Langfristig bietet der Euro nur Vorteile

krisenchance

Wer lange genug auf der Welt ist, kann die Krise durchaus positiv sehen, auch wenn rundherum überall Panik herrscht. Von sehr jungen Leuten, deren Weltbild gerade zerbröselt, darf man wenig Optimismus verlangen, zu gross ist die berechtigte Angst vor der Zukunft. Aber alle anderen? Empfindet denn niemand so etwas wie einen Generationenvertrag? Hat niemand Kinder oder Enkel? Langfristig gesehen kann man sich beim Euro eventuell sehr bedanken, so schlimm die Situation auch heute ist.

Und jetzt zum Titel des Artikels, mittels dessen bei vielen chronisch Aufgeregten garantiert in Sekundenschnelle die Schnappatmung eingesetzt hat und die Maus nervös auf den Schreibtisch klatscht. Nach allem, was schon hundertmal gesagt worden ist, muss man nicht noch einmal analysieren, warum der Euro nicht funktionieren konnte, der eine gemeinsame Währung auf ein nicht vorhandenes Haus gesetzt hat. Dennoch ist es vollkommen unsinnig, von einer „Euro-Krise“ zu reden, denn es ist keine. „Schuldenkrise“ ist es sowieso keine, nicht einmal eine „Bankenkrise“. Es ist eine Strukturkrise oder eine Systemkrise, die nicht etwa vor ein paar Jahren begonnen hat sondern bereits seit Jahrzehnten schwelt.

Was wäre denn die Alternative gewesen ohne den Euro? Weitermachen wie bisher? Immer mehr Umverteilung von unten nach oben – oder, wie Andreas Popp richtig sagt, von fleissig zu reich? Diese Tendenz wäre ebenso fortgeführt worden wie die Ignoranz gegenüber gesamt Afrika und anderer strukturschwacher Staaten, die im Kalkül der Industriestaaten bestenfalls als Ressourcen-Lieferant und als Territorium für facettenreiche Machtkämpfchen eine Rolle spielen. Durch die jetzt nicht mehr existierenden Auf- und Abwehrtungsspielchen zwischen den europäischen Währungen hätte man den Status Quo, wie seit Jahrzehnten, noch lange einfach so weiterführen können. Ganz in Ruhe und gemütlich, ungestört von jetzt überall aufflammenden Bürgerprotesten, EU-Panik-Gipfeln und richtig falschen Vorträgen.

system error

Ausgehend von der Prämisse, dass das gegenwärtige System noch nie (menschen)tauglich war und zu irgendeinem Zeitpunkt deswegen automatisch in den Abgrund führen musste, warum dann nicht jetzt sofort? Warum nicht, wie krisenfrei sagt, „Je eher der Crash desto besser“? Gibt es denn wirklich niemanden da draussen, der die Situation zwar ebenso kritisch sieht wie die mit der chronischen Schnappatmung, aber durchaus eine Chance erkennt? Es sollten doch Leute existieren, die seit Jahrzehnten beinahe verzweifeln, weil soziale Verantwortung (nicht Solidarität und schon gar nicht Wohltätigkeit!) praktisch keine Rolle spielt in der Weltgesellschaft. Weil nirgendwo ein Generationenvertrag in Sicht ist und nur der maximale kurzfristige Gewinn alles bestimmt.

Also ja: Es ist alles ganz schrecklich, einverstanden! Und ob die fatale Situation wirklich dazu führt, dass nachhaltige Lösungen wirklich eine echte Chance bekommen, weiss derzeit niemand. Aber jetzt, erstmals, gibt es wenigstens die Möglichkeit, die so lange durch Abwesenheit glänzte! Erstmals sind alle gezwungen, sich wenigstens Gedanken darüber zu machen, Stellung zu beziehen, das eigene Weltbild in Frage zu stellen? Und deswegen gibt es jetzt erstmals zumindest die Aussicht, dass sich wirklich Grundlegendes ändern könnte. Ist das denn gar nichts?

52 Kommentare zu “Langfristig bietet der Euro nur Vorteile

  1. Carmen sagt:

    Doch, das ist viel. In den vergangenen 12 Monaten habe ich mich durch die Aufbruchstimmung, die in Occupy, Blockupy und den vielen Demos in Frankfurt deutlich wurde und sich auch in der intellektuellen Diskussion niederschlug, in dieser Gesellschaft wohler gefühlt, als in vielen Jahren davor.

    Ja, ich glaube auch, es steckt eine große Chance in der Krise.

    • Uhupardo sagt:

      Genau das war gemeint … wer noch?

      Böser Artikel übrigens aus unserer Sicht: http://www.theeuropean.de/joerg-friedrich/5430-empoerungskultur-im-internet
      Mit der subtilen Message: „Liebe Journalisten, lasst euch nicht von der Empörungskultur im Internet zur Berichterstattung in den grossen Medien zwingen, wenn es um soziale Themen geht.“ – Statt genau das Gegenteil zu propagieren …

      • Dr. Arda sagt:

        Langfristig bietet der Euro Vorteile ????
        Wahrscheinlich nur für die die nicht zahlen müssen.
        Was wäre denn die Alternative gewesen ohne den Euro? Weitermachen wie …

        Herr U. ist Ihnen nicht klar welche Arbeitslosigkeit inzwischen der EU herscht mit steigender Tendenz ?
        Welchen Schuldenzuwachs die Länder seit dem Euro haben, im Besondern auch Deutschland ?
        Wie erpressbar Deutschland inzwischen ist?
        Die Parlamente sind verkommen zu Befehlsempfängern, die Anordnungen kommen von anonymen EU- Bürokraten die niemand kennt und gewählt hat.
        Die Demonstrationen in Spanien,Griechenland,Italien,Portugal sind erst der Anfang.
        Die Partein am linken und rechten Rand bekommen Zulauf.
        Schöne neue Welt .

        • Uhupardo sagt:

          Es ist alles ganz schrecklich. (Alternative zu: Gelöscht wegen „am Thema vorbei“.)

          • Dr. Arda sagt:

            Am Thema vorbei ??
            Es wird sich ja was ändern aber leide nicht im SInne von (wir glauben an das Gute).
            Die Änderungen habe ich zum Teil bereits beschrieben und laufen auch schon an.
            Die grundlegenden Änderungen werden nicht mehr von den Völkern der einzelnen Nationalstaaten entschieden.
            Es werden Entscheidungen getroffen die keine Rücksicht mehr nehmen auf Tradtionen oder kulturelle Eigenheiten der einzelen Länder. Es wird, auf koste es was er wolle, ein Europe der Politiker und Technokraten erzwungen.
            Ist denn das was?

