System-Crash kommt nach den US-Wahlen

Während alle noch über Griechenland oder Italien reden, schleicht sich ganz langsam das wichtigste Thema auf die Bühne: Keinem Industrieland geht es dreckiger als den USA. Nach den kommenden US-Präsidentschaftswahlen werden sich die Spannungen einer zerrissenen Gesellschaft entladen und zu Aufständen und Krawallen führen. Bis dahin halten alle still, weil sie hoffen, dass ihr Kandidat gewinnt und dadurch alles besser wird.

Erst wenn nach der Wahl klar ist, dass die Politik, unabhängig davon wer gewinnt, keine Lösung bringt, beginnt der Tanz, der sich bisher nur ankündigte: Massenproteste in Madison, Wisconsin, Occupy Wall Street.

Vieles hat dafür gesorgt, dass die USA dort ankamen, wo sie jetzt sind. Der wichtigste Faktor ist das schlechteste Bildungssystem aller Industriestaaten. Die Hälfte aller Erwachsenen können kein Buch auf dem Niveau der achten Klasse lesen. In Detroit liegt die Analphabetenrate bei 44 Prozent. Das sorgt dafür, dass eine Debatte über die eigene Lage und mögliche Lösungen in der Breite gar nicht geführt werden kann.

Komplexe Sachverhalte weichen Schlagwörtern und primitivsten Details: In den Medien und Foren der USA stehen gebildeten Menschen regelmässig die Haare zu Berge. Die ideologisch verkrustete Diskussion auf niedrigstem intellektuellen Niveau ist nicht geeignet, die Situation zu beruhigen oder auch nur zu analysieren.

Dazu kommen steigende Lebensmittelpreise, Arbeitslosigkeit, Armut, Ungleichheit, Zwangsräumungen, Perspektivlosigkeit. Auf dem Arbeitsmarkt ist es besonders dramatisch: 35% der US-Amerikaner arbeiten heute für weniger Geld als in ihrem früheren Job – und müssen froh sein, überhaupt noch Arbeit gefunden zu haben. Trotzdem wollen die Republikaner Gewerkschaften vernichten, weil ein gewerkschaftlich organisierter Arbeiter 200 Dollar mehr verdient als ein nicht-organisierter Kollege.

15 Millionen Hauseigentümer haben Kredite für ihr Haus abzuzahlen, die höher sind als der gegenwärtige Verkaufswert ihres Hauses. 43 Millionen US-Amerikaner sind im Lebenmittelkarten-Programm, jeder Siebte und 16% mehr als vor einem Jahr.

Nach den Zahlen des Amts für Volkszählung ist jedes 5. Kind arm. Es gäbe noch viele Statistiken, die verdeutlichen: Die USA verarmen, und sie verarmen immer schneller. Gleichzeitig sieht die steigende Zahl der Armen das reiche Amerika, das es auch gibt, was soziale Spannungen anheizt: Der Weltkonzern Exxon Mobile und alle Superreichen zahlen wesentlich geringere Steuern als jeder durchschnittliche Arbeitnehmer.

Die anstehenden Haushaltskürzungen auf allen drei Ebenen (Federal, State und Gemeinden) werden die Wut und Verzweiflung in der Bevölkerung noch wachsen lassen, weil die letzten Maschen des jetzt schon dünnen und löchrigen sozialen Netzes auch noch durchschnitten werden.

Im Jahr 2012 werden Proteste und Demos dramatisch zunehmen. Die Medien werden es auf die “Polarisierung durch den Wahlkampf”schieben. Der vermutlich schmutzigste aller US-Wahlkämpfe wird die Lage nur knapp maskieren können. Denn danach, und egal wer gewinnt, werden die sozialen Unruhen, Aufstände und Krawalle überall eskalieren, weil dann klar wird, wie hilflos Politik ist, unabhängig von den Parteinamen.

Dann erst ist die Endphase erreicht, in der eine weltweite Mega-Krise unvermeidlich wird. Bisher bemühen sich die internationalen Kapital-Eigner in einer ebenso seltsamen wie fatalen Glaubensgemeinschaft, die immense Verschuldung der USA (288% im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) klein zu reden, das Gespräch darüber gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Erst wenn diese Zusammenhänge weltweit breitenöffentlich werden – nach der US-Wahl -, wird jedem klar sein, dass die US-Wirtschaft schlicht zu gross ist, als dass irgendjemand oder alle zusammen genug Geld hätten, um einen “Rettungsschirm” darüber aufzuspannen.

