Ein olympischer Traum tot im Mittelmeer

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Samia Yusuf Omar ist im Meer ertrunken. Die junge Frau, die für Somalia an den Olympischen Spielen in Peking 2008 teilgenommen hatte, läuft nicht mehr. Sie hatte, wie Tausende andere Afrikaner versucht, mit einem kleinen Boot von Libyen nach Italien zu fliehen und das von Krieg zerstörte Somalia und den Hunger hinter sich zu lassen. Sie versank jetzt in den Wellen des Mittelmeeres.

Gegen die grosse Veronica Campbell-Brown war sie damals gelaufen im Vorlauf von Peking. Und kam zehn Sekunden nach der Siegerin ins 200-Meter-Ziel. Der Brandungsapplaus des Publikums für den Underdog war ihr wichtigster Tag im Leben nach diesen 32,16 Sekunden in Peking. Neben der Eröffnungszeremonie natürlich, als sie lächelnd und strahlend in den Farben Weiss und Blau als damals 17-Jährige ins Stadion einmarschieren durfte. Es war die doppelte Befreiung, als Frau und als Athletin.

Als Frau liess sie mit diesen schnellen Laufschritten die Todesdrohungen hinter sich, die Tritte; Waffen, die als Argumente eingesetzt worden waren, damit sie ihren Sport aufgeben und den Körper verhüllen sollte im Bürgerkrieg, der ihr Land verwüstete. Als Athletin unterbrach ihr Rennen vor aller Welt den bewaffneten Konflikt, die Strassensperren, die blockierten Trainingswege. Samia vergass an diesem Tag für ein paar Augenblicke den toten Vater, der durch eine Kugel getroffen worden war, die sich zwischen die Hauswände verirrt hatte. Sie musste nicht mehr daran denken, wie sie täglich durch die Strassen irrte, um ein paar Früchte zu verkaufen, damit die Familie nicht verhungerte.

Jetzt ist sie tot. Niemandem fiel in London 2012 auf, dass Samia Yusuf Omar nicht dabei war. Im April war sie von Somalia aufgebrochen. Zuerst nach Äthiopien, wo sie erstmals auf einer richtigen Tartanbahn trainierte statt auf der mit Kugeln durchsiebten Arena von Mogadischu. Rat geholt hatte sie sich dort auch, von der ehemaligen Medaillengewinnerin Eshetu Tura. Dann lief sie, zu Fuss. Erst in den Sudan, dann nach Libyen. Den ganzen langen Weg. Immer bedroht von Entführung und Tod.

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Es war ihr egal. Wer verzweifelt genug ist, kennt keine Angst mehr. Samia wollte keinen Krieg mehr, keinen Hunger; und laufen wollte sie. In Italien, in der Sicherheit: „Ich will, dass man mir applaudiert, weil ich gewinne“, hatte sie zu Hause in Somalia gesagt, „das ist mir lieber, als wenn sie mir applaudieren, weil ich Hilfe brauche, auch wenn mich dieser Tag in Peking glücklich gemacht hat.“

So stieg die somalische Läuferin, die so viel schlanker war als alle ihre Konkurrentinnen, in Libyen ins Boot. Diese armselige Nussschale, vollkommen ungeeignet für die Seereise. Auf dem Weg in ein besseres Leben. Sie versank mit den anderen Bootsinsassen in den Wellen irgendwo vor Lampedusa. Wie andere Zehntausende von Afrikaner in den vergangenen Jahren vor Lampedusa und im Atlantik vor den Kanarischen Inseln. Die Geschichte von Samia haben wir ihnen erzählt. Die Geschichte der anderen etwa 30.000 afrikanischen Menschen, die auf dem Meeresgrund liegen, können wir Ihnen nicht erzählen. Sie hatten keine Namen.

43 Kommentare zu “Ein olympischer Traum tot im Mittelmeer

  1. kingkenny7 sagt:

    Habe jetzt eben eine halbe Minute darüber nachgedacht, ob ich „Gefällt mir“ anklicken kann oder nicht. Ansonsten fällt mir zu dieser traurigen Geschichte nichts ein.

    • Hessenhenker sagt:

      Ja, ich kann auch nicht auf den Button klicken.