            „Occupy, Blockupy und den vielen Demos in Frankfurt“ werden leider keine Wirkung haben.
            Leider nicht, auch ich bin für Neuordnung der Wirtschaft .

            Übrigens bei einem Crash werden die Bürger die Rückkehr zu Ihren Nationalstaaten vehement einfordern (wie jetzt schon zu beobachten).

            • Uhupardo sagt:

              Gut, dann „es ist alles ganz schrecklich und es wird schrecklicher“. In etwa das, was andere 6.000 Kommentare in diesem Jahr auch schon gesagt haben.

              • garlic221 sagt:

                Ich finde den Kommentar von Dr.Arda nicht am Thema vorbei.

                • Uhupardo sagt:

                  Es gibt sicher 200 Artikel in diesem Blog, in dem Kommentare der Spezies „Es ist alles ganz schrecklich“ perfekt passen, deswegen gibt es auch Tausende davon. Artikel, in denen die Auswirkungen der aktuellen Politik und ihre Folgen behandelt werden. In diesem Artikel ausgerechnet geht es genau darum eben nicht. Es geht darum, welche Chancen die Zuspitzung der Situation eröffnen kann. Deswegen könnte man hier einfach mal wegbleiben mit der Katastrophen-Vision, wenn man zu diesem Artikel nichts beizutragen hat, denn es gibt genug andere Texte dazu.

                • anrosgo sagt:

                  Natürich gibt es Chancen senor Ricardo L aber diese Chancen werden andere, mächtigere ergreifen.
                  Landsam muss man sich fragen: Wo stehen Sie eigentlich senor Ricardo L. ?

                • Uhupardo sagt:

                  „Wo stehen Sie eigentlich“

                  Wieso „eigentlich“? Generell dürfen Sie sich das aber gern fragen. So lange und so oft Sie wollen. Wenn Sie in diesem Blog allerdings bis jetzt noch nicht genug Text gefunden haben, um sich das zu beantworten, stehen Ihre Chancen nicht gut. Es reicht aber vollkommen, wenn Sie sich mit hier geäusserten Standpunkten zur Sache beschäftigen, Schubladisierungen helfen weder Ihnen noch uns.

                  „Natürich gibt es Chancen senor Ricardo L aber diese Chancen werden andere, mächtigere ergreifen.“

                  Solange Sie mit gefalteten Händen im Sofa sitzen, ist das sehr wahrscheinlich.

  2. Häschen sagt:

    Zustand jetzt
    Habe kein besseren Link zu dem Bild.
    http://www.quiterly.com/14995/anyone-we-know

    Jeder andere Zustand ist besser. Das ist wahr.

  3. Krisen bieten immer eine Chance, wenn man sie nutzt, und das sehe ich nirgends.
    Europa wie es vorher war in einem Staatenbund und souveraenen Staaten hat mir gefallen, nur wurde der Euro in erster Linie dazu benutzt, eine EU-Diktatur zu errrichten, hauptsaechlich das Deutschland bestimmt.
    Das sage ich ganz klar Nein zu.
    In einem vereinten Europa, partnerschaftlich, sieht Solidaritaet etwas anders aus. Man kann ja mal bei Souveranitaet sich Wiki ansehen, alles eine Frage wie Begriffe benutzt werden.
    Wenn ich in absolut nichts mit Berlusconi uebereinstimme, aber Deutschland als Hegemonialen Staat zu sehen, sehe ich genauo, und das geht in einer Freiheit gelebten Demokratie nicht .
    Der Euro wird eines Tages wie jede andere Waehrung in den Geschichtsbuechern landen .
    Nichts ist fuer ewig .
    saludos

    • Uhupardo sagt:

      Es geht auch nicht um den Euro als Währung (richtig oder falsch) in diesem Artikel. Dieses Thema darf man wohl getrostals ausdiskutiert betrachten.

      Es geht um den Euro als Katalysator oder Nachbrenner, dessen Versagen die Chance zu einer Umstrukturierung eröffnet, schneller und drastischer als es ohne Euro passiert wäre.

      • Herr Lehmann sagt:

        Es soll ja eine „Umstruktierung“ geben: Mehr Europa nämlich, d.H. Armut für alle und nur noch Gesetze aus Brüssel. Dazu natürlich ständiges Abfeiern der „demokratischen“ Errungenschaften, Vergangenheitsbewältigung usw.
        Je länger ich darüber nachdenke umso übler wird mir. Das schlimmste kommt noch!

        • Uhupardo sagt:

          Das mag sein. Nur um „das ist alles ganz schrecklich“ ging es in dem Artikel nur zu fünf Prozent. Sondern darum, dass die Lage vielleicht nur deswegen gar nicht so übel ist, weil sie so übel ist.

      • Das meinte ich damit :
        der Euro ist gezielt genutzt worden, um die Vereinigten Staaten von Europa zu gruenden.
        Ich glaube nicht, dass der Euro an sich versagt hat, es war die Idee dahinter.
        saludos

        • Uhupardo sagt:

          Womit wir wieder und immer noch beim Negativansatz „es ist alles ganz schrecklich“ sind. Ist es tatsächlich unmöglich, Leute dazu zu bringen, sich einmal mit den theoretischen Möglichkeiten einer solchen Situation zu befassen? Das ist zugegebenermassen nicht ganz so einfach wie „es ist alles ganz schrecklich“, doch möglicherweise lohnenswerter?

          • Ich empfinde das nicht als schrecklich .

            Diese Krise ist ja nicht nur eine Eurokrise , sondern geht ja noch tiefer:

            Wir stehen (nicht wirtschaftlich oder finanziell) sozusagen in den 30 er Jahren , wo genug schief gelaufen ist, die naechste Phase kam in den 60 er , und nun haben wir diese . gewaltiger geworden wegen der Krise .

            In Spanien brach der Buergerkrieg aus, Deutschland boomte, was aber auch ein Fake war, Europa ging es schlecht , und die Menschen durch gezielte Propaganda wurden in die Feindbilder gedrueckt .

            Und genau so laeuft es gerade wieder ab, anscheinend .

            Meiner persoenlichen Meinung nach muessen wir Menschen etwas lernen, aus unserer Geschichte der letzten hundert Jahren. Nicht immer die Politiker und Banken hochhalten, sondern schaun, was koennen wir tun .

            Darin liegt m.e. unsere Chance , das sich etwas anderes bildet, als das was da eine Agenda vorhat .

            M.E. wird zuviel nach Feindbildern Ausschau gehalten, und das wird bedient, vor allem durch das internet.

