der Kragen. Er liess kurzerhand 9.000 Euro in der Banco Popular beschlagnahmen. Die abgebuchten 4.000 Euro plus Zinsen plus Anwalts- und Gerichtskosten. Fertig!

Lourdes und Rubén können immer noch nicht glauben, dass sie den Kampf David gegen Goliath wirklich gewonnnen haben und fragen sich, wie viele solcher Fälle es wohl geben mag, durch die Kleinsparer definitiv ins Unglück gestürzt worden sind.

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16 Kommentare zu “Musterurteil: Gericht beschlagnahmt 9.000 Euro bei Banco Popular

  1. Hessenhenker sagt:

    Solange ich nichts daran verdiene (freischaffende Henker werden pro Auftrag bezahlt, Bankaufsichtsratschefs und Politiker für’s theoretisch möglich gewesene Absitzen der Zeit),
    solange ist es ein reiner Zufall und noch keine Rechtssicherheit.

  2. aheneghana sagt:

    Ein Tropfen Gerechtigkeit. Einfach gut das zu lesen. Die Banken tun und machen was sie wollen. 9000 Euro scheint hier ein Tropfen auf dem heissen Stein.

  3. aus Madrid sagt:

    Eine solche Nachricht lesen tut sehr sehr gut!
    Danke 🙂

    • Uhupardo sagt:

      In der Tat! Eine Sache ist es, dass Rubén und Lourdes ihr Geld wieder haben. Eine noch viel wichtigere Sache ist es, dass dieses letztinstanzliche Urteil jetzt von vielen weiteren Geschädigten genutzt werden wird, um ebenfalls die betrügerischen Machenschaften der Banken anzuklagen und das entzogene Geld zurück zu erhalten.

    • Hester Jonas sagt:

      Ja geht mir genauso – ich liebe gute Nachrichten 🙂

      Allerdings finde ich es grauenvoll wie lange es gedauert hat bis es zu diesem Urteil kam (vermutlich waren 5Jahre noch schnell)

      • aus Madrid sagt:

        Stimmt. Sehr kühl und überheblich, die „Angelegenheit“ nach richerlichem Beschluss auf die „lange Bank“ zu schieben, besonders, wenn man die Geldeinforderungsungeduld seitens vieler Banken in Betracht zieht, welche oft sehr schnell mit einem „Berg Schulden ohne Wohnung auf der Strasse landen“ endet.
        Diesen fiesen Charakterzug werde ich mir stets vor Augen halten, wenn ich ein solches Geldhaus nochmal betreten müsste.

        Ein Exempel ist statuiert worden, auf das sich viele Berufen werden können.
        Überhaupt zu lesen, „Der Richter hatte die Nase voll“ von der Haltung einer Bank!

        Saludos, cómo me alegro und Hoffnung für weitere solche Meldungen, wo die Menschen zählen : )

        • Ja richtig! Lese ich gerne das der Richter die Nase voll hatte! Ich habe entsprechende einschlägige Erfahrung gemacht und hatte auch die „Nase voll bei dieser Bank“, die sich als so deutschfreundlichen Bank ausgab, und habe den Chef an der Krawatte hinter seinen Schreibtisch vorgeholt. Ich hatte zwar Ärger, aber der Mann sitzt heute hinter Gittern und mein Konto wurde bereinigt.

  4. Möge das Schule machen! Bravo den spanischen Gerichten und Bravo dem Richter!

    • fischi sagt:

      Sehe ich auch so.
      Aber wann wird endlich der erste Bankster als Betrüger eingesperrt?
      Das muß sich durchsetzen, ansonsten hört dieser Beschiss niemals auf.

  5. ähnliches hier ….US-Hausbesitzer bekommen 8,5 Mrd Dollar von Banken
    Montag, 7. Januar 2013, 18:46 Uhr
    http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE90605320130107

  6. Reblogged this on đeя Bαeяeиαυfвıиđeя oder Kultur-Soeldner und kommentierte:
    Nur das der Trend der Banken (hier in España) dahin geht sich zusammenzuschliessen oder umzubenennen. Und somit der Haftung zu entgehen!

  7. Tolle Sache, wär schön, wenn sie Beispiel macht.

    Hoffentlich haben viele Geprellte den Mut und das Durchhaltevermögen, solche Prozesse überhaupt in Angriff zu nehmen. Hier in Portugal dauern sie in der Regel so lange und sind so zermürbend und auch teuer, dass leider die meisten Angst davor haben und nichts unternehmen.

  8. Antisozialist sagt:

    Man sollte sich eben auch durchlesen WAS man unterschreibt.

    • Uhupardo sagt:

      So kann man mit einer einzigen Besserwisserzeile demjenigen, der einen „Finanzprodukt“ unterschreibt, das auch ein Antisozialist nicht versteht, die Schuld unterjubeln und die Verhältnisse Ursache-Wirkung auf den Kopf stellen – weil es so einfach ist. Und so sinnlos.

      • Antisozialist sagt:

        Und weil es so sinnlos ist und ich es auch nicht verstehe unterschreibe ich solche Produkte nicht.
        Veranlagen sollte man eben nur in Produkte, die man versteht. Aber es gibt Alternativen.

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