      Mir fällt Westerwelle ein bei dieser Geschichte, der mal sagte, für moderate Taliban müßten schon mal ein paar hundert Millionen in die Hand genommen werden.

      AN die Hand nehmen kann er natürlich niemanden.
      Andere Somalier (Piraten) ließ „unser Land“ ja komfortabel per Schiff abholen, die essen jetzt Eis in Hamburg.

      Wie Samia da auf dem oberen Bild läuft, sieht sie aus wie mein Schatz (asiatisch, aber schwarz) bei der Arbeit.

      Ich möchte die Westerwelles gerne alle in ein Boot setzen.

  2. almabu sagt:

    Das von der EU in unserem Namen verursachte Leid und der Tod tausender anonymer Menschen, bekommt durch diese junge Frau einen Namen und ein Gesicht und wird dadurch viel unerträglicher. Wir machen die Grenzen dicht, ganz besonders gegen Afrika, und schaffen dadurch auch die grundlegende Voraussetzung dieses mörderischen Ausbeutergeschäftes Menschen mit nicht seefesten „Booten“ über das Mittelmeer zu schleusen. Schaffen sie es wider Erwarten doch, dann gibt es schon mal Schikane und Zurückweisung auf offener See…

    • uhupardo sagt:

      Mittelmeer ist eine der beide Routen. Die andere wird immer länger. Fuhren die Boote erst von El Aaiun (Westsahara) auf die Kanaren, hat man durch politische Verhandlungen erreicht, dass dieser Punkt mehr und mehr südlich wanderte. Erst nach Mauretanien, dann Senegal, dann Sierra Leone – während nacheinander die Kanarischen Inseln mit Wärmeradars ausgestattet wurden, beginnend bei Lanzarote und Fuerteventura, flächendeckend, um auch weit draussen auf dem Meer und bei Nacht Boote entdecken zu können. Unter dem fadenscheinigen Vorwand, das würde „Rettung“ (offensichtlich kann man dieses Wort überhaupt nur noch in Anführungszeichen schreiben) vereinfachen.

      Jetzt, heute, sind die Seereisen dieser Mini-Boote mehr als 2.000 Kilometer lang!

      Wie ein Flüchtling sagte: „Solange sie keine Mauern ins Meer bauen, werden wir immer wieder in die Boote steigen, weil uns nichts anderes übrig bleibt.“

      • almabu sagt:

        Das ist richtig, was du hier aufführst! Es gibt sogar noch eine Landroute, denn Schwarz- und Nordafrikaner umrunden mühsam auf dem Landweg das östliche Mittelmeer und waten von Schleusern geleitet durch einen knietiefen Grenzfluss von der Türkei nach Griechenland…

    • Hessenhenker sagt:

      Gesichter haben sie ja alle, und genau deshalb werden die meisten ja schon rein optisch als Bedrohung empfunden (unterbewußt).
      Das geht mir sogar selber so, obwohl ich niemanden kenne, der multikultureller denkt als ich.

      Ist es eine junge Frau, da bekommen die Flüchtlinge auf einmal ein sympathisches Gesicht.
      Ein gleichaltriger Mann, der nach 3 Tagen im Boot schon aussieht wie Kapitän Schwarzbart, weckt bei Europäern eben Ängste, seit wir die Elektrorasierer-Kultur haben.
      Früher sahen „unsere“ Leute auch aus wie die Taliban.

      Aber heute weckt man Sympathie für Afrikaner eben mit dem Bild von Samia.‘
      Ich würde wetten, setzt man 1000 Versuchspersonen das 1. Bild von Samia aus dem Artikel vor und schreibt den Namen darunter, würden wohl 95 % sie willkommen heißen.

      Denselben Leuten aber den Namen der Frau vorgesetzt, OHNE Foto, würden 95 % sie ablehnen. Weil „Yusuf Omar“ nach dem negativen Bild klingt, das die Medien geschaffen haben.
      Ich kann mich noch an einen James-Bond-Film erinnern, da waren die Mudjaheddin die Guten, oder „Der Wind und der Löwe“ mit Sean Connery, damals war der Bärtige Mohammed al Raisuli auch in Hollywood der Held, nicht der böse Taliban.

      Das Bild macht die Nachricht.