            Der 14. November ist doch schon mal ein Ansatz : europaweiter Generalstreik.

            Wir die Menschen sind der Staat, nicht ein Rajoy oder eine Bank.

            Und wenn wir Menschen uns europaweit zusammentun, dann koennen die rein gar nichts.

            Meine Oma hat zwei Weltkriege ueberlebt, Inflationen, neue Waehrungen , haette die sich so ins Hemd gemacht, wie die uns Angst infiltrieren, dann waeren neben mir viele andere gar nicht geboren worden .

            Viele scheinen noch den bequemen Weg zu gehen: der andere ist schuld. Und dann bekommen solche Schlangen wie die Rechtspopulisten neuen Auftrieb, weil niemand ist so dumm von denen, sich als Faschist zu manifestieren, weil solange die Volker meinen : Hitler gleich Nazis , und das haben wir nicht, also wird alles gut, und laufen da schon den naechsten in den Arme, da kann ich nur noch mit dem Kopf schuetteln .

            Ich denke, wenn das genug Menschen erkennen ,den Nutzen dieser Krise umzusetzen, dann haben unsere Nachgenerationen eine Zukunft .

            saludos

            P.S. bis zum Jahr 2006 habe ich in einem Altenheim gearbeitet , und da war ich sozusagen direkt an Zeitzeugen des Buergerkrieges dran.

            Die Alten waren natuerlich begeistert, das ihnen jemand zuhoerte, weil so sagten sie : die Jungen wollen das allesamt nicht mehr wissen .

            Mein Exchef, Catalanist, mit spanischen Eltern ,jejejeje, begruesste mich jeden Morgen mit Hitlergruss und war von deisem Herrn total begeistert, das einzigste was er ihm nicht verzeihen konnte, war , das er nicht die Spanier in die KZ´s gesteckt hatte , sondern „nur“ die Juden .

            In dem Altenheim lernte ich dann aber Katalanen Katalanen kennen , sprich, das Originalvolk, Ob nun die Alten oder deren Familien, da war keiner separatistisch .

            Ein ganz herziges Volk , was mich so manches hat revidieren lassen .

            Und diese Alten haben mir 2005 gesagt : da geht es wieder los , die Politiker werden es wieder schaffen , die Menschen gegneinander aufzuhetzen .

            Da hatten die am meisten Angst vor .

            Wer noch lebende Zeitzeugen hat, sollte zuhoeren, weil diese Menschen sterben nun alle weg .

            • Uhupardo sagt:

              „Meiner persoenlichen Meinung nach muessen wir Menschen etwas lernen, aus unserer Geschichte der letzten hundert Jahren. Nicht immer die Politiker und Banken hochhalten, sondern schaun, was koennen wir tun. Darin liegt m.e. unsere Chance , das sich etwas anderes bildet, als das was da eine Agenda vorhat . M.E. wird zuviel nach Feindbildern Ausschau gehalten, und das wird bedient, vor allem durch das internet. Der 14. November ist doch schon mal ein Ansatz : europaweiter Generalstreik. Wir die Menschen sind der Staat, nicht ein Rajoy oder eine Bank. Und wenn wir Menschen uns europaweit zusammentun, dann koennen die rein gar nichts.“

              Muchas gracias, das ist ein Kommentar, der auf den Inhalt des Artikels eingeht. Totalmente de acuerdo. Natürlich können hier jeden Tag 50 Kommentare mit dem Tenor „Es ist alles ganz schrecklich“ erscheinen inklusive aller Schuldzuweisungen dieser Welt. Alles so (zu) einfach und alles zu wenig. Ihr Kommentar ist viel näher an dem, was es unbedingt braucht.

  4. Sven Boernsen sagt:

    Wenn ich diese Argumentation richtig verstanden habe, dann ist der Euro gar nicht so übel, weil wir durch den Euro jetzt erkennen, wie marode das System vor dem Euro schon war.

    Ein bißchen viel Optimismus. Es ist nicht damit zu rechnen, dass diese Krise (egal wie wir sie nennen) dazu führen wird, dass im Anschluß an diese Krise alles besser wird. Alle wesentlichen Vermögen sind verteilt, und zwar so, dass weit über 90 % nichts davon haben. Alle wesentlichen Machtpositionen sind ebenfalls verteilt. In gleicher Weise. Wer aufmuckt, kriegt auf die Schnauze, jetzt schon!

    Wer genau hinschaut, erkennt, dass uns seit Jahrhunderten eine Schmierenkomödie auf der politischen Weltbühne vorgespielt wird, die einzigartig ist. Immerhin: Geniale Schauspieler und hochintelligente Regisseure. Und jetzt zur Zuschauerseite: Gutgläubige und Naive, soweit das Auge reicht. Einige wissen noch nicht mal, dass sie im Theater sitzen.

    Also: Woher nehmt Ihr Euren Optimismus? Es wäre doch schon ein Gewinn, wenn wir die Geschichte nur bis zum Vertrag von Maastricht zurückdrehen könnten – oder?

    Die Theorien von Herrn Popp und vielen anderen sind gut, teilweise sehr gut. Manchmal auch brilliant. Aber wer soll die umsetzen? Wer den Kopf hinhalten? Warten wir auf den Bewußtseinswandel in der Wall Street und in der City? – Ja wovon wollen wir dann zukünftig nachts träumen???

    Ich finde die Aufklärungsarbeit auf verschiedenen Blogs (auch auf uhupardo) wirklich gut und notwendig. Viele Entwicklungen machen tatsächlich Mut. „Je eher der Crash umso besser“ ist eine nachvollziehbare Reaktion auf frustrierende Entwicklungen, beinhaltet aber ein tödliches Risiko. Es erinnert an den Ausspruch junger Rekruten 1914: „Mir juckt die Säbelspitze.“ Vielen juckte dann bald gar nichts mehr. Weitere Entwicklung ist bekannt.

    • Uhupardo sagt:

      „Es wäre doch schon ein Gewinn, wenn wir die Geschichte nur bis zum Vertrag von Maastricht zurückdrehen könnten – oder?“

      Das soll jeder für sich selbst beantworten. Wenn Sie mich persönlich fragen: Nein, es wäre kein Gewinn, ganz im Gegenteil.
      Und genau darum geht´s in diesem Artikel. Ich rede und streite seit Jahrzehnten, fordere ein anderes Gesellschaftssystem und soziale Verantwortung gegenüber allen Menschen. Bis vor wenigen Jahren – und ich vermute, z.B. Carmen geht es genauso – konnte so etwas immer in die „idealistische Spinnerecke“ geschoben oder einfach gelangweilt abgewunken werden.