Spätestens an diesem Tag wird es wie beim Roulette heissen: Rien en va plus! Oder wie man in Aachen sagt: Rien ne plus, wa?

Lesen Sie dazu auch “Ratschläge aus Verschuldistan” und „Wer ist schuld an der Krise?“

Weiterdenken:
Der Tag nach dem Crash

25 Kommentare zu “System-Crash kommt nach den US-Wahlen

  1. hessenhenker sagt:

    Zitat: „Die Hälfte aller Erwachsenen können kein Buch auf dem Niveau der achten Klasse lesen. In Detroit liegt die Analphabetenrate bei 44 Prozent. Das sorgt dafür, dass eine Debatte über die eigene Lage und mögliche Lösungen in der Breite gar nicht geführt werden kann.“

    Mir scheint, da geht es in Deutschland auch mit schnellen Schritten hin.
    Ich schreibe das nicht nur so, um auch mal mitgeredet zu haben, ich habe die Entwicklung nach unten in meinem früheren Buchladen selbst beobachten können.
    Dabei hatte ich nicht etwa eine wissenschaftliche Buchhandlung, sondern ich war lediglich die örtliche Anlaufstelle für Leser von Harry Potter und Comics.

    • vitzliputzli sagt:

      man konnte das auch sehr schön bei unseren deutschen politikern sehen. kaum jemand konnte das buch von sarrazin lesen.

      sehr beruhigend hingegen war, daß alle linken von merkel bis marx trotz leseschwäche eine entschieden dezidiert ablehnende meinung entwickeln konnten.

      daher bin ich sicher, es wird auch ein leben nach der reformierten rechtschreibungskirche geben.

      vorhin habe ich den 1955 er us-film: „Saat der Gewalt“ oder so ähnlich über die probleme etwas asozialer schüler und amerikanischer hollywood-pädagogik gesehen. es war schwarzweiß, aber ich dachte, die haben das heute in berlin gedreht.

  2. vitzliputzli sagt:

    und nur mal so als kritik an obigem artikel.

    es werden nur symptome und spekulationen aufgeführt. eine analyse zu den ursachen fehlt.

    wo bleibt die forschung nach den verantwortlichen?

    1. die hauskreditprobleme wurden zb durch linke verursacht (clinton und co), die gesetzlich dafür sorgten, daß die banken auch leuten aus “ sozialen gründen“ kredit geben MÜSSEN, die eigentlich nicht kreditwürdig sind.

    2. der illegalen einwanderung ungebildeter wird nicht entgegengetreten. klar, daß es dann im bildungssystem schwieriger wird. das kennen wir aus deutschland.

    etc. etc.

    • uhupardo sagt:

      hessenhenker, man kann angesichts dessen schon nachdenklich werden, insbesondere wenn man die kontinuierliche und erhebliche Verbesserung der Bildungssysteme in einigen asiatischen Staaten während der letzten Jahre beobachtet hat.

      vitzliputzli, die Suche nach Schuldigen (die Sie nur dann finden, wenn Sie sie „links“ vermuten) überlassen wir gerne Ihnen und halten das für verschwendete Zeit und Energie, die woanders dringender gebraucht werden.

  3. […] Lesen Sie dazu auch: „Der Tag nach dem Crash“ und „System-Crash kommt nach den US-Wahlen“ Bewerten: Share this:TwitterFacebookDiggLinkedInRedditStumbleUponE-MailDruckenGefällt mir:LikeSei […]

  4. Justin sagt:

    Das like Button Plugin waere super. Oder habe ich es nicht gefunden?

  5. […] System-Crash nach den US-Wahlen […]

  6. Finn sagt:

    Ich bin im moment damit beschaeftigt meinen Feed Reader zu mit Feeds zu bestuecken, wo finde ich den hier den Link zum Feed ?

    • @Finn

      Einfach ein bisschen nach oben scrollen. Auf der rechten Seite, erscheint die Rubrik „Meta“ und dort gibt es den Link „Artikel-Feed (RSS)“. Dort findet sich dann wiederum auf der rechten Seite die Rubrik „Aktionen“, wo man den Feed abonnieren kann.

  7. Martin W. sagt:

    Guten Tag,

    ich halte den Großteil der amerikanischen Bevölkerung auch für strunzdumm, mache dies aber zugegebenermaßen eher an Vorurteilen fest. Aber es war doch -glaube ich- Frau Albright, die seinerzeit die treffende Aussage machte, wieso man Krieg in Ländern führen solle, die ein Großteil der Amerikaner nicht mal kennen.