      • uhupardo sagt:

        Kluger Kommentar, Hessenhenker. Wer unrasiert, von Salzwasser verkrustet und am Ende seiner Kräfte fotografiert wird, muss nicht Afrikaner sein, um in Europa auf dem Foto als nicht besonders sympathisch wahrgenommen zu werden. Dazu kommt das, was in „Wie unabhängig sind die Medien wirklich“ angesprochen worden war:

        „Szenen haben sich abgespielt, die man besser nicht beschreibt und ganz sicher nie vergisst. Die Besuche in den Flüchtlingslagern, die halb toten Menschen, die auf den Kanaren landeten: Das wäre doch die perfekte schlechte Nachricht, der geeignete Skandal, um Schlagzeilen zu machen? – Nein, eben nicht. Das ist die falsche schlechte Nachricht. Das Grenz- und Asylregime der EU mag zwar die Menschenrechte verletzen, doch gleichzeitig sichert es (angeblich!) den Wohlstand der Europäer. Da will der Leser/Zuschauer lieber nichts wissen von Menschenrechtsverletzungen, und da der Chefredakteur das weiss, kippt er diese Themen lieber und lässt sie unter den Tisch fallen. Statt dessen gibt es dann den Bericht über Menschenrechtsverletzungen in China oder Russland, das kommt gut an und sagt dem Leser/Zuschauer “Du stehst auf der richtigen Seite!”.“

        Ich erinnere mich an einen deutschen Zeitungsverleger, der 2005, als jeden Tag Boote ankamen (und noch mehr unbemerkt im Atlantik versanken), wörtlich sagte: „Reicht jetzt, ich will in meinem Blatt keine Neger mehr sehen.“ Er wusste, dass die Leser mehrheitlich seine Komplizen waren und gar nicht scharf darauf, das Elend ins Wohnzimmer serviert zu bekommen.

        Genau deswegen musste dieser Bericht unbedingt sein. Weil – wie auch almabu sagt – „Das von der EU in unserem Namen verursachte Leid und der Tod tausender anonymer Menschen, bekommt durch diese junge Frau einen Namen und ein Gesicht und wird dadurch viel unerträglicher.

  3. Jane sagt:

    Selbstverständlich hatten auch all die anderen Zigtausenden Flüchtlingsopfer, die auf ihrer halsbrecherischen Flucht in den vermeintlich „goldenen Westen“ im Mittelmeer ihr Leben verloren, einen Namen. Auch ihre Geschichte könnte man erzählen. Nur müsste man dazu konzentriert recherchieren, statt einfach nur bei web.de & Co.reinzuschauen, wo man Samias Geschichte dieser Tage hundertfach lesen kann, weil sie zumindest für kurze Zeit im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand.

    • uhupardo sagt:

      Ich habe am Ufer gestanden, als die Boote ankamen, Jane. Dutzendfach. Und habe den halb toten Menschen aus dem Boot geholfen. Sie begleitet. Ich habe mit Elias Bierdel („Cap Anamur“) verzweifelt überlegt, was man tun kann, um die Lage in den Gesichtskreis der Menschen zu bringen. Das konnten alle anderen auch. Nur beschränken sich einige in ihrem Schreibtischstuhl lieber darauf, irgendeinen hirnrissigen Kommentar von oben runter in einen Blog zu setzen, von dessen Hintergründen sie so gar nichts wissen, um am Ende als Depp da zu stehen.

  4. ribi sagt:

    uhu: sind sie für offene grenzen, jeder darf da leben- wo es ihm beliebt?

    • uhupardo sagt:

      „uhu: sind sie für offene grenzen, jeder darf da leben- wo es ihm beliebt?“

      Selbstverständlich, oder kennen Sie zu Ihrem Satz irgendeine Alternative, die Sie laut vertreten könnten? Sollten Sie eine andere Version haben, dann bitte deutlich und so ausführlich wie möglich beschreiben.

      Zuerst aber, und das ist weitaus wichtiger und die Prämisse, sind die Ressourcen des Planeten so zu verteilen, dass jeder die Chance hat, an seinem geographischen Lebensmittelpunkt ein würdiges Leben zu führen – ohne dafür durch einen halben Kontinent laufen zu müssen und in den Wellen zu ertrinken.