      Das hat sich erst vor kurzem geändert. Jetzt sind solche Themen Allgemeingut, zumindest hört jetzt beinahe jeder zu und viele implizieren sich. Drehen wir die Zeit bis zum Maastricht-Vertrag zurück, drehen wir die andere Situation auch zurück. Will ich das? Nein, sicher nicht.

      Dass, wie Sie andeuten, die Zukunft nicht schmerzfrei zu haben sein wird, wissen Sie und weiss ich. Doch wenn Sie diese Situation jetzt nicht bekommen, dann in 20 Jahren. Ihre KInder oder Enkel müssen sowieso da durch. Dann lieber jetzt, weil sich die Chance dazu bietet.

      • Sven Boernsen sagt:

        Da es hier ohnehin um ganz persönliche Einstellungen geht, sollten wir das nicht bis auf die Spitze durchdiskutieren. Allerdings schätze ich die Zeiträume anders ein als Sie, wenn Sie sagen „Doch wenn Sie diese Situation jetzt nicht bekommen, dann in 20 Jahren. Ihre KInder oder Enkel müssen sowieso da durch. Dann lieber jetzt, weil sich die Chance dazu bietet.“

        Ich fürchte, dass wir eine Situation, die sich in Jahrhunderten aufgebaut hat, nicht in 20 Jahren umkehren werden. Ich gehe davon aus, dass es ein Kampf für viele Generationen werden wird. Unsere Kinder und Enkel werden möglicherweise noch (das klingt jetzt pathetisch) ihr Blut geben, um diesen Kampf eines schönen Tages doch noch zu gewinnen.

        Ich wünsche, dass Ihre Zeitrechnung der Realität näher kommt als meine!

  5. Haiko sagt:

    “Je eher der Crash desto besser”? – Nein, um Gottes willen!
    Dazu sind noch viel zu wenige Leute erwacht.
    Jetzt würden die Regierenden einen „Systemreset“ durchführen und alles ginge von vorne los.

  6. fischi sagt:

    Wenn ich das richtig verstehe, sollte die nicht funktionierende EU und der unsägliche Euro die Bürger aufmuntern für eine gerechtere Gesellschaft zu kämpfen.
    Genau das wird aber dadurch verhindert.
    Wer ist schon EU Bürger und der Euro der ist auch nicht so beliebt.
    Aber jetzt das Problem, national gibt es jemand der Zuständig ist aber bei der mehr oder weniger anonymen EU?
    Im Moment läuft es doch so, wenn ein Gesetz gegen den größten Teil des Volkes gerichtet ist wird es immer mit EU Vorschriften begründet.
    Ich finde die EU wurde genau dazu erschaffen um das System noch ein paar Jahre zu erhalten und die 99% gründlich zu täuschen und ruhig zu stellen.

  7. Isa sagt:

    In der Psychotherapie werden Phänomene wie Minderwertigkeitskomplex, Erlernte Hilflosigkeit, Coabhängigkeit, Stockholm-Syndrom (Identifikation mit dem Aggressor) etc. als Wahrnehmungsstörungen begriffen und entsprechend behandelt. Im größeren Zusammenhang eines Staates, eines Wirtschaftsraumes oder eines ganzen Kulturkreises sind solche Störungen im Kollektiv (!) jedoch unverzichtbar für die Aufrechterhaltung eines jeden Ungleichheits-Systems.

    Wie in der therapeutischen Praxis muss ein solcher Patient (in dem Fall also wir…) zu der Erkenntnis gelangen, dass er a) in einer Opferrolle gefangen ist, dass jedoch b) er sich täglich selbst neu entscheidet, in dieser Rolle zu verbleiben und er somit c) jederzeit die Möglichkeit hat, sich selbst daraus zu befreien.

    Den längst fälligen evolutionären Quantensprung wird die Menschheit erst dann vollziehen, wenn sich das Individuum seiner gewaltigen persönlichen Macht sowie der Verantwortung für sich selbst sowie der Welt gegenüber voll bewusst wird und damit die Opferrolle hinter sich lässt. Dann wird jede Form des Systems, das zwar in unterschiedlicher Verkleidung, jedoch mit der immer gleichen Grundstruktur der Täter-Opfer-Beziehung, schlicht und einfach überflüssig.

    Eine solche Bewusstwerdung ist nicht an einem Tag, nicht auf geradem Wege und ganz sicher nicht schmerzfrei zu schaffen. Da wir Menschen jedoch dazu neigen, eine unangenehme Situation einer unbekannten Situation vorzuziehen, und zwar so lange, bis die Unannehmlichkeiten unsere persönliche Schmerzgrenze überschreiten, lässt sich der Schmerz, den die Krise auf unterschiedliche Weise in so vielen Menschen hervorruft, als wertvoller Initialzünder und damit definitiv als Chance begreifen.

    • Uhupardo sagt:

      So war´s gemeint, Isa, Sie haben es noch „dichter“ gemacht. Gracias.

    • Bonsta sagt:

      „Den längst fälligen evolutionären Quantensprung wird die Menschheit erst dann vollziehen, wenn sich das Individuum seiner gewaltigen persönlichen Macht sowie der Verantwortung für sich selbst sowie der Welt gegenüber voll bewusst wird und damit die Opferrolle hinter sich lässt.“

      „In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minunte der Weltgeschichte: aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mussten sterben. – So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt; es gab Ewigkeiten, in denen er nicht war; wenn es wieder mit ihm vorbei ist, wird sich nichts begeben haben. Denn es gibt für jenen Intellekt keine weitere Mission, die über das Menschenleben hinausführte. Sondern menschlich ist er, und nur sein Besitzer und Erzeuger nimmt ihn so pathetisch, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehten. Könnten wir uns aber mit einer Mücke verständigen, so würden wir vernehmen, dass auch sie mit diesem Pathos durch die Luft schwimmt und in sich das fliegende Zentrum dieser Welt fühlt.“

      Friedrich Nietzsche

      Wir haben keine Verantwortung gegenüber der Welt…. Der Welt sind wir völlig egal.

      • Isa sagt:

        Das hat der Nietzsche wirklich hübsch gesagt – vielleicht hat er sogar recht? Dennoch ist es nur eine subjektive Meinung, eine Momentaufnahme in seinem persönlichen Erkenntnisweg. Zudem die Meinung eines Menschen, der sich in jenem Moment für kläglich, zwecklos und beliebig gehalten haben muss…

        Ich kann nur raten, sich selbst auf diesen Weg zu machen, anstatt sich an Zitaten festzuhalten.