    Ernsthaft: Ich glaube nicht, dass die USA am Ende sind. Wenn ich auch die im Artikel genannten Punkte allesamt unterstütze. Aber eher wird denen ein neues „9/11“ passieren, als dass das Land durch Unruhen auseinander gerissen wird. Die eigene Schwäche immer schön kaschieren, keinem Land ist das in den letzten 50 Jahren besser gelungen, als den „United States of Neandertal“ (Heinz-Rudolf Kunze).

  8. […] System-Crash kommt nach den US-Wahlen […]

  9. Erhard sagt:

    Ich bin inzwischen ein paar Wochen freudiger Inhaber des Ipad und finde es echt stark, dass die Seite im Safari ohne Fehler dargestellt wird.

  10. […] Sie dazu auch: System-Crash kommt nach den US-Wahlen Europa wird enden wie die Sowjetunion Krise nur im Kopf Der Tag nach dem Crash Bewerten: Share […]

  11. […] Die japanische Wirtschaft stagniert nach Fukushima. Die USA sind so pleite wie niemand anders, was nach den dortigen Wahlen endgültig offensichtlich werden wird. Grossbritannien steht dem nur wenig nach. China musste seine Wachstumsaussichten […]

  12. […] Rentner erschiesst sich vor dem Parlament wegen Krise * Der Verrückte mit dem Fahrrad * System-Crash kommt nach den US-Wahlen * Bitte die Öko-Diktatur! * Protest weitet sich aus – Anleitung für zivilen Ungehorsam in […]

  13. […] Sie dazu auch: * System-Crash kommt nach den US-Wahlen * Euro-Krise? – Gehirn einschalten, das ist doch lächerlich! * Wir haben über unsere […]

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  15. […] Staatsbankrott unausweichlich ist * Rajoy: Schlimm wenn er schweigt, schlimmer wenn er redet * System-Crash kommt nach den US-Wahlen * Euro-Krise? – Gehirn einschalten, das ist doch lächerlich! * Wir haben über unsere […]

  16. […] * System-Crash kommt nach den US-Wahlen […]

  17. […] … und legal * Liqiditäts-Nothilfe ELA – Geld drucken ohne Limit zur Bankenrettung * System-Crash kommt nach den US-Wahlen * Euro-Krise? – Gehirn einschalten, das ist doch lächerlich! * Wie konnte das alles so weit […]

  18. Columbo sagt:

    Die USA haben immerhin den Vorteil, dass der $ (noch) die Welt-Reservewährung darstellt und sie viele Gläubiger haben, allen voran natürlich China, die auf riesigen $-Bergen sitzen.
    Wenn der $ zusammenbricht, hätten die jahrzehntelang im Schweisse ihres Angesichts für Feuer-Anmach-Papier gearbeitet, daher wäre der $-Crash auch eine Katastrophe für sie, die sie derzeit noch zu verhindern suchen.
    Aber insbes. Cina wird versuchen, den Müll langsam loszuwerden und sie werden, dank ihrem Fleiss und ihrer Wirtschaftskraft mittelfristig ihre Währung zur Welt-Reservewährung machen können.
    Dann wird das $-Zeitalter zuende gehen.

    Unruhen in USA nach der Wahl sind durchaus wahrscheinlich, aber es wurde wohlweislich ja schon ein grosses Ablenkungsmanöver vorbereitet: der Präventivschlag gegen die iranische Atomrüstung!
    Israel will doch schon seit langem losschlagen, aber die US haben sie bisher zurückgehalten, sind dennoch fleissig mit allen denkbaren Vorbereitungen beschäftigt.
    Und in einem Krieg gegen einen „Schurkenstaat“ stehen doch alle Amerikaner wieder stramm zusammen, da darf dann auch gerne das Militärbudget und deshalb die Staatsverschuldung explodieren.

    c’est ca?

    • uhupardo sagt:

      China kauft, nicht nur aber besonders in ganz Afrika, derzeit alles, was niet- und nagelfest ist, Columbo. Man versucht, die Dollar-Berge so leise und unauffällig wie möglich loszuwerden. Der Dollar hat bereits das Kreuz auf der Stirn. Das können der „Scheinwerfer auf Europa“ und ein eventueller Iran-Angriff nur noch verschieben.

      Noch klappt das

      lies

  19. […] zu wühlen … * Euro-Krise? Lächerlich! * Schuldenkrise? – Sind Sie jetzt endlich wach? * System-Crash kommt nach den US-Wahlen * 25 Fakten zum Nachdenken: Warum das System irreparabel ist! * Wer ist schuld an der Krise? […]

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