      • Hessenhenker sagt:

        Alles, was unsere Politik in Bezug auf „Eine Welt“ labert, ist nur Heuchelei.
        Man kann ja nicht mal fehlende Ressourcen verteilen, Beispiel Pflegenotstand.
        Gibt in Thailand zwei Projekte, wo Demenzkranke Deutsche gepflegt werden, diesselbe Idee hatte ich auch beim ersten Aha-Erlebnis beim ersten Aufenthalt dort.
        Das wird aber in Deutschland gar nicht gern gesehen, die WOLLEN garnicht daß hierzulande ans Bett gefesselte dort aufblühen und liebevoll umsorgt werden.
        Trister Pflegealltag für alle, das ist Gerechtigkeit für die.
        Mein Motiv bei der Idee war: beide Seiten gewinnen dabei, die Kranken sowieso, deren Angehörige weil es in D mal gleich das Doppelte kostet, und die Pfleger in Th, weil sie dann von einer Arbeitsstelle leben könnten (statt wie üblich von 3).
        Der deutsche Neidbeamte will das nicht: die sollen ja in Asien keinen Vorteil davon haben.
        Dieses Politpack will nicht, daß es allen gut geht, die wollen, daß es allen gleich schlecht geht.

        Wo ist der Bezug zu Afrika?
        geh mal in D zum Ausländeramt, weil Du ein Besuchsvisum für jemanden möchtest: da wird virtuell mit dem Finger auf die Moslems und die Schwarzen gezeigt und gesagt: „Sie sehen ja selber . . .“
        Ich seh da nichts. Ich seh, daß mein Problem verbeamtet ist, und gucke auf die Uhr, ob es schon 1789 schlägt.

  5. almabu sagt:

    Der Mensch ist seinem Ursprung nach ein nomadisierendes Wesen. Bei klimatisch-, kriegerisch-, Nahrungsangebots-bedingten Problemen zieht er in günstigere Zonen und Gebiete und hat auf seinem Weg die erstaunlichste geographischen Grenzen überwunden. Menschliche Grenzen, zur Ausgrenzung der Armen aus dem Schlaraffenland geschaffen, sind für Menschen, die um ihr nacktes Leben kämpfen lächerlich!

  6. ribi sagt:

    almabu: es gibt ein recht auf flucht, keins auf aufnahme! die europäische arbeiterklasse, schon genug gebeutelt kann keine unnötige Konkurrenz um arbeitsplätze und sozialleistungen gebrauchen! aber zu fast jedem thema gilt: lassen wir das volk entscheiden!schlaraffenland wohl kaum für europäer, welche der aggressiven mitarbeiterin im jobcenter gegenüberstehen!ich versteheht fluchtmotive, unterstütze aber die europ. politik, welche an ihre leute denken muss!

    • uhupardo sagt:

      ribi, so zufällig im Senegal geboren oder in Somalia wie jetzt ganz zufällig nicht, würde exakt denselben Text tippen (wenn er denn einmal im halben Jahr die Möglichkeit auf Computer-Zugriff hätte), nicht wahr?

  7. ribi sagt:

    lieber uhu: lieber uhu, haben sie soviel geld, dass sie außer konkurrenz stehen würden? fragen sie die europ. völker- oder sind sie ein pseudolinker, der das volk nicht schätzt? ich bin für hilfe vor ort, italien und die brd hatten vor ca 9 jahren eine europ. alternative gestartet, um vor ort aufnahmelager zu errichten! ihr gastmann ist übrigens auch nicht für bedingungslose einwanderung! ja, wäre ich aus afrika, würde ich vielleicht- oder ganz sicher anders denken, schon marx wusste, dass das sein das bewusstsein prägt- und weiter?sollen volle länder immer voller werden?

    • uhupardo sagt:

      „oder sind sie ein pseudolinker, der das volk nicht schätzt?“

      Nehmen Sie zunächst zur Kenntnis, dass wir Sie beim nächsten persönlichen Angriff schlicht rauswerfen, was gestern schon angebracht gewesen wäre.

      Jörg Gastmann hat seine Ansichten, die ihm zustehen. Das hat mit Uhupardo nichts zu tun. Nicht ihr „Bewusstsein“ ist geprägt worden, weil sie nicht in Afrika geboren sind, ribi, nur ihr Lebensstandard. Bewusstsein habe ich in Afrika mehr erlebt. Nur deswegen reden Sie, wie Sie reden: Weil Sie zufällig irgendwo geboren wurden, alle Menschen aber Menschen sind. Richtig ist, dass – es war schon vorher gesagt – verantwortliche Ressourcenverteilung die Prämisse ist.