        Und sollte eine Mücke tatsächlich Pathos empfinden, wenn sie an ihr weltbewegendes Dasein denkt, dürfte das ein Grund mehr sein, auch dieser Mücke – ebenso wie sich selbst – mit Respekt zu begegnen.

        Die Ansicht, wir wären der Welt egal, kann ich nicht teilen. Wir SIND die Welt und niemand ist egal, auch du nicht, Bonsta, glaub das ja nicht.

        • Uhupardo sagt:

          Debatte um den Bart des Propheten? Wer ist denn „die Welt“?
          Die Natur des Planeten nimmt garantiert wenig Rücksicht auf die Menschheit, wenn es darauf ankommt. Die Menschheit ist deswegen um so mehr beraten, rücksichtsvoll, selbst–bewusst mit sich selbst und der Natur zu sein.

          • Isa sagt:

            „Atomisieren“ wir diese Debatte nur für einen Moment und stellen wir fest, dass all das, was wir gemeinhin als „Welt“ bezeichnen, i. e. Natur, Mensch, Technologie, sogar Sprache, Intellekt, Emotion, letzten Endes aus Energie besteht, die in unterschiedlichen und wandelbaren Frequenzen schwingt und mit sich selbst in Wechselwirkung steht.

            Wenn auch Quantenphysiker ganz selbstverständlich ihre Brötchen damit verdienen, denken wir anderen diesen Sachverhalt viel zu selten konsequent bis zu Ende durch. Man kann sich auch nur schwer vorstellen, dass dies gewollt wäre von denjenigen, die momentan „oben“ schwimmen.

            Im Ergebnis könnten wir nämlich erkennen, dass wir aus demselben „Stoff“ bestehen wie der „Rest der Welt“, unser persönliches Opferbewusstsein ebenso wie der Euro, die Krise und Nietzsches Mücke. Trennungen jedweder Form, in Täter und Opfer, Mensch und Natur, Ich und Welt machen somit nicht mehr wirklich Sinn.

            Zudem, und das ist noch wichtiger, könnten wir beginnen, mit dieser Erkenntnis zu experimentieren und dabei herausfinden, dass wir durchaus in der Lage sind, diese Energie zu beeinflussen, wie auch diese Beeinflussung wieder uns beeinflusst. Das tun wir jetzt schon, allerdings ohne uns dessen bewusst zu sein und daher mit dem entsprechenden verheerenden Ergebnis.

            Obwohl u. a. unser Opferbewusstsein und alles, was es an existenziellen Missliebigkeiten nach sich zieht, auf ebendieser Ebene gründet, schreckt die Beschäftigung damit die meisten zunächst ab. Doch gerade im Umgang mit der Krise ist sie diejenige, die uns den o. e. Quantensprung ermöglichen würde, und keine noch so motivierte Debatte kann zielführend sein ohne deren Inbetrachtnahme. Daher sei sie hier noch einmal explizit erwähnt.

          • dank sagt:

            In diesem Zusammenhang nur kurz, um sich vom Thema nicht weiter zu entfernen:

            Das Bild vom selbstorganisierenden, „lebenden“ Planeten:
            http://de.wikipedia.org/wiki/Gaia-Hypothese

        • „Dennoch ist es nur eine subjektive Meinung, eine Momentaufnahme in seinem persönlichen Erkenntnisweg. Zudem die Meinung eines Menschen, der sich in jenem Moment für kläglich, zwecklos und beliebig gehalten haben muss…“
          Alles was an Wissen auf der Erde existenz ist, ist subjekt und auf Grund des eigenen Erlebens entstanden.Ob es die Wahrheit ist ? Wir haben aktuell 7 Milliarden Wahrheiten und der Krieg findet auch da statt : „meine Sicht ist der Dinge ist aber wahrer wie deine „.Die Intoleranz mittlerweile grundsaetzlich andere Meinungen zu akzeptieren, nimmt schon exorbitant zu.
          Dies geschieht meist aus nicht vorhandenen Selbst – Bewusstsein und zeigt die Sucht(e) nach Anerkennung im ausen um wahr – genommen zu werden bzw, das man sich von vornherein unterlegen fuehlt .
          Sie haben nun in zwei Saetzen die Abwertung von Nitzsche mitgeteilt ( „nur“ klaeglich, zwecklos und beliebig “ )
          Abwertung erfolgt nur, wenn man sein Ego aufwerten will, ein gaengiges Konditionierungsprogramm, und wegtreibend von dem selbst- Bewusstsein.

          Jeder Mensch hat das Recht seine Wahrheit zu sagen, aber viele trauen sich das schon gar nicht mehr, weil sie befuerchten, laecherlich gemacht zu werden oder gar abgewertet werden,
          Worte sind schlimmer als jede Waffe auf diesem Planeten .
          Freiheit beginnt da, wo ich des anderen Meinung akzeptiere, man muss sie nicht teilen, aber man sollte jedem dieses Raum geben .(Resonanz dazu Ausbeutung der Natur )
          Freiheit bedeutet auch, das jeder Mensch somit frei ist, sich all dies 7 Milliarden Wahrheiten anhoeren zu koennen, weil wer will entscheiden ,welches Weltbild, Erfahrung fuer mich am heutigen wichtig ist ?
          Wenn nur Menschen, die so sind wie ich, denken wie ich meine Begenung im aussen sind, werde ich nicht weiterkommen, das fuerht dann naemlich meist in seltsame Richtungen, Es ist gerade der Andersdenkende , der einen Menschen fordert .

          Alles was ich nicht bin, ist sowieso anders.
          Anders wohlgemerkt !
          Unser Gesellschaftendenken, privates Denken bewegen sich aber nicht im Anders , sondern in besser,schoener, schlauer als der andere, man setzt uns in Konkurrenz, da ist der Beginn des Divide et Impera , und das beginnt schon im eigenen Selbst .
          saludos

        • Bonsta sagt:

          „Die Ansicht, wir wären der Welt egal, kann ich nicht teilen.“

          Das glaube ich dir sofort.

          „Wir SIND die Welt […]“. Nun, nicht ganz. Wir sind lediglich ein Teil dieser. (Ist das der Pathos der Mücke?)

          Ich zitiere hier gleich aus deinem darunter folgendem Text:

          „Trennungen jedweder Form, in Täter und Opfer, Mensch und Natur, Ich und Welt machen somit nicht mehr wirklich Sinn.“

          Tut mir leid, aber mit sowas kann ich nichts anfangen. Sehr wohl macht die Trennung zwischen Täter und Opfer Sinn: Der Täter lebt, das Opfer ist tod. Wenn ich die Wahl zwischen beiden Alternativen hätte, ich wüsste, für welche ich mich entschied.

