Nur 50 Euro Miete: Baufirma stellt Wohnungen für Zwangsgeräumte zur Verfügung

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Ein Bau-Unternehmen in Carlet (Provinz Valencia) hat heute dem Bürgermeisteramt 27 Wohnungen zur Verfügung gestellt. Darin sollen diejenigen Familien aus der Umgebung untergebracht werden, die durch Zwangsräumung ihre Behausung verloren hatten. Für eine symbolische Miete von monatlich 50 Euro werden die Appartements (Bild oben) zunächst für zwei Jahre zur Verfügung stehen.

Die Baufirma Hermanos Felipe hat heute Morgen der sehr erleichterten Bürgermeisterin des Ortes, María Ángeles Crespo, die Schlüssel der 27 Wohnungen übergeben. In den kommenden Tagen werden dort diejenigen Familien einziehen, die in der Gemeinde gemeldet sind oder waren und ab dem 1. Januar 2010 zwangsgeräumt wurden. „Eine wunderbare Initiative“, kommentierte die Bürgermeisterin das unerwartete Geschenk, „es würde mich sehr freuen, wenn andere Bauträger und die Banken daran ein Beispiel nehmen könnten. Jeder hat das recht auf eine menschenwürdige Behausung!“

Die Firma Hermanos Felipe verpflichtete sich, die Wohnungen (alle Erstbezug) mindestens zwei Jahre lang unter diesen Konditionen zur Verfügung zu stellen, „verlängerbar je nach der gegebenen Situation“. Danach sollen die Appartements verkauft werden. Den jeweiligen Bewohnern wird dann ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Zwangsgeräumte Familien der Gemeinde werden aufgefordert, sich sofort mit dem Bürgermeisteramt von Carlet in Verbindung zu setzen, um Anspruch auf eine der Wohnungen zu erheben.

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22 Kommentare zu “Nur 50 Euro Miete: Baufirma stellt Wohnungen für Zwangsgeräumte zur Verfügung

  1. Michael sagt:

    Das ist mal positiv.

  2. bodenfrost sagt:

    Als ich die Überschrift las hatte ich erst die Befürchtung, dass da doch irgendwo ein Haken ist, es klang zu schön, um wahr zu sein.

    Gute Neuigkeiten sind sehr willkommen. Hoffentlich reicht die Anzahl der Wohnungen für alle Opfer der Zwangsräumungen aus. Liegen Zahlen vor, wie viele es in der Provinz Valencia gibt? Ansonsten muss es doch wieder zur Eigeninitiative gegriffen werden, wie beispielsweise in Sevilla.

    • Uhupardo sagt:

      Es hat offensichtlich ausnahmsweise keinen Haken. Für die Gemeinde Carlet reicht es in etwa, für die Provinz Valencia natürlich bei weitem nicht. Weit weg davon …

  3. picola9011 sagt:

    Reblogged this on ♫♥Willkommen,Bienvenido,Benvenuto♫♥ und kommentierte:
    Solche Bauherren sollte es mehrere geben

  4. Ernesto sagt:

    Na also – es geht also doch! Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule.

  5. Ob das auch mit rechten Dingen zugeht? Hoffe es ist kein Hintrerhalt. Keiner hat etwas zu verschenken, irgendetwas steckt da im Hintergrund.
    Wenn alles OK ist. Hut ab vor allen.

    • Uhupardo sagt:

      „Keiner hat etwas zu verschenken“ ist ein Satz, den nur derjenige sagt, der sich das nicht einmal vorstellen kann. Angesichts einer Situation, in der die Immobilien vermutlich für eine Weile nicht zu verkaufen sein werden, ist eine solche Überbrückung aus Verantwortungsgefühl nur richtig und logisch. Das Image des Bauunternehmers beim zuständigen Bürgermeisteramt wird dadurch auch nicht sinken, im Gegenteil. Es gibt derzeit eine Menge kleinerer Aktionen in Spanien, die Ihnen das Gegenteil von „Keiner hat etwas zu verschenken“ zweifelsfrei beweisen würden. Solidarität ist ungleich Wohltätigkeit.

  6. matrixsun sagt:

    hallo liebster Uhupardo,

    vielen lieben dank für diesen tollen artikel und dem wundervollen nachrichtenschnitt ….. 1 schlechte , 1 gute nachricht …….. da macht das lesen wieder richtig spass und es beflügelt mich auch zum mitmachen. ich hab zwar keine 27 wohnungen aber mir fällt da bestimmt auch etwas liebevolles ein, was ich meinen mitmenschen mitgeben kann, denn jetzt ist ein guter moment dafür.

    ich wette 2013 wird ein gutes jahr, denn immer mehr herzen werden sich öffnen, wie dieses herz des bauunternehmers …………

    …… und im laufe der zeit werden wir dann wohl merken, das wir zur überwältigung der krise gar keine regierung brauchen.

    danke schön, für diese meldung.

    • Uhupardo sagt:

      Einerseits … und andererseits.

      Sí claro, einerseits ist diese Nachricht über einen Bauunternehmer, der Solidarität beweist, natürlich gut und wertvoll. So gut und wertvoll wie die Aktion einiger Eltern in einer spanischen Kleinstadt beispielsweise: Als die Lehrerin fragte „Wer hat heute gefrühstückt“, ging kaum eine Hand in die Höhe. Am Ende stellte sich heraus, dass viele Kinder zwar täglich die Schulmahlzeit zu sich nahmen, danach aber weder Abendessen noch das Frühstück am nächsten Morgen bekommen hatten. Die Eltern haben schlicht kein Geld für Lebensmittel. Die einzige Tagesmahlzeit gibt es in der Schule.