    • Bonsta sagt:

      Was du leider gar nicht siehst, ist der Umstand, dass eine Regierung, unsere Regierung, die eiskalt über Leichen geht, auch bei nächst bester Gelegenheit über deine Leiche gehen wird, ribi. Was sich am Mittelmeer abspielt, ist mindestens unterlassene Hilfeleistung und unterlassene Hilfeleistung wird ja auch zunehmend in Kerneuropa wieder Thema. Merkwürdig, nicht wahr?

      • uhupardo sagt:

        „Was du leider gar nicht siehst, ist der Umstand, dass eine Regierung, unsere Regierung, die eiskalt über Leichen geht, auch bei nächst bester Gelegenheit über deine Leiche gehen wird, ribi.“

        Das ist der Kardinalfehler aller dieser vielen ribis da draussen. Weil sie mit dem „Das Boot ist voll“-Slogan zwischen „wir hier“ und „die dort“ unterscheiden und überhaupt nicht verstanden haben, dass es kein „wir“ gibt. Ihr UNternehmen wird sie bei erstbester Gelegenheit vor die Tür setzen, die Sicherheitsorgane werden gegen sie vorgehen wie jetzt in Spanien … und dann, ganz plötzlich, merken sie, dass sie Kanonenfutter sind. Am Folgetag werden alle ribis hier erscheinen und Solidarität von allen anderen für ihre schlimme Lage einfordern. Und die Antwort wird sein „Ach so? Ich hätte da noch einen alten Kommentartext von Ihnen“ …

      • Hessenhenker sagt:

        Inzwischen ist es in D schon mal so, daß die Täter, mindestens aber die bei der Tat dabeistehenden Gaffer Solidarität vom Opfer für sich fordern. Das erlebe ich gerade, aber leider kann ich mir die Solidarität mit dieser dummen Gesellschaft nicht leisten.

  8. Ulrich Fiege sagt:

    Link geteilt und der Tod zeigt das ganze Drama in dem wir uns durch europäische Politiker innerhalb der US von Europa befinden! Zivilisation steht in Europa auch nicht drauf, Profit dagegen überall!

  9. Deutschländer sagt:

    Hallo Uhupardo,

    „verantwortliche Ressourcenverteilung die Prämisse ist.“

    Ok

    Wen legitimieren wir für die Ressourcenverteilung?

    Wer entscheidet konkret für die Ressourcenverteilung und wen machen wir haftbar wen die Ressourcenverteilung in den letzten Winkel der Erde (Sahel Zone zBsp.) von den dort Lebenden Individuen als ungerecht empfunden wird, weil gerade das achte Kind weggestorben ist?

    Wer hat das Recht zu entscheiden, ob ein Staat mit seinen gewählten Volksvertreter verantwortungsvoll umgeht oder ob eingegriffen werden muss?
    Wer entscheidet die Maßstäbe und setzt diese an?

    Fragen über Fragen..

    • uhupardo sagt:

      Gute Fragen. Wie wäre es denn, wenn Sie sich mindestens bemühten, auch ein paar Antworten dazu zu finden?

      Die Sahel-Zone liegt den Kanarischen Inseln gegenüber, weniger als 100 Kilometer entfernt von den Stränden, an denen Millionen Europäer jedes Jahr ihren Urlaub verbringen. Mit dem „letzten Winkel der Erde“ hat das also nichts zu tun. Der ist es nur deswegen, weil Sie das so sehen (wollen). Und das wiederum ist so, weil es von den Häfen der Kanaren, die unglaubliche Warenmengen umschlagen, nicht einmal eine Schiffsverbindung dorthin gibt. Wenigerals 100 Kilometer und gleichzeitg zwei verschiedene Planeten.

      Ressourcen, um niemanden mehr hungern zu lassen, gibt es heute schon genug. An dem Punkt, an dem Sahel-Zonen-Bewohner etwas als ungerecht „empfinden“ könnten, sind wir noch lange nicht, weil es so offensichtlich ungerecht ist. Das achte Kinde würde nicht wegsterben, wenn Gerechtigkeit irgendeinen Stellenwert hätte statt nur Profit. Das achte Kind würde nicht einmal geboren, wenn die Einwohner der Sahel-Zone nicht mehr das Gefühl haben müssten, möglichst viele Kinder seien die einzige Altersversicherung. Dann könnte man sich mit zwei oder drei begnügen.