          PS: Ich habe eine Weile überlegt, was du mit „Opferbewusstsein“ meinen könntest, aber ich werde daraus nicht schlau. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll.

  8. sidsdl sagt:

    Der Euro, klar, für uns bringt er nur Vorteile, für den Rest der Welt aber Nachteile.. Yeah, wir haben es geschafft, dass es uns, den wohl eher „reichen“ auf der Welt noch besser und den meisten anderen ärmeren Ländern noch schlechter geht. Weil wir den Handel innerhalb Europas leichter gemacht habe. Kann es diese Elite Gesellschaft wirklich geben?
    Wir machen es anderen Ländern nur noch schwerer besser zu wirtschaften!

  9. Adolar sagt:

    „…zumindest die Aussicht, dass sich wirklich Grundlegendes ändern könnte.“
    „….aus unserer Geschichte der letzten hundert Jahren.“
    Es hatte sich schonmal was grundlegend geändert in den letzten hundert Jahren, aber was haben die Menschen daraus gemacht? Haben ihre erkämpfte soziale Sicherheit für ein paar Bananen und so genannte „Freiheit“ mitbeseitigt. Also dürfte sich der Glaube auf etwas Besseres danach erledigt haben. Es wird wieder auf den altbewährten Systemreset hinaus laufen, in welche Darstellung auch immer.
    Für alles andere müßten viel mehr Menschen ihr Hirn nutzen, zum Denken, statt Werbung speichern und Fussballtabellen.
    Die Masse müßte ein Bewußtsein entwickeln. Kommentar paßt prima. danke Isa
    „nicht schmerzfrei zu schaffen“ Damals war’s der 2.WK, diesmal die Krise? Falls doch wie lange, bis ihnen wieder die Bananen ausgehen.

    • Andreas Schmitt sagt:

      Ich glaube nicht mehr an die Krise, es sind nur die USA wieder mal pleite, weil die Militäraugaben der USA immer im gleichen Verhältnis zur Staatsschulden steigen. Jetzt schießen die Staatsschulden in die Höhe, US-Militär wirft also mit Billionen um sich.
      Hätten USA ihre Rüstungsausgaben gestrichen, dann wären sie ein Land mit ausgeglichenem Haushalt.
      Richard Nixon hat die Währunskrise der 70er Jahre durch Kündigung von Bretton Woods ausgelöst. Nixon brauchte mehr Dollars, auf seinen Befehl wurden zwischen 1970 und 1972 über 4 Millionen Tonnen Sprengstoff und Brandbomben über Vietnam abgeworfen. Die Schuldenkrise der 70er war eine direkte Folge der Ausgaben für die Bomben.
      Diese Staatsschulden sind einfach Kriegsschulden, wir zahlen also Blutsteuer und Mordsteuer, nur keiner wagt es zu sagen. Welche Ausgaben wurden in den USA und Griechenland nicht gekürzt? Richtig, die Militärausgaben.
      Die Schuldenkrise kann von der Politik nicht gelöst werden. Wer sich gegen diese Cowboys stellt, dem schicken sie eine Drohne. Wir müssen uns selbst helfen. Es müssen alternative Zahlungsmittel eingeführt werden, regionale Währungen, ohne Zinsen und Steuern, die uns, innerhalb der Stadt oder Gemeinde, die Arbeit und das Leben ermöglichen. Denn das Blut-Geld wird immer knapper.
      Denken sie über die Schlußsätze aus „Schulden“ von D. Graeber nach:
      „Niemand hat das Recht, uns zu sagen, was wir wirklich schulden. Niemand hat das Recht, uns zu sagen, was wir wirklich wert sind.“

  10. Martin sagt:

    Der Artikel ist in etwa auf der Linie, welche bei LEAP2020 vertreten wird. Europa ist in der Struktur im Problem, nicht aber von der Gesamtbilanz.

    Das klingt immer gut, jedoch führt es am Problem vorbei. Wir haben rechtsstaatliche Grundlagen, Verträge usw. In dieser Krise werden diese aber aufgegeben und transformiert. Die Krise ist das Vehikel, dass die Bürgervertreter hier eine Politik machen, welche sie ohne Krise niemals dem Wählervolk verkaufen könnten. Diese jetzige Eurokrise ist daher eine Krise der Transformation, eine Transformation der einzelnen Nationalstaaten hin zur Bildung eines europäischen Großstaats. Durch diese voreilige Euroeinführung ist in der jetzigen Situation immer der Weg hin zu mehr Europa, mehr Ausgleichszahlungen, mehr Aufgabe der nationalen Souveränität …. alternativlos und daher dieser Weg eine Zwangslage, vielfach unter völligem Bruch bestehender Gesetze, Verträge und Regeln.

    Es kann tatsächlich sein, dass in der zu erwartenden Großkrise (Zusammenbruch des Dollars, Niedergang Japan und große Probleme in China und anderen BRIC-Staaten), durch diese beschrittenen Wege Europa gar glänzend aus dieser Krise kommt und das als spätere Legitimation der vorherigen Rechtsbrüche gewertet wird und auch in der Bevölkerung anerkannt wird.

    Jedoch, keiner hat dann durchblickt, was wirklich läuft. Es sind ähnliche Abläufe wie 1929 und danach da. Weil dieses „neue Europa“ vornehmlich von den selben Gruppen, welche auch in der jetzigen Krise massiv beteiligt waren und daran verdienten. Von demokratischen Strukturen, Gewaltenteilung, Selbstkontrolle der Institutionen ist dann noch weniger als jetzt über. Zuletzt sitzen die Böcke wieder auf den Gärtnerposten und das zum Nachteil aller. Statt in einem besseren Europa aufzuwachen, sitzen wir dann in einer Diktatur oder Bürokratur. Wir mögen dann wirtschaftlich vielfach beneidet werden, jedoch zum Preis der Freiheiten.

    Insofern, der Crash wäre mir daher lieber, als das, was sich längst andeutet.

    • Uhupardo sagt:

      Wir stimmen dem Tenor Ihres Artikels zu. Allerdings ist der Zweckoptimimus von Leap2020 (französisch gesteuert) bzgl. Europa wahrscheinlich heillos überzogen.

  11. Nachdem meine Schnappatmung halbwegs wieder abgeklungen ist: Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob der „Optimismus“ hier ernst gemeint oder reiner Sarkasmus ist?

