Draghi: Keine Finanz-Bazooka! Wenn Spanien Hilfe will, bitte zuerst unter den Rettungsschirm

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Drei Schritte vor, einen zur Seite, vier zurück: Nachdem EZB-Präsident Mario Draghi vor wenigen Tagen kryptisch die grosse Finanzkanone ankündigte, kam vor wenigen Augenblicken die Klarstellung. Wenn Spanien Hilfe will, solle das Land zuerst einmal unter den Rettungsschirm schlüpfen, verlangte Draghi. Die Zentralbank sei nicht dazu da, die Handlungsfähigkeit der Regierungen zu ersetzen. Der neue Rettungsschirm ESM werde keine Banklizenz bekommen, bis sich die Bestimmungen ändern – oder: bis die deutsche Regierung, die das bisher strikt ablehnt, dieser Option zustimmt.

Damit dürfte vorerst alle Vermutungen vom Tisch sein, die EZB werde wieder massiv Staatsanleihen von Italien und Spanien aufkaufen, um den Druck von der Risikoprämie zu nehmen.  Besonders besorgt sei die EZB über die „Fragmentierung der Euro-Zone“, sagte Draghi. Die sehr unterschiedlichen Zinssätze, der Geldfluss von der Peripherie Europas ins Zentrum des Kontinents und die Entwertung der Bank-Aktive (sprich: Immobilienblase) in einigen Ländern liessen aussergewöhnliche Zugänge zur Liquidität der Zentralbank in den kommenden Wochen geraten erscheinen.

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Wann die EZB handeln werde, wurde Draghi gefragt.  Die Reaktion hätte klarer nicht sein können: „Die Antwort ist einfach; wenn die Regierungen ihre Pflicht erfüllen, den Rettungsschirm auszuklappen.“ Oder auch: Vorerst nicht!  Die vollmundige Ankündigung des EZB-Präsidenten vor ein paar Tagen („Wir werden handeln … und glauben Sie mir, das wird ausreichen!“) wurde durch Berlin offensichtlich wieder auf Realitätsniveau geschrumpft. Spaniens Regierung soll unter den Rettungsschirm gedrängt werden, wie es die Merkel-Regierung schon mehrfach verlangt hatte, bevor es auch nur die Aussicht auf Hilfe durch die Zentralbank gibt.

„Die Märkte“ reagierten sofort enttäuscht auf den Vortrag des EZB-Präsidenten, der heute nicht die erwartete Finanz-Bazooka verkündet hat.  In Spanien stürzte die Börse um fast fünf Prozent ab und auch in New York zeigte der Futures Markt rote Zahlen.  Jetzt sind die Regierungen Italiens und Spaniens unter enormen Druck geraten. Von der EZB ist vorerst keine Hilfe zu erwarten … und die Riskoprämie stieg nach der Pressekonferenz sofort wieder.

15 Kommentare zu “Draghi: Keine Finanz-Bazooka! Wenn Spanien Hilfe will, bitte zuerst unter den Rettungsschirm

  1. aus Madrid sagt:

    Draghi spricht und der Ibex fällt, der König fällt hin und die riesengrosse Spanienfahne auf dem Platz Colón in Madrid fällt auch auf den Boden. Was für ein Donnerstagmorgen!

  2. Deutschländer sagt:

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/schuldenkrise-ezb-bereitet-sich-auf-neue-anleihenkaeufe-vor-11841347.html

    Die EZB wird Anleihen zur Zinssenkung kaufen. Sofern die relevanten Staaten unter den
    Rettungsschirm begeben und damit die Haushaltshoheit an dritte abgeben.

    Der Rettungsschirm bzw, das Vertrauen in diesem, wird weltweit nur noch von einigen wenigen Ländern getragen, deren Steuerzahler für die künftigen Transaktionen gemeinschaftlich haften,

    Insofern – auch wegen der Fairness zum Stammpersonal im Rettungsschirm, (GR/IR/Port etc..) macht die Entscheidung (aus denen ihrer Sicht) Sinn.

    Feststellen möchte ich noch, daß ich als Person den ESM, insbesondere die Statuten aufs Schärfste verurteile und im Leben nie geglaubt hätte daß das, was in diesem Vertragswerk festgehalten ist, irgendeine Regierung unterzeichnet.

    • uhupardo sagt:

      „Die EZB wird Anleihen zur Zinssenkung kaufen. Sofern die relevanten Staaten unter den Rettungsschirm begeben und damit die Haushaltshoheit an dritte abgeben.“

      Richtig. Nur müsste das erst möglich sein. Die Gelder des EFSF sind fast aufgebraucht und den ESM gibt es noch eine ganze Weile lang nicht. Die „Rettung“ von Spanien und Italien ist also vorerst nicht einmal theoretisch möglich. Merkel, die Spanien mit Nachdruck unter den „Rettungs“schirm treiben will, könnte sich also verechnet haben. Denn wenn „die Märkte“ angreifen, bevor der ESM zur Verfügung steht, gehen die Lichter sofort aus.

      • ST.Haben sagt:

        Eine Katastrophe so oder so.Gäbe es nur die kleinste Hoffnung mit den woher auch immer gezeugten Hilfen und auch RettungsGeldern die Wirtschaft von Spanien, Griechenland und Co.wieder herzustellen, man könnte über alles reden. So aber geht es so wie es aussieht nur ums Überleben, bei uns wird es auch schwerer werden. Mit Geld allein ist diese Krise nicht mehr zu lösen! Hier müssen die bisherigen Fundamente und Arbeits+Lebensweisen auf den Prüfstand.Sie führten in die falsche Richtung, bis heute. Werden sie nicht geändert, werden sie LEBENSGEFÄHRLICH!!