      Sie stellen Fragen, die dann dran wären, wenn in Afrika niemand mehr hungern müsste, was noch lange nicht der Fall ist und auch nie sein wird, wenn nicht Entscheidendes geändert wird. Die finanziellen und sonstigen Ressourcen stehen schon lange dafür zur Verfügung.

  10. fischi sagt:

    Es kann mir keiner mehr sagen das die Boote unbeobachtet untergehen.
    Die werden sehrwohl beobachtet und dann ist es ein Verbrechen die einfach absaufen zu lassen.
    Erst treiben die Europäer diese Menschen in bitterste Armut und wenn sie dann den einzigen Ausweg suchen werden sie umgebracht, oder es wird dafür gesorgt das sie Europa nie erreichen..
    Die Leute in Afrika werden doch total ausgebeutet, sei es über Microkredite,Durchschnittszins 30%, deutsche Fonds versprechen eine Rendite von ca10%.
    Oder den Menschen wird ihr Land was die Lebensgrundlage ist einfach an internationale Konzerne verschachert.
    Die können da Pflanzen für Biosprit anbauen.
    Und wenn alles nicht hilft gibt es immer noch die Nato.

    Das waren so ungefähr meine Gedanken als man am 13.August den ganzen Tag in den Nachrichten was die DDR für ein böser Staat war.

    Ein Bekannter von mir, geboren in Bangladesh war jetzt in der Heimat, da konnten die Leute überhaupt nicht verstehen das es in Deutschland auch Leute gibt die nicht sehr reich sind.
    Medien besonder Fernsehen bildet, dort kommen auch deutsche Serien.

    • R@iner sagt:

      „Die werden sehrwohl beobachtet und dann ist es ein Verbrechen die einfach absaufen zu lassen.“

      Ich war ’93 auf einer kleinen Kundgebung in Madrid. Ein Afrikaner schilderte, wie Boote der Guardia Civil aktiv durch „Welle machen“ zum Kentern mancher Schaluppen beigetragen hätten. Afrikaner wären auch nach ihrer Festnahme geschlagen auf den Polizeirevieren worden.
      Andere Geschichte: 2006 war ich in Conil de la Frontera und verbrachte ein paar Tage mit ein paar Engländern, die ich auf einem Camping kennengelernt hatte. Einer davon hatte einen Vater aus Nigeria. Er hatte deshalb schwarze Hautfarbe. Eines Abends wurde er bei einem Stadtfest grundlos festgenommen und mit zur Wache der Policía Local mitgenommen. Zunächst wurde er trotz seines britischen Passes verhört und danach fünf Stunden in einer dortigen Zelle verwahrt.
      Am nächsten Morgen erzählte er mir nach seiner Rückkehr völlig geschockt, was ihm passiert war und fügte hinzu, daß ihm eine teure Sonnenbrille und die Abdeckkappe der Kamera fehlen würden.
      Ich ging mit ihm zur Wache, schilderte höflich den Fall und fragte den Polizisten (auf spanisch – deshalb und wegen meines aufgekommenen Ärgers über den rassistischen Vorfall war ich helfen wollend mitgegangen), ob sich nicht vielleicht einer der fehlenden Gegenstände zufällig irgendwo befinden würden. Der Wachhabende schaute in ein großformatiges Buch und sagte mir, daß es keine Eintragung über eine Festnahme in der vergamgenen Nacht geben würde. Es ist nun so, daß ich mich mit dem Engländer sehr gut verstanden hatte und für mich zweifelsfrei feststand, wer nun gelogen hatte.
      Die Geschichte der Sportlerin macht mich gleich doppelt traurig, weil auch „die Spiele“ für mich nur eine Veranstaltung aus dem Ressort ‚panem et circenses‘ sind und ich mir nicht eine Sekunde davon angesehen habe.