    Die Probleme des „Systems“ sind mehr Leuten bekannt, als vielleicht mancher vermutet. Das ändert aber nichts. Es gibt erstens kein erprobtes System, dass nachweislich besser funktioniert als das derzeitige. Zweitens tendieren anscheinend immer genügend Leute zum Opportunismus bis zur Korruption, sonst würde die Dreieinigkeit aus Hochfinanz, Multis und Politik nicht so gut funktionieren. Drittens kommen die „Systemalternativen“ politisch momentan entweder aus den USA oder China, wodurch zumindest aus meiner Sicht nichts besser würde. Die Alternativen wären noch die Besinnung auf religiöse „Werte“, derzeit vor allem in der islamischen Welt zuhause, aber aber auch die fundamentalen Christen (Teaparty) rüsten ideologisch auf.

    Nein, der Euro spaltet Europa. Er säht Missgunst, Neid und Hass. Es sieht nicht so aus, als würde Europa die vielen positiver Errungenschaften der letzten 60 Jahre ausbauen können. Im Gegenteil, Demokratie, Pressefreiheit, relativ hohes Wohlstandniveau, Arbeiterrechte, Minderheitenrechte usw sind nicht selbstverständlich und aus meiner Sicht zunehmend bedroht.

    Wirtschaftlich brauchen wir erstens wieder lokale Währungen, die abwerten können, zweitens einen festen Rahmen, um die „Marktwirtschaft“ (die zunehmend keine mehr ist) sozial und ökologisch umzugestalten (Vorbild Skandinavien). Was wir nicht brauchen sind ideologische oder religiöse Fundamentalisten. Wenn Europa sich nicht selbst aus dem Schopfe zieht und sich auf seine Werte besinnt, dann ist von außen keine Hilfe zu erwarten. Die Geier in Form des internationalen Kapitals, vor allem aber das organisierte Verbrechen aus Ost- und Südosteuropa kreisen bereits über Europa. Man darf die Hoffnung und den Kampf für eine bessere Welt nicht aufgeben, aber zum übertriebenen Optimismus gibt es wahrlich keinen Anlass!

    • Uhupardo sagt:

      „Wirtschaftlich brauchen wir erstens wieder lokale Währungen, die abwerten können, zweitens einen festen Rahmen, um die “Marktwirtschaft” (die zunehmend keine mehr ist) sozial und ökologisch umzugestalten (Vorbild Skandinavien).“

      Und damit haben Sie dann dies und dies gelöst? Sicher nicht oder?

      Nein, von Sarkasmus keine Spur. Sie haben hoffentlich nicht nur den Titel des Artikels gelesen (sondern auch Sätze wie „Nach allem, was schon hundertmal gesagt worden ist, muss man nicht noch einmal analysieren, warum der Euro nicht funktionieren konnte, der eine gemeinsame Währung auf ein nicht vorhandenes Haus gesetzt hat.“).

      Alles ganz schwierig? Ja, natürlich. Allerdings zeichen Se besonders einseitig, wenn Sie sagen „Drittens kommen die “Systemalternativen” politisch momentan entweder aus den USA oder China“ und erwähnen weder Geldmarktkritiker, noch „Plan B“, noch Bandbreitenmodell, noch die anderen vielen Gedankenstränge, die es zum Thema Umgestaltung durchaus gibt.

      Es muss noch viel schlimmer werden, damit es besser werden kann? Ja, wahrscheinlich. Doch es gibt zumindest jetzt die breite Diskussion über notwendige Umgestaltungen. Das ist mehr als man von den vergangenen Jahrzehnten sagen kann.

      • Natürlich habe ich den Artikel ganz gelesen und ich behaupte auch nicht, dass mit den skizzierten Eckpunkten alles gelöst wäre. Aber momentan geht es erst einmal darum die Abwärtsspirale aufzuhalten. Ich glaube nämlich nicht, dass aller besser wird, wenn es erst mal noch schlechter geworden ist.

        „erwähnen weder Geldmarktkritiker, noch “Plan B”, noch Bandbreitenmodell, noch die anderen vielen Gedankenstränge, die es zum Thema Umgestaltung durchaus gibt.“

        Die Ansätze sind mir sehr gut bekannt und ich bin selbst im Vorstand so einer Regionalwährung. Ich bezweifle aber, dass diese Themen mehrheitsfähig sind. Sie beschränken sich auf einen kleinen Kreis und es gibt zwar eine gemeinsame Kritik am Bestehenden, aber wenig Konsens bezüglich der Maßnahmen. Einen weiteren Punkt hätte ich noch, dazu gibt es aus persönlichen Gründen aber eine Mail.

  12. Dominique sagt:

    Auch ich sehe in dieser Krise große Chancen. Andernfalls müsste sich jeder halbwegs informierte und geschichtlich gebildete Mensch reinweg in die Hose machen. Natürlich macht eine Krise Angst und erzeugt ebenso sehr viel Reibung im System. Der Einzelne kann dabei durchaus unter die Räder kommen. Und daran denken wohl auch viele derjenigen, die eben nur die Schattenseiten der möglichen Zukunft vor Augen haben.
    Aber in einem gesamtgesellschaftlichen Bild ist hier sehr viel Potential für Fortschritt für uns Menschen. Ich habe die Wende in der DDR erlebt, habe Kolonnen von Mannschaftswagen voller bewaffneter Polizisten ausrücken sehen. Überwachung, Bespitzelung, Wasserwerfer und das ganze Programm einer untergehenden Diktatur. Wir haben damals, ehrlich gesagt, auch das Schlimmste befürchtet. Die Geschichte zeigt, dass es ganz anders kam. War das nun so positiv? Na zumindest in dem Sinne wie es sich die Bürger der damaligen Diktatur gewünscht haben. Immerhin 17 Millionen Menschen.
    Heute stehen wir, was die Verhältnisse angeht, einfach nur um einige Stufen größer / komplizierter / umfassender da. Ob wir nun ein großes Geschrei anfangen oder nicht, da müssen wir jetzt alle durch. Für mich stellt sich viel mehr die Frage wie man dieser erneuten Transformation einen positiven Impuls mitgibt und wie man sie letztlich heil durchleben kann. Und hier ist jeder Einzelne in seinem Umfeld gefragt. Die Weitsichtigeren helfen aufzuklären und vorzubereiten. Und wenn es dann für eine Zeit lang dicke kommt, dann ist Solidarität gefragt, Leute! Wie kommen in diesem Leben mit Egoismus nicht mehr weiter. Das könnte ja DIE Erkenntnis sein, die aus den Wirren dieser Krise heraus in die Köpfe der breiten Masse tritt. Man sollte das auch nicht rundweg als Idealismus abtun. Wir Menschen haben viel mehr Potential in uns als uns die Schwarzseher glauben lassen wollen. Es ist unsere Kultur und unser Umfeld, welche uns auf die eine oder andere Art denken lassen. Sonst nichts. In einer paar Jahren sind wir jedenfalls alle schlauer. Ich lasse mir meinen Optimismus jedenfalls nicht mehr nehmen. Schreibt jemand, der in Spanien lebt und auch schon einige Hürden im Leben zu nehmen hatte.