      Daraufhin fand sich eine Handvoll Eltern, die jetzt Brote schmieren und den Kindern das regelmässig in die Schule bringen. Die können sie dann mitnehmen. Auch eine gute Aktion ohne Frage.

      Allerdings bedingt – und jetzt kommt das „andererseits“ … -, denn es kann nicht sein, dass irgendwelche solidarischen Aktionen von Leuten die soziale Verantwortung empfinden, mehr und mehr als Reparaturbetrieb in die Bresche springen (müssen), weil die Staaten mehr und mehr Bürgerrechte abbauen und den Banken stattdessen lieber dreistellige Milliardenbeträge in die Tresore schieben.

      • matrixsun sagt:

        klasse …. das mit den broten ….. auch eine super idee oder gute lösung.

        Uhupardo, ich verstehe sehr gut was du meinst mit „andererseits“ ….. ,
        ich bin nun mal ein sehr prakmatischer mensch und habe für mich gelernt die dinge so zu nehmen wie sie sind, da es sehr schwer ist andere zu ändern. in unseren derzeitigen politik sieht es nun mal so aus wie es aussieht und wenn ich daran etwas ändern möchte, wovon es heutzutage ja nun nicht gerade wenig gibt, um nicht zu sagen, so ziemlich alles, dann schaffe ich das am einfachsten wenn ich in mir etwas ändere. die vorgehensweise hat sich in meinem leben als wesentlich einfacher und viel viel schneller bewahrheitet. ich für meinen teil spiele das spiel des systems in dem wir gerade leben, zum gossteil nicht mehr mit, weil ich weis wo es hinführt bzw. was es anrichtet.

        wir brauchen uns doch nur bewusst machen wo die probleme sind und dafür lösungen finden und sie ausführen. wenn wir das in allen unseren lebensbereichen tun würden, würde sich die welt wesentlich schneller wandeln als sie es gerade tut und zwar ist damit die selbstverantwortung gemeint, das selber handeln und nicht das darauf warten, dass es jemand anders für uns tut, denn wie man über jahre sehen kann scheint es nicht zu funktionieren.

        das ist mein ganz persönlicher weg und er funktioniert reibungslos.

    • aheneghana sagt:

      Eigentlich sollte der Eigentuemer fuer den Nobelpreis vorgeschlagen werden, solche Leute verdienen es in allen Medien genannt zu werden. Zur Nachahmung empfohlen.

  7. fischi sagt:

    Mit sozialem Gewissen muß das nichts zu tun haben, das ist doch mehr unternehmerische Weitsicht.
    Leer stehende Gebäude bringen nicht bloss nichts ein, sondern die kosten auch nicht wenig Unterhalt.
    Von den Bankstern darf man da nichts erwarten, die wissen ganz genau, dass ihr Spielgeld wieder ersetzt wird.

    • Das nannte man früher in Deutschland die Wohnungen „Trocken Wohnen“ – der Putz brauchte eine gewisse Zeit, bis er völig getrocknet ist und keine Gesundheitsschäden bei den Bewohnern mehr verursacht (zum Beispiel Rachitis). Für diese Zeit (meist zwei Jahre), wurden diese Wohnungen im „Erstbezug“ seeeeeehr preisgünstig an „Bedürftige“ vermietet. Ich denke, mit dem Beton heute ist es nicht anders…

      Heute wird das jedoch zu einer großen menschlichen Tat eines Bauunternehmers umfunktioniert… Ich las in den Kommentaren gar was von „Nobelpreis“… ja, ja…

      Es bleibt, dass es den zwangsgeräumten Menschen ganz sicher lieber ist, eine Wohnung „trocken zu wohnen“ als auf der Straße zu sitzen. Das ging den Menschen damals nicht anders… Da sie also alle zwei Jahre umziehen müssen (mussten), konnten(können) sich – so ganz nebenbei – auch keine engen sozialen Beziehungen zum sozialen Umfeld heraus bilden… Ein Schelm, wer Böses denkt?

      Ohhhh, schöne, kapitalistische Welt, die immer nur das beste für die Menschen, nein VON den Menschen will: ihr Geld, ihr Gut, ihre Gesundheit, ihr ALLES.

      • unschland sagt:

        „Rachitis“ bezieht sich auf Vitamin-D-Mangel (weiche Knochen) und nicht auf Erkrankungen der Atemwege, wie sie fürs Trockenwohnen typisch waren.
        Ist aber auch eine Armutserkrankung wegen Mangelernährung und lichtarmer Bauweise.
        Ich hatte schon irgendwo gelesen, dass feuchtigkeits-/kältebedingte Atemwegserkrankungen, die Du im Blick hast, wegen steigender Heizkosten/Armut in Europa wieder ansteigen.
        Trockenwohnen als Ertrags-Optimierung lohnt sich für Vermieter nicht mehr, weil man anderen Mörtel benutzt (http://de.wikipedia.org/wiki/Trockenwohnen). Der Erstmieter als Bautrockner ist unrentabel.

  8. Jetzterstrecht sagt:

    Schade, wenn Vertrauen in Menschen kein Vertrauen mehr sein darf, weil die Welt voller Misstrauen ist. Übrigens, in Spanien braucht man ein Haus nicht zwei Jahre lang trocken wohnen.

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