        • uhupardo sagt:

          Sie haben in der Länderaufzählung Deutschland vergessen. Das Land mit einer Verschuldungsquote von mehr als 80 Prozent, das als erstes den Maastrichter Vertrag gebrochen hat.

      • ST.Haben sagt:

        JA, so ist es.Auch wir haben nicht wenig profitiert von der Schuldenmacherrei dieser Staaten und dachten das geht immer so weiter. Und wer denkt, dass es immer so weitergeht,sbaut nicht vor.sAuch Erfolg kann vernichtend sein wenn man ihn nicht richtig deklariert und sich vorbereitet.

  3. fischi sagt:

    Zeigt für mich wieder es geht nur um die Zerstörung der letzten Sozialleistungen.
    Da soll überhaupt nichts gerettet werden.
    Deutschland wird alles dazu tun diesen Zustand so lange wie möglich am laufen zu halten.
    Wenn Draghi schlau genug war hat er noch ein paar Wetten plaziert und noch mal schön an den steigenden Kursen verdient.

  4. bauagent sagt:

    Man sollte sich zu allererst von der Geldpolitik als isolierte Größe lösen und sie als politisches Mittel zur Durchsetzung von sonst illusorischen Zielen sehen.

    Hier kommt nur das zentrale Ziel der Hochfinanz in Betracht; die Vereinigten Staaten von Europa.

    Durch unterschiedliche Verfassungen und einem gar nicht so einfach zu knackenden Grundgesetz sind hier Vernebelungen und Taktiken über die Mainstream-Presse zu lancieren, dass es selbst “ Eingeweihten “ schwer wird, die Taktik zu durchblicken um Volksmeinung einserseits und Gesetze andererseits passend zu machen.

    Im Kontext dieser Überlegung, die Privatisierung der Staaten voran zu treiben und die Zentralsiierung zur Gewinnmaximierung zu erreichen, läuft alles nach Plan.

    Dabei ist der Euro nichts anderes als ein trojanisches Pferd, dass ohne Probleme in den nächsten Monaten geopfert werden kann.

    In dieser Situation des Chaos` und nichts anderes passiert derzeit, kann man per einberufenem Konvent auch ein Grundgesetz mit “ Volksabstimmung “ abschaffen bzw.
    passend machen, um der Hochfinanz den richtigen Startblock zuzuweisen.

    Das wird noch in 2012 passieren, falls die Völker diese False Flag nicht durchblicken.

  5. almabu sagt:

    Der „Konstruktionsfehler“ des Euro ist es, der die deutsch-geprägte Knute der Rettungsschirmauflagen überhaupt erst möglich machte. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt…

    Nun ist zwar verständlich, dass man nicht unbegrenzten Finanztransfers an die EU-Peripherie zustimmen möchte, andererseits bieten die Rettungsschirmauflagen faktisch eine Hegemonial-Chance für Deutschland in Europa.

    Dieser kurzsichtige Plan wird nicht funktionieren, sondern nur die ehemaligen WW2-Alliierten USA, UK und Frankreich in eine Zweckgemeinschaft gegen Deutschland in Stellung bringen. Russland bleibt zunächst abwartend aussen vor und harrt der Entwicklung, die sich da zusammenbraut, denn eine Rezession in Europa würde auch den Rohstoff- und Energieexporteur Putin empfindlich treffen…

    • uhupardo sagt:

      Robert Kurz, der Autor des brillanten Werkes „Schwarzbuch Kapitalismus“, sagte dazu am 15. Aug. 2010:

      „Die Beschwörung des „Modells Deutschland“, das sich vom Weltkapital abkoppeln könnte, ist nicht nur eine Illusion, sondern im Kern nationalistisch und reaktionär. Solche Töne sind jetzt auch von Merkel und Steinbrück zu hören, die so tun, als wäre das Übel aus den USA über die unschuldigen und soliden Deutschen gekommen, die in Wirklichkeit von Anfang an kräftig mitgemischt haben bis zu den selber „gierigen“ Jedermann-Kleinspekulanten, die sich jetzt mehr denn je als die Geprellten gerieren.“

      Das stammt aus diesem lesenswerten Text: http://www.heise.de/tp/artikel/28/28905/1.html

      … weil wir gerade bei bemerkenswerten Texten sind: Nicht viele werden das zu Ende lesen, aber ein paar hoffentlich schon.
      http://www.heise.de/tp/artikel/37/37365/1.html

    • dank sagt:

      „Dieser kurzsichtige Plan wird nicht funktionieren, sondern nur die ehemaligen WW2-Alliierten USA, UK und Frankreich in eine Zweckgemeinschaft gegen Deutschland in Stellung bringen.“

      In dem Zusammenhang verweise ich auf:
      http://www.zeit.de/2009/21/D-Souveraenitaet/seite-1

      Wenn D in Europa aufgeht, verlieren etwailige Papierchen vielleicht ihre Gültigkeit?
      Vielleicht ist hier auch der politische Antrieb von Merkels und Schäubles Vorgehen zu finden?
      Hält sich deswegen auch Russland zurück, weil danach eine Annäherung mit Europa möglich ist?

      Was natürlich den Finanzwahnsinn nicht besser macht und auch generell nicht beschönigend auszulegen ist. Motivsuche ohne Totschlagargumente ist nicht immer einfach…

  6. flurdab sagt:

    Ach ich weiß nicht?
    In der ARD zeigen sie heute Abend „Annas zweite Chance“ und im ZDF gibts Olympia live.
    Das kann doch alles garnicht so schlimm sein.

  7. […] “Ich habe diesbezüglich keine Entscheidung getroffen” Bewerten:Share […]

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