  13. […] Sie dazu bitte auch: * Langfristig bietet der Euro nur Vorteile * Bereits mehr als 2 Mio. Arbeitslose sind ohne jedes […]

  14. kristiano sagt:

    also wenn sie schon andreas popp zitieren, sollten sie vielleicht erwähnen, dass er für eine grundlegende reform des schuldgeldsystems steht und dass er den euro (der nicht anderes als der dollar ist, weil 80% des euro durch dieses ebenso wertlose und belieg vermehrbare luftgeld „besichert“ wird); ebenso hält er den euro in dieser form für nicht überlebensfähig wie die meisten seriösen ökonomen im übrigen auch. hr stiglitz, den sie auch in einem anderen artikel hier zitiert haben fällt allerdings sicher nicht in diese kategorie, sondern in jene der gekauften wissenschaft.

    • Uhupardo sagt:

      „also wenn sie schon andreas popp zitieren, sollten sie vielleicht erwähnen,“

      Warum „sollten wir erwähnen“? Andreas Popp sagt ein paar richtige Dinge und anderes ist komplett untauglich. Weit weg vom Guru. Deswegen war sei Name nur ein Aspekt in der Kette „nach vorn denken“, nicht mehr aber auch nicht weniger. Ihre subjektiven Prädikate, die gerne zwischen „seríösen Ökonomen“ und „gekaufte Wissenschaftlern“ unterscheiden möchten, belassen wir Ihnen gerne. Sie drücken Ihre Vorlieben aus („Ich mag Spinat“), sachlich sagt das allerdings gar nichts.

  15. morrowatch sagt:

    Man merkt die Absicht und man ist verstimmt. Natürlich bietet der Euro eine Chance, wie auch ein Tal, das mit Nattern verseucht ist. Denn um auf den Gipfel zu kommen, muss dieses Tal durchquert werden. Wohlan, in Romanen liest sich das immer sehr heorisch. In Wahrheit winken Schweiß, Blut, Angst und Tränen. Soweit sind wir noch lange nicht. Niemand hier kann sich ausmalen, welche Strapazen unsere Altvorderen nach den beiden WK zu bewältigen hatten. Obwohl alle Überlebenden eine Chance hatten, ähnlich wie in der Lotterie. Für mich sind das rein akademische Debatten, die völlig an der Wirklichkeit vorbeigehen. Wir hatten die Chance, als die Montanunion verordnet wurde, wir hatten die Chance beim Übergang in die EWG, wir hatten Chancen ohne Ende, bei der Implantierung der EU und auch noch bei der Einführung des ECU. Wir haben sie vorüberziehen lassen, wie Schiffe mit orientalischen Schätzen. Und jetzt erfreuen wir uns am Strandgut. Erst wenn das auch ausbleibt, werden die Überlebenden wieder die Zähne blecken, sofern sie noch über welche verfügen. Eine Chancenverwertung in lebensbedrohlichen Situationen erfordert ein intaktes Kleinhirn, das dem Großhirn die Flausen austreibt, aber das wurde den meisten abgezüchtet. Fragen sie mal im Hühnerstall nach Chancenverwertung.

    • Uhupardo sagt:

      „In Wahrheit winken Schweiß, Blut, Angst und Tränen. Soweit sind wir noch lange nicht.“

      Sie hätten dazu gesagt: „rein akademische Debatte, die die völlig an der Wirklichkeit vorbeigeht“. Fragen Sie mal in Griechenland, Portugal oder Spanien nach, ob wir „noch lange nicht soweit“ sind. Das würde Erkenntnisse bringen.

      Die Frage ist, ob wirklich Chancen verpasst wurden zu den von ihnen angegebenen Zeitpunkten. Nämlich reale Lösungschance für die hier angesprochene Problematik: Klick … oder ob nicht alle „Chancen“ nur kosmetische Massnahmen gewesen wären, die die logische Entwicklung keinesfalls aufhalten und bestenfalls verzögern konnten.

      Die Essenz des Artikels ist also keinesfalls der Ruf nach „Schweiß, Blut, Angst und Tränen“ sondern die Hoffnung auf eine wirkliche Chance; die einer substanziellen Änderung (die allerdings nicht schmerzfrei zu haben sein wird).

      • morrowatch sagt:

        Ich glaube, dass sie wissen, was ich meine. Wollen es aber nicht eingestehen.Ich habe häufig als Fürsprecher für die Sprachlosen versucht, ihre bescheidenen Forderungen nach mehr Lebensqualität, Einkommen oder bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Nichts Weltbewegendes, auf unserer täglichen Ebene; Arbeitsplatz, Akademie und dergleichen. Die Resolutionen waren immer eindeutig, von Entschlossenheit und Durchsatz gezeichnet. Bei der Realisierung kam immer das Motto =Hannemann, geh‘ du voran! Die Chancenverwertung endete allzu häufig mit vergleichweise bescheidenen Kompromissen. Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach, schwang ungesagt über diesen Auseinandersetzungen. Ich fühlte mich häufig als Dinosaurier, wie manche Vorgesetzte mir vorwarfen. Und ich habe begriffen, man muss wieder Dinosaurier werden, um zu begreifen, wann die eigene Existenz bedroht ist. Der heutige kopfgesteuerte Homo sapiens sapiens ist dazu nicht in der Lage. Er betreibt immer Güterabwägung im Rahmen der Energiebilanz, was nicht zum sofortigen Erfolg führt, wird nicht angegangen. Solange die Meteoreinschläge nur den Nachbarn treffen, fühlt er sich in Sicherheit. Wenn es ihn trifft, ist es zu spät. Um auf die Frage zurückzukommen: ja, wenn wir den Schneid unserer Vorfahren zur Zeit der römischen Besatzung, der Hunnen-Einfälle oder der Muselmanen-Feldzüge hätten. Nein, im Zeitalter der Papiertiger und der Warmduscher. Dazu müßten wir erst ins Zeitalter der Kreuzzüge zurückregiert werden. Was nicht ganz ausgeschlossen scheint. Dann werden wir uns der Frage noch einmal widmen.

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