Die fünf Wirtschaftsweisen reden von „systemischer Krise“

 

Die fünf Wirtschaftsweisen*, die die Bundesregierung beraten, sehen den Euro in einer „systemischen Krise“, wie aus dem neuen Sondergutachten des Expertengremiums hervorgeht. Solch eine Definition mag hier und da regelrecht Dankbarkeit auslösen. Erst die 160 Wirtschaftswissenschaftler, jetzt die Wirtschaftsweisen – im Moment kommen die Schläge von allen Seiten.  Die aktuelle Lage gefährde „den Fortbestand der gemeinsamen Währung und die ökonomische Stabilität Deutschlands gleichermaßen“, urteilen der Sachverständigenrat. Die lakonische Antwort des Bundesfinanzministeriums: „Wir nehmen das zur Kenntnis.“

Deutlich warnen die Ökonomen vor einer übereilten Einführung einer sogenannten Bankenunion für die Eurozone. Vorher müssten noch eine Menge Fragen geklärt werden, heisst es. „Ein langfristiges System, bei dem Haftung und Kontrolle zusammenfallen, erfordert nicht zuletzt die Aufgabe nationaler Souveränitätsrechte“, sagt das Gutachten wörtlich. Im Zusammenhang mit den bereits beantragten Mitteln für die spanische Banken“rettung“ fordern sie klare Kriterien zur Rekapitalisierung und Restrukturierung. Es müsse gewährleistet werden, dass Haftung und Kontrolle zusammenfallen.“ – Die Frage muss gestattet sein: Seit wann haften Banken?

 

Für eine Lösung der Krise forden die fünf Wirtschaftsweisen die Umsetzung des bereits von ihnen im Herbst 2011 vorgestellten Schuldentilgungspaktes, den man jetzt weiterentwickelt habe. Danach sollen die Euro-Staaten gegenseitig für einen Teil ihrer Schulden gemeinsam einstehen und sich verpflichten, ihre Verbindlichkeiten auf 60 Prozent des BIP zu begrenzen. Nationale Schulden, die über 60 Prozent liegen, sollen in einen gemeinsamen Tilgungsfond ausgelagert werden, für den alle Euro-Mitglieder gemeinsam haften (die weiche Form der Euro-Bonds). Die Bundesregierung aber lehnt diesen Vorschlag schon seit längerer Zeit „aus rechtlichen Gründen“ ab.

Das Bundesfinanzministerium regaierte lakonisch und einsilbig: „Wir nehmen das zur Kenntnis.“

* Der Sachverständigenrat der fünf Wirtschaftsweisen besteht derzeit aus den Volkswirten Claudia Buch, Wolfgang Franz, Peter Bofinger, Christoph Schmidt und Lars Feld.

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* 25 Fakten zum Nachdenken: Warum das System irreparabel ist!

11 Kommentare zu “Die fünf Wirtschaftsweisen reden von „systemischer Krise“

  1. Wie immer kratzen sie ein bißchen am Lack, nichts weiter…

  2. ich weiß ja nicht – waren die nie in der grundschule und haben rechnen gelernt? was bringt es, wenn alle staaten ihre schulden addieren und dann gleichmäßig verteilen? was bringt es, wenn sich alle „nur“ mit noch 60 prozent des BIPs VERSCHULDEN? sind die schulden dann weg?

  3. JammerOssi sagt:

    Schaut mal bitte in die Unterzeichnerliste der 160 Ökonomen. Einer derer ist Jürgen Jahnke, ich halte ihn für einen seriösen,integeren Menschen! Hat nen eigenen Blog -> http://www.jjahnke.net
    LG, Kay

    • Ist das Ergebnis besser, wenn EIN Mensch dort unterschreibt, dem Du ganz persönlich vertraust – und die anderen 159 kennst Du entweder gar nicht oder misstraust ihnen?
      Auch diese 160 so genannten Ökonomen stellen das SYSTEM überhaupt nicht in Frage und sind also dabei, die Menschen zu verdummen und/oder zu manipulieren.
      Zu ihren Gunsten möchte ich noch annehmen, dass sie nicht wissen, was sie tun. Allerdings bezweifle ich das – und dann gehören sie wegen arglistiger Täuschung der Bürger der BRD (also in besonders schwerem Fall) vor Gericht und hinter Gitter.
      Allerdings sind die Richter ja nicht unabhängig, da sie Beamte sind (bzw. ihnen gleichgestellt), also können sie kein Urteil fällen, das zum Wohle des Volkes wäre und diese Verbrecher, die dieses künstliche Gebilde Staat „leiten“ und unterstützen hinter Gitter bringen würde.

    • globalnote sagt:

      Der Betreiber von jjahnke.net heißt Joachim Jahnke, nicht Jürgen.

  4. Nick Mott sagt:

    Ist ganz einfach: Schulden können immer nur maximal LINEAR PROGRESSIV getilgt werden, während diese im selben Zeitraum EXPONENTIELL wachsen^^
    Das ist wie bei dieser Geschichte:
    http://www-math.upb.de/~mathkit/Inhalte/Folgen/data/manifest25/schachbrett_reiskoerner.html

    Alles andere Gerede von Schulden“tilgung“ ist schlicht Quatsch.
    Im Zusammenhang mit der Absicht weniger Neuverschuldung anzustreben von „Sparen“ zu sprechen ist Neusprech-Dummlall.
    Sparen setzt per definitionem voraus, dass man keine Schulden bedienen muss, die über der de facto möglichen Sparquote liegen!!!

  5. Sven Boernsen sagt:

    Man sollte unseren Wirtschaftswissenschaftlern keine Dummheit unterstellen. Sie haben sich bis dato nur kaum noch getraut zu dürfen.Jetzt werden sie langsam etwas mutiger.

    „Ein Wissenschaftler, der sich nur darauf beschränkt Fakten zu ordnen, kann zwar in einer bestimmten Phase der Entwicklung seines Gebietes Grosses leisten. Eines Tages wird er aber dazu übergehen müssen, die Fakten zu deuten, wenn er der Forschung selbst dienen will.“ (Ludwig Erhard)

    Also meine Herren Wissenschaftler! – Nicht nur Euren Verstand nutzen – auch Ihr habt Eier in der Hose, wenn ihr richtige Kerle seid. Und selbstverständlich gibt es auch grossartige Frauen mit Verstand und Courage. Und genau solche Menschen brauchen wir. Jetzt!

  6. uhupardo sagt:

    Sven, wo werden Wirtschaftswissenschaftler denn „mutiger“? Indem sie an immer denselben Stellschrauben auf verschiedene Art zu drehen vorschlagen? Indem sie „Bankenunion“ so oder so realisiert sehen wollen? Indem sie einen Tilgungsfond, Euro-Bonds oder andere „kreative Instrumente“ vorschlagen, alles innerhalb dessen, was sie gelernt haben (so lernen mussten) und längst archaischer Schrott ist, wenn es um wirkliche Lösungen geht?

    Immer noch gelten solche Äusserungen als Denkansätze von kompetenter Seite und verhindern doch konsequent das nach vorne Denken. Das nennen Sie „mutig“?

  7. fischi sagt:

    Die hängen doch blos die Fahne nach dem Wind.
    Man muß ja an den Geldtöpfen dranbleiben.

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