  11. Don Furioso sagt:

    „Wen legitimieren wir für die Ressourcenverteilung?“ Antwort: Multinationale Konzerne, und wenn ein bissl Druck notwendig ist, die NATO. Das hat jahrelang kaum jemanden im Westen gejuckt, solange es uns allen gut ging. Wenn mal etwas kritisches im Spiegel oder in der TAZ stand, hat man sich beim Latte darüber echauffiert und über die Amerikaner gelästert. Dass jeder, ob mit BMW oder Fahrrad unterwegs, von diesem Arrangement profitiert hat, darüber wird dezent geschwiegen. Wir haben noch gar nicht angefangen, in den Spiegel zu schauen.

  12. birkental sagt:

    Die Diskussion, die auf diese Geschichte folgt, beschäftigt mich mehr als das traurige Schicksal Samias selbst. Ich frage mich weshalb und komme auf ein Wort: Zeit.
    Samia hat gewusst, dass die Zeit in ihr steckt. Die eigene Zeit steckt in jedem von uns, nur ringen wir nicht um Hundertstelsekunden. Und nicht ums Überleben, gesetzt auf eine einzige Karte. Sie hat ihre Zeit ausgespielt. Aber genauso sind wir herausgefordert, die eigene Zeit zu wagen, im Moment unsrer Zeit den Spuren, die uns wichtig scheinen Worte zu geben. Worte oder Widerworte. Eigentlich egal. Nur kein Schweigen, keine Gleichgültigkeit, genährt durch unsere Handlungsunfähigkeit. Danke für diese Diskussion. Danke für die Geschichte einer entschlossenen Frau.

    • uhupardo sagt:

      … und danke für diesen Satz, der trifft es genau: Alles! „Nur kein Schweigen, keine Gleichgültigkeit, genährt durch unsere Handlungsunfähigkeit.“

  13. Saejerlaenner sagt:

    Es ist verständlich, daß die Leute nach Europa wollen. Aber das kanns nicht sein. Man stelle sich vor, eine von sieben Mrd. Menschen leidet Hunger oder ist betroffen von Kriegen. Alle nach Europa? Nee, das haut nicht hin. Die Probleme müssen vor Ort gelöst werden, sonst findet nur ein Ortswechsel der Probleme statt.

  14. ribi sagt:

    lieber uhu: ich wundere mich ernsthaft über ihren politikansatz, dachte gutmenschenartige lieber zur bedingungslosen einwanderung sei politisch tot- oder nur bei claudia roht anzutreffen, habe mich geirrt! nun habt ihr hier recht, jeder mensch hat erstmal das recht auf leben, sehe ich auch so, aber: ich habe diese menschen nicht aufgefordert ihr land zu verlassen, um ihrer familie daheim helfen zu können, ich liefere auch keine waffen in konfliktregionen, verdiene nicht am killerzins, unterdrücke keine frauen, stelle nicht religion über alles, vermehre mich nicht ungebremst etc. solidarität kann eigentlich nur vor ort bzw. zwischen gleichen stattfinden! dt. und spanische arbeiter mögen halbwegs gleiche hoffnungen haben, osteuropäer hoffen eher darauf, dass sie die modelle bauen dürfen! offene grenzen sind für mich lächerlich, da sie aber auf den mündigen bürger setzen- ich auch, würde die einwanderung ohne sinn und verstand eh nicht passieren! hilfe vor ort – absolut, faire preise etc. unabdingbar- einwanderung nur iin mini-dosen- wenn überhaupt! als die spanier nach frankreich etc. kamen, gab es arbeit für sie, sie integrierten sich, nervten niemanden mit ihrer religion etc. wo sollte dies mit milliarden menschen gelingen, natürlich würden niemals so viele kommen, aber die möglichkeit ist da! lohndrückcerei die hardcore-folge!

    • uhupardo sagt:

      „dachte gutmenschenartige lieber zur bedingungslosen einwanderung sei politisch tot- oder nur bei claudia roht anzutreffen, habe mich geirrt!“

      Sehen Sie, so ist niemand vor Enttäuschungen gefeit. Wir würden uns auch wünschen, dass niemand mehr die Naziterminologie „Gutmenschentum“ benutzt und irren uns immer wieder.

  15. ribi sagt:

    hessenhenker: ja- aber aldi freut sich, wenn die kunden kommen, europa hat nichts von den einwanderungswilligen massen, zumindestens nicht die mehrheit der europäer!!

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